Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KR151 - Ich rettete 2 Millionen

KR151 - Ich rettete 2 Millionen

Titel: KR151 - Ich rettete 2 Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
sich um das typische Pariser Fremdenlokal, das so tut, als verkehrten bei ihm die gefährlichsten Apachen der Unterwelt, so mit rotem Halstuch und Schlägermütze, wissen Sie, und die dazu passenden biegsamen Mädchen in schwarzen Pullovern und knappen Röcken und langen Mähnen.
    In Wahrheit waren achtundneunzig Prozent dieser gefährlich aussehenden Typen vom Wirt engagierte Studenten, die für die richtige Gruselatmosphäre zu sorgen hatten. Hier und da mochte jemand darunter sein, der schon sechs Wochen für einen Taschendiebstahl bekommen hatte.
    Wir nahmen einen Tisch in einer Nische. Reem bestellte Wein und einen kalten Imbiss.
    »Besser, wir benehmen uns wie harmlose Amerikaner, die was erleben wollen. Tanzen Sie ruhig mal mit einem von den Girls.«
    Wir befolgten seinen Rat. Wir luden sogar ein paar von den Katzen an unseren Tisch ein, und sie unterhielten uns mit einem gequälten Englisch. Es vergingen so an die zwei Stunden, dann bemerkte ich, wie ein Mann an der Theke Reem ein winziges Zeichen machte. Reem stieß mich leicht an und winkte mit den Augen zum Bartisch hin.
    Ein großer Mail mit einem weiten amerikanisch geschnittenen Anzug hockte auf einem Stuhl. Ich hatte seinen Eintritt nicht bemerkt.
    Irgendetwas an dem Mann erinnerte an einen Orang-Utan oder einen Gorilla. Er hatte breite, aber hängende Schultern. Die Arme waren affenartig lang, die Beine kurz und plump. Das Gesicht war grob geschnitten, mit aufgestülpter Nase und niedriger Stirn, und auch in den Augen lag ein dumpfer, tierhafter Ausdruck.
    Einen Augenblick lang glaubte ich, in dem Gesicht das Boxerprofil zu erkennen, das ich am Steuer des Chefwagens gesehen hatte, aber ich war meiner Sache nicht sicher.
    Von dem Mann ging das Gefühl von Gefährlichkeit aus wie eine Welle. Er hockte da, goss ein Glas Whisky nach dem anderen wie Wasser in sich hinein und stierte dumpf nach den Mädchen auf der Tanzfläche.
    »Er trinkt immer fünf Gläser«, flüsterte mir Reem zu. »Dann steht er auf und geht.«
    Ich winkte vorsorglich dem Kellner und zahlte die Zeche.
    Wir unterhielten uns weiter mit den Mädchen, ließen den plumpen Burschen aber nicht aus den Augen.
    »Das fünfte Glas«, sagte Phil, der die Drinks mitgezählt hatte. Prompt stand der Fremde auf, warf einige Scheine auf den Tisch und ging in einem komisch wiegenden Schritt zur Tür.
    Wir stiefelten sofort hinterher und kümmerten uns nicht darum, dass unsere Gesellschaftsdamen laut gegen diesen unhöflichen und übereilten Aufbruch protestierten.
    Wir sahen ihn im Licht einer Straßenlaterne langsam dahintrotten. Wir trennten uns sofort. Reem hielt die Verbindung, weil er die Gegend am besten kannte, Phil und ich folgten in einem Abstand von dreihundert Yard, so dass wir zwar nicht mehr den Mann, aber Reem immer sehen konnten.
    Der Weg dauerte nur zehn Minuten, und dabei verließen wir nie das Montparnasse-Viertel. Schließlich blieb Reem stehen und winkte uns heran.
    »Er ist in das Haus gegangen«, sagte er und zeigte auf ein hohes, schmalbrüstiges Gebäude. »Es ist ein Hotel garni dritter Klasse. Offenbar hat er dort ein Zimmer. Ich werde das auf dem zuständigen Polizeirevier feststellen. Was wollen Sie tun?«
    »Wir werden das Haus beschatten, Tag und Nacht«, entschied ich. »Ich schlage Sechsstundenschichten vor. Wir lösen uns alle drei ab, falls Sie nichts dagegen haben. Ich hoffe, irgendwann einmal und hoffentlich möglichst bald wird er uns zu den beiden anderen führen. Lassen Sie bitte Ihren Wagen hier in der Nähe, Reem, falls er mit einem Auto abgeholt werden sollte. Ich denke, das ist der beste Weg. Ich weiß nicht, ob wir mit Gewalt etwas ausrichten können. Wenn wir ihn uns kapern und an geeigneter Stelle unter Druck setzen, kann es sein, dass die beiden anderen gewarnt sind, bevor wir etwas aus ihm herausbekommen. Sie können ein entsprechendes Zeichen vereinbart haben, einen Telefonanruf zu einer bestimmten Stunde oder sonst etwas, das wir nicht kennen und das den Chef und den anderen Jungen sofort zum Türmen veranlasst, wenn es unterbleibt. – Haben Sie übrigens etwas über die Dollarumtauscherei herausbekommen, Reem?«
    »Nein, es sind keine ungewöhnlich hohen Beträge umgetauscht worden. Ich habe mir zwei Listen über alle Dollarwechsler verschafft und lasse sie prüfen, aber ich zweifle jetzt doch, dass wir auf diesem Weg zu dem Mann kommen. Er scheint auch daran gedacht zu haben.«
    »In Ordnung, wir haben ein Bindeglied, und ich hoffe, das hält.

Weitere Kostenlose Bücher