KR151 - Ich rettete 2 Millionen
zuckte zusammen –, es wurde Licht im Zimmer sechs. Ich war so überrascht, dass ich die Fenster nachzählte. Es stimmte: Es war Nummer sechs!
Da tappte auch Troncs Schatten hinter dem Fenster herum.
Langes Warten zerrt an den Nerven. Schließlich ist es kein Grund zur Aufregung oder zur Hoffnung, wenn ein Mann in der Nacht mal aufsteht, aber das Licht blieb an. Ich sah auf die Uhr! Fünf Minuten! Zehn Minuten!
Jetzt erlosch es. Die Flurbeleuchtung flammte auf, Sekunden später knarrte die Haustür. Troncs Riesengestalt stand auf der Straße.
Im Schein einer spärlichen Glaslaterne konnte ich ihn gut sehen. Er rührte sich nicht von der Stelle, drehte nur seinen dicken Kopf nach links, als erwarte er jemanden.
Angespannt stand ich da, und ich vernahm das Brummen eines Automotors. Ich wusste sofort, Tronc wurde abgeholt. Für mich kam es darauf an, rechtzeitig bei Reems Wagen zu sein, um den Anschluss nicht zu verlieren.
Ich riskierte es, die Türnische zu verlassen, schlich mich an der Hausfront entlang zu der Seitenstraße, in der unser Wagen stand. Von der Ecke aus konnte ich den Hoteleingang noch sehen.
Ein Wagen fuhr vor. Wenn ich die Form richtig erkannte, war es ein großer Citroën. Er stoppte nur für einen Augenblick, um den Wartenden einsteigen zu lassen, und fuhr sofort wieder an. Ich preschte zu meinem Fahrzeug, riss die Tür auf, stieß den Zündschlüssel ins Schloss, startete.
Ich kurvte um die Ecke in die Straße hinein. Fünfhundert Yard vor mir schwammen zwei rote Schlusslichter in der Nacht. Ich schaltete das Licht aus, gab Gas und fuhr so nah auf, dass ich mich vergewissern konnte, ob ich wirklich den Citroën vor mir hatte. Okay, er war es. Ich ließ meine Karre zurückfallen und schaltete das Licht wieder ein, auf dass ich nicht den Unwillen der Flics erregte. Es genügte, wenn ich die beiden roten Lichter vor mir sah.
Der Fahrer schien überhaupt nicht daran zu denken, dass jemand ihm folgen könnte.
Er schlug den Weg vom Montparnasse-Viertel zur Innenstadt ein. Ich erkannte den Place de la Concorde wieder, die Champs Elysées, die Oper. Im Innenstadtverkehr wurde es schwieriger, seine Spur zu halten.
Dann fuhr er durch eine Gegend, die ich nicht kannte. Die Straßen wurden leerer, schließlich waren sie fast ausgestorben, und ich musste es wagen, ohne Licht zu fahren, wollte ich dem Verfolgten nicht auffallen.
Ich sah im Vorbeisausen nur noch wenige Häuser, dafür umso mehr Bäume, und ich vermutete, dass wir durch den berühmten Bois de Boulogne sausten, den Stadtwald von Paris.
Dann verschwanden die roten Schlusslichter vor mir schlagartig.
Ich stieg auf die Bremse, fuhr rechts ran und stellte mich auf die eigenen Füße.
Vorher aber nahm ich den Smith and Wesson aus der Halfter und wog ihn in der Hand.
Möglichst lautlos tastete ich mich vorwärts. Die Straße war asphaltiert, aber nicht beleuchtet. Links und rechts sah ich im spärlichen Sternlicht nur Bäume und Sträucher.
Da tauchten auch schon die Umrisse eines niedrigen zweistöckigen Hauses vor mir auf. Es lag etwas von der Straße zurück, war aber nicht umzäunt und hatte auch keine Mauer, nur eine Art Vorgarten.
Ich ging auf der anderen Straßenseite daran vorbei, entdeckte eine Kellergarage, zu der eine schräg abfallende Einfahrt führte, und auf dieser Einfahrt stand der Citroën. Ich wartete zwei Minuten lang.
Als sich nichts rührte, schlich ich hin. Die Taschenlampe anzuzünden, wagte ich nicht, aber ich tastete das Nummernschild ab. Der Wagen führte eine französische Nummer. Ich merkte sie mir.
Das Haus lag völlig dunkel da. Alle Fensterläden waren hinabgelassen, auch die in der zweiten Etage.
Ich drückte mich seitlich am Haus vorbei, strich die fensterlose Seitenfront ab und gelangte auf die Rückseite. Die Bäume und Sträucher standen bis ganz nahe an die Mauern heran. Hinten war eine Terrasse mit einer Steinbalustrade, die leicht zu ersteigen gewesen wäre, aber ich verzichtete zunächst noch darauf.
Auch die Fenster der Rückfront waren mit Fensterläden verschlossen. Es handelte sich nicht um Rolljalousien, sondern um einfache Klappläden, die gewöhnlich durch primitive Fallriegel geschlossen werden.
Aus einem einzigen Fenster fiel ein schwacher Lichtschein. Ich verharrte unter einem Baum und überlegte, was zu tun sei.
Mit dem Schießeisen in der Hand an die Haustür zu gehen, zu klingeln und den Rest dem Augenblick zu überlassen wäre vielleicht das einfachste gewesen; aber ich hatte
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