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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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aufgemotztem Lieferwagen stand.
    »Mein Electric-Kool-Aid Expreß?« sagte Meeks. »Ich denke ja.«
    »Wieviel?« fragte Natalie. Auf dem uralten Fahrzeug waren psychedelische Muster der sechziger Jahre unter verblichener grüner Farbe zu sehen, aber ihr gefiel die Tatsache am besten, daß die Fenster Vorhänge hatten und die Rücksitze breit und lang genug für die Trage waren.
    »Fünfhundert?«
    »Gekauft«, sagte Natalie. Wahrend die Männer die Trage auf der langen Bank hinter dem Fahrersitz befestigten, suchte Natalie in den Koffern im Heck des Kombi und fand neunhundert Dollar in Zwanzigern, die sie in Sauls Ersatzschuhen versteckt hatten. Es war ihr letztes Geld. Sie lud die Koffer und Taschen in den Bus um.
    Jackson, der Sauls Blutdruck maß, sah auf. »Warum zwei Autos?«
    »Ich möchte, daß er so schnell wie möglich medizinische Versorgung bekommt«, sagte sie. »Wäre es zu riskant, ihn nach Washington zu fahren?«
    »Warum Washington?«
    Natalie holte einen Schnellhefter aus Sauls Aktentasche. »Da ist ein Brief von ... einem Verwandten von Saul. Der wird genügen, um ihm Hilfe von der israelischen Botschaft dort zu verschaffen. Das war sozusagen unser Notausgang. Wenn wir ihn in Charleston zu einem Arzt oder in ein Krankenhaus bringen, rufen die Schußwunden die Polizei auf den Plan. Das dürfen wir nicht riskieren, wenn es nicht unbedingt sein muß.«
    Jackson kauerte auf den Zehen und nickte. Er prüfte Sauls Puls. »Ja, ich schätze, Washington geht klar, wenn sie ihn dort möglichst schnell in ein Krankenhaus bringen können.«
    »Sie kümmern sich in der Botschaft um ihn.«
    »Er muß operiert werden, Nat.«
    »Sie haben einen Operationssaal in der Botschaft.«
    »Echt? Abgefahren.« Er machte eine Geste mit beiden Handflächen nach oben. »Okay, warum kommen Sie nicht auch mit?«
    »Ich möchte Catfish abholen«, sagte Natalie.
    »Wir können vorbeifahren, bevor wir die Stadt verlassen, und das machen«, sagte Jackson.
    »Ich muß außerdem das C-4 und den elektronischen Plunder loswerden«, sagte sie. »Sie fahren los, Catfish und ich stoßen heute abend in der Botschaft zu Ihnen.«
    Jackson sah sie lange Zeit an, dann nickte er. Sie stiegen aus dem Lieferwagen aus, und Meeks kam zu ihnen. »Keine Meldung über die Revolution in den Nachrichten«, sagte er. »Sollte sie nicht eigentlich überall gleichzeitig anfangen?«
    »Passen Sie weiter auf«, sagte Natalie.
    Meeks nickte und nahm die fünfhundert Dollar von ihr. »Wenn die Revolution so weiterläuft, mache ich vielleicht sogar Gewinn damit.«
    »Danke für den Flug«, sagte Natalie. Sie schüttelten einander die Hände.
    »Ihr drei solltet euch andere Jobs suchen, wenn ihr das Leben auch nach der Revolution noch genießen wollt«, sagte Meeks. »Bleibt cool .« Er pfiff ein nicht zu erkennendes Lied und ging in seinen Wohnwagen.
    »Wir sehen uns in Washington«, sagte Natalie, die an der Tür des Kombis stehenblieb und Jackson die Hand schüttelte.
    Er hielt sie an den Schultern, zog sie zu sich und drückte ihr einen Kuß auf die Lippen. »Geben Sie auf sich acht, Babe. Sie müssen heute nichts unternehmen, das wir drei nicht auch zusammen unternehmen könnten, wenn Saul versorgt ist.«
    Natalie nickte, wagte aber nicht zu sprechen. Sie fuhr rasch vom Flughafen weg und auf die Straße nach Charleston.
    Sie hatte eigentlich zuviel zu tun, um auch noch mit Höchstgeschwindigkeit Auto zu fahren. Auf dem Vordersitz legte sie den Gürtel mit dem C-4, den EEG-Monitor und die Elektroden, das Handfunkgerät, den Colt und zwei Extramagazine zurecht, dazu die Betäubungspistole und eine Schachtel Pfeile. Auf dem Rücksitz befanden sich die zusätzliche elektronische Ausrüstung und eine Decke, unter der eine Axt versteckt war, die sie letzten Freitag gekauft hatten.
    Die Nacht wich dem trüben grauen Schein, den ihr Vater immer eine »falsche Dämmerung< genannte hatte, aber eine dicke Wolkenbank im Osten machte alles so dunkel, daß die Straßenlampen noch brannten. Natalie fuhr langsam durch die Straßen der Altstadt, und ihr Herz schlug viel zu schnell. Einen halben Block vor der Villa Fuller entfernt hielt sie an, löste den >Rülpser< auf dem Funkgerät aus, bekam aber keine Antwort. Schließlich drückte sie den Sendekopf und sagte: »Catfish? Sind Sie da?« Nichts. Nach einigen Minuten fuhr sie am Haus vorbei, konnte aber nichts in der Gasse erkennen, wo Catfish eigentlich warten sollte. Sie legte das Funkgerät weg und hoffte, daß er

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