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Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau

Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau

Titel: Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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nichts nach. >Wen Gott vernichten will, den treibt er zuerst in den Wahnsinn<. Das waren ihre Worte.«
      »Was bedeutet Douziko?«, frage ich Keremoglou, als sein Wortschwall verebbt, denn von so einem Getränk höre ich zum ersten Mal.
      »Raki«, erklärt er mir. »Raki, wie die Türken sagen. Ihr nennt es Ouzo, wir Douziko.«
      Worauf bezog sich Safo wohl, wenn sie von Wahnsinn sprach? Auf die Maria von damals, die ihren Anastassis rückhaltlos liebte, oder die Maria von heute, die, obwohl sie schon mit einem Fuß im Grab steht, ihren Rachefeldzug führt? Eines zumindest weiß ich jetzt: Die Schwägerin trug ihr nichts nach, obwohl die Chambou sich ihr gegenüber nicht gerade freundlich benommen hatte. Ich komme zum Schluss, dass die Aussage »Ich bin zu spät gekommen« auch auf Versöhnung und Vergebung hindeuten könnte.
      »Kannten Sie die Chambou oder haben Sie sie damals, als sie wegen Safo herkam, zum ersten Mal gesehen?«
      »Ich habe sie damals zum ersten Mal gesehen«, sagt Keremoglou.
      »Ich kannte sie von früher«, meint Sefertzidis. »Natürlich habe ich sie nach so vielen Jahren nicht gleich wiedererkannt, doch als sie sich nach Safo erkundigte - und bevor ich ihr sagte, dass sie tot sei -, habe ich sie gefragt, wer sie denn sei. Und da hat sie mir ihren Namen genannt.«
      »Woher kannten Sie sie?«
      »Damals, während der Tumulte im Jahr '55, wohnte meine Familie direkt neben dem Haus, wo die Chambena Dienstmädchen war. Als die Verfolgungen einsetzten, haben sich Marias Arbeitgeber bei uns versteckt, weil in unserem Wohnhaus nur Griechen und Armenier wohnten. Damals habe ich sie kennengelernt.«
      »Jedenfalls habe auch ich etwas von ihrem Besuch gehabt, auch wenn ich sie nicht kannte«, mischt sich Keremoglou in das Gespräch. »Sie hatte Safo eine Käsepitta mitgebracht, und wir haben sie unter uns aufgeteilt. Alle haben davon gegessen, sogar der zahnlose Charalambos. Die Käsepitta zerging einem geradewegs auf der Zunge!«
      Ich schaue die beiden scharf an, wie um sicherzugehen, dass sie noch am Leben sind.
      »War Ihnen irgendwie übel, nachdem Sie die Käsepitta gegessen hatten?«, frage ich.
      »Wieso übel?«, wundert sich Sefertzidis. »Wir haben Ihnen doch gesagt, dass es ein Leckerbissen war, oder? Wir haben sie anstelle der Totenspeise aus Weizenschrot gegessen und Safo die Vergebung ihrer Sünden gewünscht.«
      Sie wissen nicht, dass Safo die Vergebung ihrer Sünden weniger nötig hat als Maria. Auf den ersten Blick sieht es nicht so aus, als hätten sie einen Schaden erlitten, denn die alten Leute wären auf der Stelle umgekippt. Die Käsepitta enthielt also kein Pflanzenschutzmittel, genauso wenig wie der Blätterteigkuchen für Efterpi Lazaridou. Doch ich beschließe, lieber auf Nummer sicher zu gehen und einen Arzt hinzuzuziehen, der mir bestätigt, dass es keine Vergiftungsfälle gab.
      »Wo kann ich einen Arzt finden?«, frage ich.
      »Um diese Zeit nur im Krankenhaus«, entgegnet Keremoglou.
      »Herzlichen Dank, Sie haben mir sehr weitergeholfen. Falls nötig, werde ich noch einmal vorbeikommen.«
      »Wir halten die Stellung«, versichert Keremoglou.
      »Jetzt haben wir dem Mann gar nichts angeboten«, stellt Sefertzidis mit einiger Verspätung fest.
      »Hättest du ja gerne tun können, oder?«, fragt der andere, bereit, wieder mit ihm in den Ring zu steigen.
      »Mein Taschengeld aus Sidney ist noch nicht da, und ich bin ein bisschen knapp bei Kasse«, erklärt Sefertzidis. Dann meint er zu mir: »Ich habe eine Tochter in Australien. Sie besteht nicht unbedingt darauf, mich zu sehen, aber sie schickt mir Taschengeld.«
      »Also wirklich, warum bist du so undankbar?«, bricht es aus Keremoglou heraus. »Die ärmste Ioanna hat dich bekniet, mit ihr zu kommen. Aber du hast dich stur gestellt und bist hiergeblieben. Und jetzt redest du noch schlecht über sie, du Taugenichts!«
      Eilig verabschiede ich mich von den beiden. Ich hoffe, im Krankenhaus einen Arzt zu finden, der mir bestätigen kann, dass keiner der alten Männer nach dem Verzehr der Käsepitta Anzeichen einer Vergiftung aufwies.
      Auf dem Flur stoße ich auf eine Pflegekraft mittleren Alters. »Wissen Sie vielleicht, welcher Arzt am Dienstag im Altersheim Bereitschaft hatte?«, frage ich sie.
      »Einen Moment, ich frage die Krankenschwestern.« Nach einer Minute kehrt sie zurück und erklärt mir, dass es Doktor Remzi war. »Fragen Sie im

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