Krank in Deutschland. Ein Tatsachenreport
Informationen aus dem Ministerium erhalten!« DAK -Sprecher Boda Nowitz vertrat die Ansicht vom DAK - und AOK -Bundesverband, indem er keinen Hehl daraus machte, dass beide Kassen an das Ministerium zahlreiche Experten ausgeliehen hätten. Laut DAK -Sprecher im November 2006 gehöre die Rückkoppelung von Informationen an die entsendenden Krankenkassen für die zeitweiligen Ministeriumsmitarbeiter, die von außen kommen, zum normalen Geschäft. Laut DAK -Sprecher sei es auch »von uns und auch politisch so gewollt«! Außerdem sei die Weitergabe von Unterlagen aus dem Ministerium an die entsendenden Krankenkassen »wirklich nichts Schlimmes«.
Ginge es doch wenigstens in der unabhängigen Presse um tatsächliche Hintergrundinformationen, einer breiten Thematisierung stünde nichts im Weg. Aber auch dorthin reicht der Arm im Kampf um Macht und Geld. Personalabbau in den Redaktionen, keine Zeitfenster für lange Recherchen spielen den Vertuschern in die Hände. Der kapitalorientierte Umbau des Gesundheitswesens kommt als Abzocke beim Einzelnen an. Aber weder die Klage des betrogenen Bürgers noch die Offensichtlichkeit, mit der die Milliardenbeträge in andere Kanäle umgeleitet werden, spiegeln sich in einer wahrhaft kritischen Presse wider. Transparenz wird zu oft abgeblockt. Derjenige, der es versucht, muss mit massiven Angriffen rechnen. Ich weiß, von was ich rede! Ich weiß es von einer Handvoll mutiger Journalisten und ich weiß es aus eigener Erfahrung.
Es wird Zeit, dass sich jeder einzelne Versicherte klarmacht, auf welche Weise er Teil eines hoch prekären Systems ist. Wir sind in der Zange. Da sind eben nicht nur die monatlichen Beiträge zur Krankenversicherung. Daneben baut sich ein kaum mehr überschaubares System auf, dessen erpresserische, strukturelle Gewalt voll in den Blick kommen muss. Es beginnt mit irgendwelchen, mal mehr, mal weniger begründeten Zuzahlungen bei Ärzten und pflegerischen Einrichtungen; es geht weiter über die Praxisgebühr, bis wir bei den 19 % MwSt. sind, die auf jedes Medikament zu entrichten sind – auch auf ein 60 000 Euro teures Krebspräparat, von dem kein Mensch weiß, warum es 60 000 Euro kosten muss, wenn es im Nachbarland für eine weitaus geringere Summe zu haben ist.
Die strukturelle Entgeldung unter dem Vorwand »Gesundheit« ist allseitig. Und das ist der Skandal. Einige sagen, ich würde »die Leute rebellisch machen«. Das mag sein. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, so lange Unruhe zu stiften, solange ich das Gefühl habe, das ich etwas bezahlen soll, was ich nicht bestellt habe. Sonst führen sie demnächst noch die Praxisgebühr beim Friseur ein.
[home]
8. Kostendämpfung I
Alex und die Schuldfrage
A lex lebt in den neuen Bundesländern und wird in diesem Jahr 15 Jahre alt. Im Jahr 2003 hatte er mit acht Jahren ein Aneurysma, also eine Erweiterung der Blutgefäße, im Kopf. Es erfolgte eine Notoperation. Im Juli 2003 kam er in die Reha, konkret in die Intensivphase einer speziellen Neuroreha bei Dresden. Es war eine Besserung der Funktionen von Arm und Bein auf der rechten Seite zu verzeichnen. Mitte August 2003 kam es, noch während des Aufenthalts in der Einrichtung, zu einer folgenschweren Neublutung. In der Rehaklinik behandelte man diesen neurologischen Patienten in der Intensivphase und diagnostizierte diese folgenschwere Blutung als Erbrechen und Übelkeit aufgrund einer Magenverstimmung.
Anstatt bei diesen Anzeichen unverzüglich ein Computertomogramm ( CT ) in der unmittelbaren Nachbarklinik zu veranlassen, wurde abgewartet. Mehrere Stunden vergingen, bis ein CT veranlasst wurde. Dort stellte man dann die erneute Blutung im Hirn fest und veranlasste eine Akutverlegung in die Uniklinik Dresden. Durch diesen langen Zeitraum des Abwartens verlor der Junge die bereits in der Rehaklinik erworbenen Greif- und Bewegungsfunktionen in Arm und Bein. Resultat: Komplette, irreparable halbseitige Lähmung der rechten Körperhälfte. Man fragt sich: Wo waren in den kritischen Stunden seit Eintreten der sogenannten Re-Blutung die fachlichen Kräfte in der speziellen Intensivabteilung einer Neurorehaklinik, um die erforderlichen rechtzeitigen Maßnahmen auf diese erneute Blutung einzuleiten? Ein spezielles CT -Gerät war da, aber es war nicht einsatzbereit hochgefahren, um sofort die Blutungsursache feststellen zu können und um dann die medizinisch erforderlichen Folgemaßnahmen einzuleiten.
Wenn man nachfragt, warum nicht einmal eine neurologische
Weitere Kostenlose Bücher