Krafttraining
die Zunahme des Protein-Katabolismus in einer Verringerung der Energie für die Proteinsynthese in der Muskelzelle während der Ausführung von Maximalkraftübungen.
Die Synthese von Muskelproteinen erfordert eine bedeutende Energiemenge. Die Synthese einer Peptidkette benötigt zum Beispiel die Energie, die durch die Hydrolyse von zwei ATP-Molekülen frei wird. Zu jedem Zeitpunkt ist nur eine begrenzte Energiemenge in der Muskelzelle verfügbar. Diese Energie wird für den Anabolismus der Muskelproteine und für muskuläre Arbeit benötigt. Im Normalfall reicht diese verfügbare Energiemenge aus, um die beiden Anforderungen abzudecken. Während eines Maximalkrafttrainings wird die verfügbare Energie nahezu vollständig für die kontraktilen Elemente eingesetzt , um muskuläre Arbeit zu verrichten ( s. Abb. 3.3 ).
Abb. 3.3: Energiezufluss im Ruhezustand sowie beim Training mit geringen und hohen Widerständen
Wenn sich der Energiestrom für die Proteinsynthese verringert, nimmt die Proteindegradation zu. Das Aufnahmevermögen für die Aminosäuren vom Blut in die Muskulatur ist während der Übungsausführung geringer. Die während der Krafttrainingsübungen katabolisierte Proteinmenge übersteigt die Menge der erneut synthetisierten Proteine. Als Folge davon verringert sich die Muskelproteinmenge in gewissem Maße nach einer Kraftbelastung, währenddessen die Menge der Proteinkataboliten (beispielsweise die Konzentration des Nichtproteins Nitrogen im Blut) über ihr Ruheniveau ansteigt. Zwischen den Trainingseinheiten nimmt die Proteinsynthese zu. Die Aufnahme von Aminosäuren vom Blut in die Muskulatur liegt über dem Ruheniveau. Dieser wiederholte Prozess von gesteigerter Degradation und Synthese kontraktiler Proteine kann zu einerProteinsuperkompensation führen ( s. Abb. 3.4 ). Dieses Prinzip entspricht der Überkompensation von Muskelglykogen, die als Antwortreaktion auf ein Ausdauertraining stattfindet.
Typ-I-Fasern, d. h. schnellzuckende Fasern, und Typ-II-Fasern, d. h. langsamzuckende Fasern, hypertrophieren nicht auf dieselbe Weise. Während sich bei Typ-I-Fasern eher das Ausmaß des myofibrillären Eiweißabbaus verringert, kommt es bei Typ-II-Fasern eher zu einer Steigerung der Eiweißsynthese. Beide Funktionen gehören zwar zu den normalen Abläufen in einer Muskelfaser, diese Unterschiede unterstützen aber bestimmte Trainingsaspekte. So reagieren Typ-I-Muskelfasern verstärkt auf ein Abtrainieren und bedürfen daher einer höheren Trainingshäufigkeit zur Beibehaltung des Trainingseffektes als Typ-II-Fasern.
Unabhängig davon, welche Mechanismen die Muskelhypertrophie stimulieren, sind die Belastungsintensität (die ausgeübte Muskelkraft) und der Belastungsumfang (die Gesamtzahl der Wiederholungen, die geleistete mechanische Arbeit) die entscheidenden Hypertrophie auslösenden Trainingsparameter. Die praktischen Aspekte dieser Theorie werden in Kapitel 4 erläutert.
Was auch immer die Auslösemechanismen für die Muskelhypertrophie sind – die entscheidenden Parameter einer Trainingsbelastung, um in deren Ergebnis eine solche herbeizuführen, sind Übungsintensität (die entwickelte Muskelkraft) und Übungsumfang (die Gesamtzahl der Übungen, die verrichtete mechanische Arbeit). Die praktischen Aspekte dieser Theorie werden in Kapitel 4 beschrieben.
Abb. 3.4: Energiepotenzial einer Muskelzelle und Höhe des Proteinanabolismus. Modifiziert nach: Viru, A. A. (1990). Influence of exercise on protein metabolism. In Ders. (Hrsg.), Lectures in exercise physiology. Tartu: University Press. 123- 146. Modifiziert mit Erlaubnis des Autors.
Körpergewicht
Die Muskelmasse macht einen beträchtlichen Teil der Körpermasse oder des Körpergewichts des Menschen aus (bei Spitzengewichthebern erreicht die Muskelmasse 50 % der Körpermasse). Darum können Sportler mit größerem Körpergewicht gegenüber anderen bei vergleichbarem Trainingszustand höhere Kräfte aufbringen.
Die Abhängigkeit der Kraft vom Körpergewicht tritt deutlicher zutage, wenn die getesteten Probanden ein vergleichbar hohes sportliches Leistungsvermögen besitzen. Weltrekordler imGewichtheben weisen eine sehr enge Korrelation von 0,93 zwischen der sportlichen Leistung und dem Körpergewicht auf. Unter den Weltmeisterschaftsteilnehmern beträgt der Zusammenhang 0,80. Bei Nichtsporttreibenden ist diese Korrelation gering oder fehlt völlig.
Um die Kraft verschiedener Menschen vergleichen zu können, wird gewöhnlich die Kraft pro
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