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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 3
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Hans Konzen, der diesen stummen Austausch sicher nicht unkommentiert gelassen hätte, würde nicht gerade in diesem Moment sein Handy bimmeln.
    »Ja?«, knurrte Konzen, der sich nur ungern stören ließ, wenn sich abends in der
Linde
spontan eine lockere Knobelrunde zusammengefunden hatte.
    »Ach … jetzt?«
    Hans Konzen drehte sich zur Seite. Erwin deutete Strotzbüsch-Paul eine Ohrfeige an. Der zog verständnislos die Augenbrauen hoch und war froh, als Konzen Sekunden später sein Handy wieder im Hemd versenkte und die Runde endlich angeprostet werden konnte. Hans Konzen leerte sein Glas in einem Zug.
    »Und?«, fragte Schwehden.
    »Ich muss weg«, erklärte der.
    »Jetzt schon?«, fragte Erwin entsetzt. Es war kurz vor zehn. Viel zu früh, als dass ihm jetzt schon die Knobelrunde zerbröseln sollte.
    »Ja. Jetzt schon. Erwin, zahlen!«
    Er mochte es nicht. Unangenehm. Nicht schön. Wenn ihn diese kleinen Auglein anglotzen. Starr. Ausdruckslos. Wenn in den Augen nichts zu erkennen war.
    »Ich mag es nicht, dass der mich so anstiert!«
    »Tja. Das liegt ja jetzt daran, dass er tot ist«, flüsterte Kerner.
    Kriminalhauptkommissar Nero Wulf schniefte. »Das macht es nicht besser. Wo wir gerade drüber reden: Wie lange ist er denn schon tot?«
    Fred Kerner von der Spurensicherung räusperte sich. »Leichenstarre ist schon wieder weg. Die Fleckenbildung … tja, auf die Schnelle würde ich die Todeszeit auf gestern Abend zwischen 22.00 und 24.00 Uhr schätzen.«
    Wulf strich sich eine Schweißperle von der Stirn. Es mochten auch mehrere sein. Kerner und er standen mitten in der Schlucht, die das idyllische Flüsschen Alf zwischen Hörscheid und Mosel über Jahrtausende hartnäckig ins Lavagestein gefressen hatte. An dieser Stelle war die Schlucht knappe acht Meter tief und fast zwanzig Meter breit.
    Wulf warf einen Blick auf den Personalausweis zwischen seinen Fingern. Ach ja. Dann war da auch noch Hans Konzen. Das war der mit den fiesen, kleinen Äuglein. Aber der war tot. Und lag zu ihren Füßen. Mit einer großen, blutverkrusteten Wunde an der linken Schläfe.
    »Fred, lass uns das Spurenbild noch mal durchgehen!«
    »Okay. Viel ist es ja nicht.« Kerner deutete nach oben, wo eine alufarbene Leitplanke von der Fahrbahn her den Abgrund zur Schlucht sicherte. »Da oben ist er drüber und dann den Abhang runter gefallen. Anhand der Spuren kann man sehen, wie er die schräge Böschung runtergepurzelt ist. Letzte Woche hat es geregnet, die frischen Spuren sind gut zu erkennen. Hier unten ist er unglücklich mit dem Kopf auf diesen grauen Felsbrocken mit den braunen, rostigen Schlieren gestürzt. Konzen war sofort tot.«
    Nero Wulf nickte. Faustgroßer Stein. Scharfe Kante. So kann es kommen.
    Er musterte den jungen Mann, der gekrümmt zu ihren Füßen lag. Gerade mal 35 Jahre alt, 1,80 groß, sportlich. Über hundert Kilo, gut verteilt, schätzte Wulf. Sympathisches Gesicht, Dreitagebart. Gut aussehend. Vom fiesen Blutkrater an der Schläfe jetzt mal abgesehen. Der war eher unschön.
    »Du sagtest eben, der Konzen ist hier aus dem Ort, verheiratet, zwei Kinder. Aber vermisst wurde er noch nicht?«
    Kerner zog die Achseln hoch. »Anscheinend nicht. Entdeckt hat ihn gegen halb acht der junge Mann da oben«, deutete Kerner auf einen kräftigen Burschen, der sich oben an der Leitplanke mit einem uniformierten Kollegen unterhielt.
    »Zu dem geh ich mal hoch und stell ihm ein paar Fragen«, seufzte Wulf.
    »Mach das, Nero!«
    Der Kriminalhauptkommissar des Dezernats für Todesermittlungen aus Daun machte sich ächzend auf den Weg und erkletterte über einen mit rot-weißem Flatterband kenntlich gemachten Trampelpfad die Böschung. Anfang Mai, aber Mann, war das heiß.
    Nero … Wulf hieß natürlich nicht wirklich mit Vornamen Nero, aber nachdem er vor vier Monaten aus Köln kommend seinen Dienst in der Eifel angetreten hatte, verpassten ihm seine neuen Kollegen diesen Spitznamen. Wulf redete sich ein, dass sich diese Anspielung auf den berühmten New Yorker Privatdetektiv aus den Rex-Stout-Krimis auf seine brillanten, kriminalistischen Fähigkeiten bezog. Insgeheim befürchtete er allerdings, dass es ein Hinweis auf seine beachtliche Leibesfülle war, womit er durchaus Recht hatte.
    Einige Schweißattacken später baute er sich vor den beiden Männern auf. »Morgen, mein Name ist Wulf. Ich leite die Ermittlungen.«
    »Ermittlungen?«, fragte der Junge.
    »Helmut Schäfer. Oder Chippy, so nennen mich alle«, stellte sich der

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