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KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst

KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst

Titel: KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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hatte, daß hier niemand mit einer Kanone im Anschlag auf mich wartete, ging ich hinüber.
    Der Portier lüftete die Mütze, riß die Flügeltür auf, ich trat ein und war damit für den Augenblick vor Überraschungen sicher.
    Ich suchte mir einen Hocker an der Bar. Die Dame hinter der Theke erkannte mich wieder. Offenbar mochte sie mich nicht, denn sie gab mir zwar den Drink, den ich verlangte, aber sie sprach nicht mit mir. Sie wandte sich sofort wieder einem Mann zu, der zwei Hocker weiter saß. Ich musterte den Mann flüchtig. Er sah gut aus, blondes, leicht angegrautes Haar, mageres Gesicht, breite Schultern.
    Ich nippte an meinem Whisky herum und überlegte allen Ernstes, ob ich die ganze Sache auch richtig angelegt hatte. Es ist schon ein höchst unangenehmes Gefühl, wenn man sich selbst in Gefahr gebracht hat, aber noch unangenehmer ist es, andere Leute zu gefährden, und ich konnte mir nicht verhehlen, daß ich das getan hatte. Doch ich fand so schnell kein Patentrezept, um das ›Gespenst‹ aufzustöbern und gleichzeitig Berry und die anderen aus der Schußlinie zu halten.
    Ich glaubte, im Grunde hier unnütz zu sitzen. Es konnte zwar sein, daß Purson und seine Leute draußen auf mich warteten, aber ich rechnete nicht damit, daß sie hereinkommen würden. Ich irrte mich. Glockenschlag zwölf erschienen sie, und zwar Purson und der offenbar von ihm unzertrennliche Kanzeck.
    Ich kippte den Rest meines Whiskys hinunter, während sie auf mich zumarschierten. Dann stand ich auf. Ich hielt es nicht für wahrscheinlich, daß sie hier in der Bar Ernst machen würden, aber es war besser, mit allem zu rechnen.
    »Pünktlich wie die Maurer«, lobte ich.
    Purson nickte mir nur zu, erblickte den Mann auf dem Hocker und grüßte: »Hallo!«
    »Hallo!« antwortete der Mann. Ich warf ihm einen raschen Blick über die Schulter zu, aber er sprach schon wieder mit der Bardame. Ich wußte nicht, ob er nur ein harmloser Bekannter von Purson war, aber ich mußte ihn einkalkulieren, wenn es zu Tätlichkeiten kommen sollte.
    »Nehmen wir diesen Tisch«, schlug ich vor und bezeichnete einen kleinen Rundtisch in der Nähe der Bar. Ich wählte meinen Stuhl so, daß ich den Unbekannten an der Theke im Auge behalten konnte.
    Purson und Kanzeck ließen sich auf die Stühle fallen.
    Ich bestellte eine Runde und sagte höhnisch: »Ihr erlaubt, daß ich euch einlade, denn meine Geschäfte werden in Zukunft immer besser gehen, während eure schlechter werden.«
    »Das ist noch nicht raus«, antwortete Purson, aber er nahm die Einladung an.
    »Bevor wir reden«, fuhr ich fort, als die Gläser vor uns standen, »möchte ich wissen, ob du von deinem Boß Vollmachten hast. Ich habe keine Lust, meine Zeit mit dir zu vertrödeln, wenn du nichts anderes von dir zu geben hast, als allgemeines Gequatsche, von dem dein Boß nichts weiß.«
    »Warum willst du nicht glauben, daß ich der Boß bin?« fragte er.
    Ich tat den Satz mit einer Handbewegung ab. »Weil du nicht das Zeug dazu hast.«
    Seine Augen funkelten. »Ich will dir was sagen«, zischte er und beugte sich weit über den Tisch, »ob es einen Boß gibt oder nicht, das mag gleichgültig sein, aber ich sage dir das eine: Nimm das nächste Flugzeug, nimm einen Düsenjäger und geh dahin, wo du hergekommen bist.«
    »Ist das deine Meinung oder die vom Boß?« fragte ich und lehnte mich bequem zurück.
    »Das eine so gut wie das andere«, entgegnete er rätselvoll.
    »Und was passiert, wenn ich bleibe?«
    »Du wirst es sehen – oder richtiger, du wirst es spüren, aber dann ist es zu spät.«
    Ich lachte. Dieser Purson liebte es, in Andeutungen zu sprechen.
    »Schade«, sagte ich, »ich hatte mir einem vernünftigen Vorschlag gerechnet wie zum Beispiel: Ihr übergebt mir dreißig Prozent eurer Kunden, damit ich einen Grundstock habe, und dann stecken wir unsere Arbeitsfelder ab. Ich hätte mich meinetwegen nur mit den Schauspielern beschäftigt, während ich euch die Regisseure, die Firmen und alles andere überlassen hätte. Jetzt werden wir eben um den Markt kämpfen. Das ist auch in der Wirtschaft so.«
    Purson drückte seine Zigarette aus.
    »Wir verhandeln nicht. Du verschwindest spätestens morgen mittag aus Hollywood, und wir werden dir einen kleinen Vorgeschmack davon geben, was dir geschieht, wenn du diesem Befehl nicht folgst.«
    Er schüttelte mir seinen Whiskyrest so schnell ins Gesicht, daß ich nicht mehr zurückweichen konnte. Eigentlich war es zum Lachen. Da hatte ich unter

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