KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst
So, als spräche er durch ein dickes Tuch und als bekäme er die Zähne nicht auseinander.
»Komm! Berrys Wohnung – Schweinerei…!«
Ich stand schon, und so schnell bin ich noch nie in meine Kleider gekommen. Im Grunde hätte ich auch auf die Hose verzichten können. Wichtig war hier nur ein Kleidungsstück: der Smith & Wesson.
Mit der Geschwindigkeit eines Tornados sauste ich die Treppen hinunter. Der Mietwagen stand zum Glück vor dem Hotel. Zum zweitenmal in wenigen Stunden gab ich eine Autorennvorstellung quer durch Hollywood, aber noch waren die Straßen leer, und niemand störte sich an einem verrückt gewordenen Wagen. Mit kreischenden Bremsen hielt ich vor Berrys Wohnung, und ich war aus dem Wagen, bevor er richtig stand.
Die Haustür war verschlossen. Ich drückte auf den ersten besten Klingelknopf. Es dauerte eine Weile, bis der Bewohner der entsprechenden Etage den Selbstöffner bediente, aber ich raste an seine Korridortür vorbei, ohne mir Zeit für eine Erklärung zu nehmen. Berrys Korridortür war nicht verschlossen. Ich betrat die Wohnung ohne besondere Vorsichtsmaßregeln. Ich wußte, daß es niemandem gelingen würde, Phil zu zwingen, mich in eine Falle zu locken.
Ich fand meinen Freund im Wohnzimmer auf der Erde. Er war so säuberlich zu einem Bündel verpackt, daß man ihn ohne weiteres mit der Post hätte verschicken können. Das Telefon lag neben ihm.
Ich ging in die Küche, fand ein Messer und befreite Phil von seiner Verschnürung. Ich löste ihm den Knebel und steckte ihm statt dessen eine Zigarette zwischen die Zähne.
Er rauchte einige Züge und rieb seine schmerzenden Handgelenke. »Alles, was ich weiß, daß ich ein Geräusch hörte, wach wurde, mich aufrichtete«, sagte er. »Ich sah vier Männer, aber nur für einen Augenblick. Dann bekam ich schon einen Hieb über den Schädel und war weg. Als ich aufwachte, lag ich auf der Couch. Die vier Männer standen da, hatten den geknickten Berry zwischen sich. Sie trugen Strumpfmasken, aber ich glaube sicher, daß es unsere vier Freunde waren. Mich hatten sie zu einem Bündel verschnürt. Sie zogen wortlos ab. Ich wälzte mich von der Couch, kugelte mich zum Schreibtisch, riß das Telefon herunter, ruckelte solange hin und her, bis ich an die Nummernscheibe konnte, und rief dich an. Das dauerte allein fast zwei Stunden, denn sie hatten mich wirklich sorgfältig verpackt.«
»Vier, sagst du?« vergewisserte ich mich. »Dann war das ›Gespenst‹ persönlich dabei, denn Mator wurde vor wenigen Stunden angeschossen und fällt für solche Unternehmen aus.«
»Jedenfalls haben sie Berry.«
Ich schüttelte den Kopf. »Mir kommt das alles ziemlich geheimnisvoll vor.«
Er sah mich fragend an.
»Vier Männer machen schließlich einigen Lärm, wenn sie in eine fremde Wohnung gewaltsam eindringen«, erklärte ich auf seine unausgesprochene Frage. »Merkwürdig, daß ihr, du und Berry, nichts davon gehört habt. Hatten sie einen Schlüssel?«
Phil zuckte mit den Achseln. Ich ging zur Tür und untersuchte das Schloß. Es war unbeschädigt.
Mir gingen eine Menge Gedanken durch das Gehirn. Sie wissen vielleicht, wie das ist, wenn man das Gefühl hat, daß sich alles ganz anders verhält, als man bisher angenommen hat, aber noch nicht weiß, was man an die Stelle der bisherigen Annahmen setzen soll.
Ich forderte Phil auf, mit ins Hotel zu kommen. Ich fuhr langsam den Weg zurück. Wir stellen den Wagen auf der Straße ab und wollten zu meinem Zimmer, als der Portier uns anrief: »Ein Herr wartet auf Sie, Mr. Cotton.«
Es war noch früh am Morgen. Die Putzfrauen wirkten noch in der Hotelhalle. Die Teppiche waren umgeschlagen und die Stühle noch zum Teil aufeinandergestellt.
Ich sah mich um. Da saß, die Beine lässig übereinandergeschlagen, mein Freund Purson und rauchte gemächlich eine Zigarette.
Er stand nicht auf, als ich auf ihn zuging.
»Habt ihr Berry geholt?« fragte ich.
»Guten Morgen«, sagte er. »Ich habe dir eine Einladung zu bringen. Man möchte dich sprechen.«
»Wer ist man?«
Er antwortete indirekt. »Du hast dir doch immer Verhandlungen auf höchster Ebene gewünscht. Du wirst zu einer solchen Verhandlung eingeladen.«
»Wo?«
»Das wirst du sehen.«
Ich lachte. »Glaubst du, ich gehe freiwillig zu meinem Begräbnis?«
Er drückte seine Zigarette aus. »Du hast keine Wahl. Wenn du nicht mitgehst, gibt es einen Toten, der auf dein Konto kommt.«
»Ihr habt also Berry?«
Er stand auf. »Gehst du mit oder nicht?
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