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Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition)

Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition)

Titel: Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad , Jannis Plastargias , C. Dewi , Gerry Stratmann
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und verschwindet auf der Suche nach passenden Tellern fast darin.
    „Schön“, erwidert er atemlos, ohne auch nur in Sams Richtung zu sehen. Aus Angst, seine Einsilbigkeit wäre verdächtig, setzt er eilig nach: „Mag ich.“ Mit
größter Akkuratesse verteilt er Geschirr, Gläser und Besteck.
    „Ja, ich auch“, sagt Sam und lächelt.

Nik S. Martin
Die Grillparty
    - Schnittknoblauch -
    „Denk bloß an die Butter, Gregor!“, waren die mahnenden Worte, ehe Markus auflegte. Mit einem belustigten Schnauben stellte Gregor das Schnurlosgerät zurück in die
Basis. Natürlich würde er die Butter nicht vergessen! Wo dachte sein Cousin hin?
    Es war zur Tradition geworden, dass Gregor zu jedem Familienfest und zu jeder Party seine Knoblauchbutter mitbrachte. Wobei diese im Grunde nichts Besonderes war – jedenfalls in
Gregors Augen. Gute Butter, keine Discounterware, dazu Knollenknoblauch und Schnittknoblauch, beides aus seinem eigenen Gärtchen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken – fertig. Das war
das ganze Geheimnis.
    Die erste Grillparty des Jahres stand an. Für April war ein außergewöhnlich schönes und warmes Wochenende gemeldet worden, und das wollten viele nutzen. So hatte Markus
kurzerhand entschieden, bei ihm im Garten müsse der Grill endlich aus dem Winterschlaf erweckt werden.
    Vor sich hin pfeifend trat Gregor in seinen Hof, der außer einer Sitzgruppe noch einige Blumenkübel aufwies, die im Sommer mit Geranien bepflanzt wurden. Aus dem Frühbeet schnitt
er die ersten langen Stängel des Schnittknoblauchs ab. Jedes Jahr begann die Aussaat der neuen Kräuter auf dem Fensterbrett seiner Küche, wenn draußen noch der Nachtfrost
herrschte. Sobald dieser immer öfter ausblieb, zogen die zarten Pflänzchen ins Frühbeet, wo sie unter einem Glasdach wohlig warm weiter wachsen konnten.
    Mit der Ausbeute zarter Stängel ging er zurück in die Küche. Die Butter war schon auf Zimmertemperatur erwärmt, sodass er gleich loslegen konnte. Mit geübten Händen
flockte Gregor die Butter auf, zerkleinerte den Schnittknoblauch in kurze Röllchen, ähnlich klassischem Schnittlauch, und hob sie vorsichtig unter. Anschließend schälte und
teilte er den Knollenknoblauch in Viertel und würfelte ihn mithilfe eines Knoblauchschneiders. Eine Presse besaß er nicht – so etwas käme ihm auch nie ins Haus!
    Zerquetschter Knoblauch in seinem Haushalt war ebenso undenkbar, wie eine Frau im Haus zu haben. Solange er zurückdenken konnte, hatte ihn nur das eigene Geschlecht fasziniert. Nur lebte er
seine Orientierung nicht offen. Der Hauptgrund dafür waren seine Eltern, die beide auf die Achtzig zugingen. Mit einer solchen Offenbarung würde er die beiden vermutlich schneller ins
Grab bringen, als ihm lieb war.
    So blieb er lieber allein, suchte nur ab und an das Abenteuer in der einhundert Kilometer entfernten Großstadt. Gegen die Einsamkeit half das allerdings nicht. Umso mehr freute er sich auf
den geselligen Nachmittag bei seinem Cousin.
     
    Zwei Stunden später saß Gregor im Auto und fuhr in den Nachbarort. Das kleine Städtchen bot alles, was man täglich brauchte, und war dennoch urig und gemütlich. Markus
und seine Frau Tanja hatten dort, nach der Hochzeit im letzten Jahr, ein hübsches Haus gekauft. Ende des Sommers erwarteten die beiden ihr erstes Kind. Gregor freute sich für die junge
Familie, insbesondere weil beide mit Mitte dreißig eher spät Eltern wurden. Für ihn selbst war es erst recht zu spät. Mit fast achtundvierzig brauchte er über Kinder nicht
nachdenken – wie auch, ohne Frau und dem Interesse an einer solchen?
    Vor dem Haus standen schon einige Autos. Nur mit Mühe quetschte Gregor seinen Golf in eine Lücke – wie hieß es noch gleich? Ein Mann wäre der bessere
Einparker - auf Gregor traf das nicht zu.
    Als der Wagen endlich zufriedenstellend parkte, griff er nach der Glasschale mit seiner Butter und stieg aus.
    In diesem Moment kam ein schweres Motorrad vorbeigefahren. Das Dröhnen der Maschine ging Gregor durch und durch. Dem Fahrer warf er einen zweiten Blick hinterher – ein
weißes T-Shirt spannte sich über den breiten Rücken, der ansehnliche Hintern steckte in einer Bluejeans. Überraschenderweise lenkte der Fahrer sein Bike vor die Schlange Autos,
platzierte das Vorderrad am Rinnstein. Schwungvoll erhob er seinen großen Körper vom Sitz, zog den Helm ab und hing diesen an den Lenker. Er bemerkte wohl, dass Gregor ihn anstarrte,
denn er drehte sich um

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