KR151 - Ich rettete 2 Millionen
Mr. Highs Mahnung nicht vergessen, nach Möglichkeit keinen Lärm zu machen, und ich war sicher, dass die Leute in diesem Haus sich unter gewaltigem Krach ihrer Zwei-Millionen-Dollar-Haut erwehren würden.
Wenn Terry Tronc der richtige Mann war, dann war ich jetzt am richtigen Ort, und es konnten ruhig noch zwei oder drei Tage vergehen, bis wir sie in aller Stille und nach den nötigen Vorbereitungen aushoben.
So weit war ich mit meinen Überlegungen gekommen, als ich zusammenzuckte. Ich hatte ein Geräusch gehört, nur ein kleines, kaum wahrnehmbares Geräusch, aber verdammt, es klang wie ein Seufzer, ein schwaches Stöhnen, und es kam aus dem Haus.
Sollte ich doch…?
Dann erlosch das Licht in dem Fenster; in einem anderen ging eine stärkere Beleuchtung an, brannte eine Minute und erlosch dann auch.
Ich hörte das Schlagen einer Tür, einer Haustür. Sie verließen die Villa. So schnell es nur ging, hastete ich um das Haus herum, aber es ging nicht sehr schnell, denn die Zweige und Sträucher waren mir im Weg, und ich durfte nicht viel Lärm machen.
Auf halbem Weg schon hörte ich das Zufallen von Autotüren, an der Ecke das Aufbrummen des Motors, und als ich die Straße erreicht hatte, sah ich den Citroën rückwärts aus der Garageneinfahrt kommen.
Die Innenbeleuchtung des Citroën brannte. Ich sah für die Dauer von zwei Lidschlägen drei Gesichter, die Gesichter der drei Männer, die von der Zwei-Millionen-Dollar-Bande übrig geblieben waren.
Es gab keinen Zweifel mehr, dass sie es waren. Troncs Gorillagesicht hinter den Scheiben des Fonds, ein schmales, zynisches Jungengesicht von der Art Crisbys hinter dem Steuer und auf dem Beifahrersitz der Kopf des Chefs, eine Zigarette im Mund, das Feuerzeug in der Hand.
Ich muss sagen, dieser Mann hatte ein Profil, das wie aus Stein war, unbeweglich und starr. Ich sah genau den scharf eingezackten Haaransatz, die gebogene Nase, das vorstoßende Kinn. Diesmal war kein grünliches Panzerglas dazwischen, nur eine dünne, normale Sekuritscheibe.
Eine kleine Bewegung genügte, um ihn ein für allemal unschädlich zu machen. Der Gedanke schoss mir durch den Kopf, weil ich einmal in einer Bucht gestanden hatte, in der dieser Mann gewütet hatte. Ich hatte auch unter einem Auto gelegen, als dieser Mann eine ganze Straße beherrschte, und ich hatte einen toten, braven Polizeifahrer vom Sitz gezogen.
Ich war auch dabei gewesen, als der Befehl dieses Mannes einen dummen, mittelmäßigen Gewohnheitsverbrecher auf einem Baugrundstück in den Tod schickte, und ich hatte den Vater des Jungen gesehen, der deswegen sterben musste, weil dieser Mann ihn verführt hatte.
Seine Straße zu den zwei Millionen war mit Toten gepflastert.
Ich schoss nicht. Ich stand hier aufgrund eines Befehles. Der Befehl war stärker als der Wunsch, dem Mann heimzuzahlen, was er verdiente.
Die Innenbeleuchtung erlosch, die Scheinwerfer flammten auf. Der Fahrer legte den Vorwärtsgang ein.
Ich rannte zu meinem Wagen, startete, fuhr an, ging sofort in den zweiten Gang. Die roten Lichter des Citroën waren schon verschwunden. Ich blendete ohne Rücksicht den Scheinwerfer voller auf, erreichte eine Kreuzung, fuhr links, riss die Karre an der nächsten Kreuzung mit quietschenden Reifen noch einmal nach links.
Sie mochten rechts abgefahren sein oder geradeaus, und es gab im Augenblick keine Hoffnung, sie noch einzuholen. Ich machte mir keine großen Sorgen, dass wir sie verlieren konnten. Tronc würde sicherlich in sein Hotel zurückgehen. Ich fuhr langsam weiter und hielt nach einem Fernsprecher Ausschau, aber ich sah nichts dergleichen. Schließlich sah ich ein Liebespärchen, das Arm in Arm daherschlenderte. Ich stoppte und fragte: »Telefon?«
Der Mann überlegte und erklärte mir dann laut und unter heftigen Armbewegungen, wie ich zu fahren hätte, um an einen öffentlichen Fernsprecher zu kommen, aber ich verstand ihn nicht.
Ich sagte; »Merci!« und fuhr weiter, drehte und gondelte in Richtung der Villa zurück. Ich ließ den Wagen vor der Kreuzung stehen und ging den Rest des Weges zu Fuß. Ich dachte an das merkwürdige Stöhnen und wollte wissen, was es damit auf sich hatte.
Ich war ziemlich dreist, denn ich fühlte mich sicher in der Gewissheit, dass das Haus leer war. Die Balustrade an der Hinterfront zu erklettern war leicht. Auch mit Hilfe des Taschenmessers die Fallriegel der Fensterblenden hochzudrücken war eine Spielerei. Schwieriger wurde es, mit dem geschlossenen Fenster fertig
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