Krafttraining
sportlicher Bewegungen. Die Größe der aufgebrachten Kraft und die Größe der gespeicherten und zurückgewonnenen Energie der elastischen Deformation hängen sowohl von den elastischen Eigenschaften von Muskeln und Sehnen ab als auch von der neuralen Kontrolle der Muskelaktivität. Es kann davon ausgegangen werden, dass das Zusammenwirken zweier spinaler Reflexe (des Dehnungsreflexes und des Golgi-Organ-Reflexes) im Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus einen Hauptfaktor bezüglich des neuralen Einflusses auf die Muskulatur darstellt.
Weiterhin wird die erreichte Muskelkraft in hohem Maße von der Körperhaltung bestimmt. Für eingelenkige Bewegungen können Kraftkurven ermittelt werden (das heißt Kraft-Gelenkwinkel-Beziehungen). Die beiden wichtigsten Faktoren, die die Kraft-Gelenkwinkel-Kurve beeinflussen, sind Veränderungen der Muskelspannung und des Hebelarms. Bei Multigelenkbewegungen existieren innerhalb der gesamten Bewegungsamplitude Stellen, an denen die größten und die geringsten Kräfte aufgebracht werden.
3 Sportlerspezifische Kraft
Im vorangegangenen Kapitel wurde betrachtet, in welchem Maße die Kraft von verschiedenen Faktoren abhängt, die spezifisch für Bewegungshandlungen im Sport oder bei anderen körperlichen Aktivitäten sind. Im Folgenden wenden wir uns den Faktoren zu, die bei den einzelnen Sportlern die maximale Kraftentwicklung beeinflussen. Es wird weiterhin betrachtet, wie diese leistungsbestimmenden Faktoren im interindividuellen Vergleich variieren. Wir beenden die Ausführungen dieses Kapitels über die die Kraft bestimmenden Faktoren mit einer Taxonomie, um dem Leser bei der Systematisierung und Festigung des in den Kapiteln 2 und 3 erworbenen Wissens zu helfen.
Die einzelnen Sportler entwickeln unterschiedliche Maximalkräfte, wenn sie die gleichen Bewegungen ausführen. Diese Unterschiede rühren hauptsächlich von zwei Faktoren her:
den Maximalkraftfähigkeiten einzelner Muskeln (sogenannte periphere Faktoren ) und
der Koordination der Muskelaktivität durch das Zentralnervensystem ( zentrale Faktoren ). Als zwei Aspekte der neuralen Koordination sind die intramuskuläre und die intermuskuläre Koordination zu betrachten.
Da dies kein Physiologielehrbuch ist, soll nur kurz auf diese Faktoren eingegangen werden, um herauszustellen, was für das Krafttraining von Bedeutung ist.
3.1 Faktoren des Muskelkraftpotenzials (periphere Faktoren)
Unter den peripheren Faktoren, die das Muskelkraftpotenzial betreffen, sind die Muskeldimensionen die wichtigsten. Die Muskelmasse und die -abmessungen werden vom Training und natürlich auch von anderen Faktoren beeinflusst, einschließlich der Ernährung und dem hormonalen Status.
Muskeldimensionen
Es ist allgemein bekannt, dass Muskeln mit einem großen physiologischen Querschnitt größere Kräfte entwickeln als vergleichbare Muskeln mit geringerem Querschnitt. Das trifft unabhängig von der Muskellänge zu. Mit der Querschnittsvergrößerung durch das Training mit großen Lasten geht in charakteristischer Weise eine Kraftzunahme einher.
Der Skelettmuskel besteht aus zahlreichen Muskelfasern, das sind lange, zylindrische Muskelzellen. Jede Faser ist aus vielen, parallel zueinander verlaufenden Myofibrillen aufgebaut, die aus in Längsrichtung angeordneten Einheiten bestehen. Diese werden Sarkomere genannt. Die Sarkomere ihrerseits beinhalten dünne Filamente , die aus dem Protein Aktin bestehen, und dickere Filamente aus dem Protein Myosin . Die Aktin- und Myosinfilamente überlappen sich teilweise. Die Myosinfilamente besitzen kleine, äußere, spiralenförmige Fortsätze, Kreuzbrücken genannt. Diese Kreuzbrücken enden in Myosinköpfen, die den Kontakt mit den dünnen Filamenten während der Kontraktion herstellen ( Kreuzbrückenverbindung oder -kette). Entsprechend der Filament-Gleit-Theorie entsteht die Sarkomerverkürzung und folglich die Verkürzung der Muskelfaser im Ergebnis einer aktiven Gleitbewegung der Aktinfilamente zwischen den Myosinfilamenten.
Die von einem Muskel entwickelte Kraft ist das Resultat der Aktivität der Muskeleinheiten (Sarkomere, Myofibrillen, Muskelfasern). Die maximale Kraft, die ein Sarkomer entwickeln kann, hängt in gewissem Grade von der absoluten Anzahl der verfügbaren Myosinköpfe für die Kreuzbrückenbildungen mit den Akitinfilamenten ab. Die absolute Anzahl der Kreuzbrückenverbindungen in einem bestimmten Sarkomer ist offenbar das Ergebnis
der Anzahl der Aktin- und Myosinfilamente, das heißt der
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