KR097 - Ich contra Wild-West

kommt sich vor wie ein dreizehnjähriger Junge, der Indianer spielt.«
    Na schön, dass mussten wir eben wohl oder übel auch Indianer spielen.
    Wir verabschiedeten uns und traten in den Vorraum hinaus. Hammet empfing uns dort um einige Grade freundlicher als bei unserer Ankunft. »Kann ich was für Sie tun?«
    »Wir möchten gern wie echte Cowboys aussehen«, versicherte ihm Phil treuherzig.
    »Kommen Sie, Mister…«
    »Sprinter, Josuah Sprinter.«
    Hammet verzog das Gesicht, als empfinde er einen körperlichen Schmerz.
    »Kommen Sie also, Mister Josuah Sprinter und Mister Malcolm, so war doch Ihr Name?«
    Ich bestätigte dies.
    Hammet führte uns in den Wild-West-Supply-Store, einen Raum, der bis unter die Decke mit Hollywoodrequisiten ausgestattet war.
    »Ein bisschen viel Aufwand für die paar Gäste, die Sie haben«, sagte ich.
    Hammet nickte.
    »Voriges Jahr hatte ich dreißig Gäste, in manchen Wochen der Saison sogar vierzig. Aber die Saison ist jetzt schon 28 zu Ende, außerdem folgen immer mehr Rancher meinem Beispiel. In Texas und New Mexiko schießen Ranches, die nach meinem Vorbild gestaltet werden, wie die Pilze aus dem Boden.«
    Hammet suchte aus einem Stapel zwei Bluejeans und Holzpatronenrevolver.
    Auch er trug Cowboykleidung und einen Revolver, der wahrscheinlich ebenfalls mit Holzpatronen geladen war.
    Als wir den Store verließen, hatten wir unsere Dandykleidung über den Arm gehängt und trugen stattdessen Blue Jeans und die Holzpatronenrevolver. Wir kamen uns einigermaßen lächerlich vor.
    »Ich kann Ihnen im Vertrauen sagen, dass die Waffen nicht scharf geladen sind«, erklärte Hammet. »Die Kugeln bestehen aus lackiertem Holz. Die Revolver sind jedoch echt. Alte Pioniercolts, Kaliber 45, man muss sie nach jedem Schuss erneut spannen. Ich wünsche Ihnen erholsame Tage.«
    Damit verschwand Hammet, und ich wunderte mich, dass er offenbar jedem im Vertrauen von der Harmlosigkeit der Revolver erzählte. Mir erschien das sehr unklug. Er zerstörte einem ja sämtliche Illusionen.
    Draußen wartete der Kaufmann aus Boston auf uns. »Darf ich Sie mit den Leuten bekannt machen?«, fragte er mit tückischem Grinsen und musterte uns von oben bis unten.
    »Gern.«
    »Dann kommen Sie mit ins Bunkhouse.«
    Mit wiegendem Schritt ging er vor uns her. Wir standen vor der angelehnten Tür des Speiseraumes der Cowboys. Phil wollte sich offenbar gut einführen und stieß mit dem Fuß die Tür auf. Er zog seinen 45er Colt und krähte: »Stick them up, boys!«
    Die Reaktion der Cowboys war einigermaßen überraschend. Es waren etwa zehn Männer im Raum. Die meisten saßen mit dem Rücken zur Tür an einem Tisch. Automatisch hoben sich auf Phils Aufforderung hin die Hände in Schulterhöhe, und ich sah, wie ihre Muskeln sich spannten.
    Zwei hatten mit blitzartiger Geschwindigkeit ihre Colts gezogen und wirbelten herum, geduckt, mit hellwachen Augen.
    Das war kein billiges Theater mehr. Diese Männer waren trotz ihrer Kinomaskerade schnelle und erfahrene Kämpfer. Auch Phil hatte das bemerkt. Er warf mir einen kurzen Seitenblick zu und tat dann so, als sei er zu Tode erschrocken.
    Er ließ den Revolver fallen und entschuldigte sich ängstlich: »Ich hab doch nur Spaß gemacht.«
    Der Bostoner Kaufmann lachte dröhnend auf und bückte sich nach Phils Revolver.
    »Habt ihr gehört, Jungs, er hat nur Spaß gemacht.«
    Er wirbelte den Colt einige Male am ausgestreckten Zeigefinger herum, ein Trick, an dem er wahrscheinlich nächtelang geübt hatte, und reichte ihn Phil.
    »Vorsicht damit, das könnte losgehen«, sagte er verächtlich.
    »Um Gottes Willen«, stotterte Phil und schob ungeschickt den Revolver in das tief hängende Halfter.
    Die Cowboys hatten die Arme sinken lassen, und die zwei Revolvermänner brachten fluchend ihre Waffen an ihren alten Platz.
    »Witziger Bursche, dieser Josuah«, meinte einer der Männer in dem lang gezogenen »drawl« der Texaner. »Schätze, er wird uns noch viel Spaß bereiten.«
    Der Texaner erhob sich, öffnete seinen Tabakbeutel und drehte sich eine Zigarette. Er zog ein Streichholz aus der Tasche seiner schwarzen Büffellederweste und strich es am Stiefelabsatz an.
    Er ging langsam auf Phil zu und zog ihm den Revolver aus dem Halfter.
    »Laufen Sie immer mit einer gespannten Waffe herum? Das könnte gefährlich werden.«
    Der Cowboy legte den Daumen auf Phils Colt und ließ den Hammer langsam zurückfallen. Dann gab er ihn Phil zurück.
    »Der war gespannt?«, fragte Phil