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Kraut und Rübchen - Landkrimi

Kraut und Rübchen - Landkrimi

Titel: Kraut und Rübchen - Landkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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stolperte durch den Flur zur Haustür. Stieß wilde Flüche aus, wedelte mit den Armen und stürzte mich auf die Ziegen. Die machten sich nichts daraus, zuckten noch nicht einmal ernsthaft zusammen. Nur Marylin nutzte geschickt den Moment der Ablenkung ihrer Gegnerin, um endgültig den Gipfel zu erklimmen. Nun übten acht Hufe im schnellen Wechsel eine nicht unerhebliche Punktbelastung auf den Stoff des Cabriodaches aus.
    Ob es an der entgegen Björns Beteuerungen schlechten Qualität oder an Ritas guter Vorarbeit lag, konnte ich nicht beurteilen. Letztlich war es mir auch egal, denn das Ergebnis zählte.
    Der Stoff gab nach und riss mit einem hässlichen Geräusch, das ich sogar durch das laute Gemecker hindurch hörte. Marylin sackte mit dem linken Vorderbein ein, strampelte und vergrößerte bei dem Versuch, sich zu befreien, den Riss. Sie rutschte in das Innere des Wagens und blieb verdattert auf dem Fahrersitz stehen. Ihr Protestmeckern wurde durch die geschlossenen Scheiben deutlich abgedämpft. Hinter mir polterten die Männer aus dem Haus.
    »Die Tiere zerstören mein Cabrio«, bemerkte Björn mit ausdrucksloser Stimme und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf das Geschehen. Er befand sich in einer Art Schockstarre, unfähig, sich vom Fleck zu rühren.
    Alex spurtete mit mir zum Wagen, packte Jane und stellte sie auf den Boden. Ich fischte nach Ritas Hinterlauf, aber die Dame zog es vor, ihren Logenplatz freiwillig zu räumen, und ergänzte die Dellen auf der Motorhaube um zwei weitere, bevor sie sich zu ihrer Schwester gesellte. Im Inneren des Wagens wurde Marylin hektisch und verlor die Kontrolle über ihre Blase. Björn stöhnte.
    »Wo ist der Schlüssel?«
    »Was?«
    »Ich bekomme die Tür nicht auf«, erklärte Alex ihm in ruhigem Ton. »Der Wagen ist abgeschlossen. Wo ist der Schlüssel?«
    Björn griff in seine Hosentasche und zog einen Bund mit einem einzigen Schlüssel hervor, zielte auf den Wagen, als ob er Marylin oder wahlweise einen von uns beiden erschießen wollte, und drückte auf den automatischen Öffner. Es klackte. Alex und ich rissen gleichzeitig Fahrer- und Beifahrertür auf. Alex zog an der Ziege. Ich schob. Marylin fühlte sich bedrängt und versuchte, auf den Rücksitz zu flüchten. Sie meckerte panisch, trat um sich und traf den Rückspiegel. Glassplitter regneten auf Ziege und Sitze. Ich suchte und fand den Knopf für das Verdeck. Mit einem leisen Surren öffnete es sich und gab den Himmel über Marylin frei. Die Ziege sprang mit einem Riesensatz aus dem Wagen. Alex umfasste sie mit einem Klammergriff.
    »Schnapp dir Rita«, rief er mir zu und ging mit seiner sich heftig wehrenden Last in Richtung des Geheges. Rita und Jane blickten mich erwartungsvoll an. Vermutlich war ich in ihren Augen mittlerweile nichts anderes als ein wandelnder Futterspender. Ein Ziegenkiosk.
    In diesem Moment war mir alles recht. Ich ging zum nächsten Gebüsch, knickte einen Ast des Apfelbaums ab und wedelte damit vor ihren Nüstern hin und her. Schrittweise bewegte ich mich rückwärts, bis ich sicher sein konnte, dass sie angebissen hatten und mir folgten.
    »Das wird teuer.« Alex schloss das Gatter. »Du musst unbedingt den Zaun erhöhen. Die Biester werden immer geschickter, wenn sie ausbüxen wollen. Es wäre an der Zeit, rauszubekommen, wie sie das machen.«
    Ich nickte und hoffte für den Moment im Stillen auf Marions Weitsicht, irgendeine Versicherung abgeschlossen zu haben, die ein solches Fiasko decken würde. Wenn nicht, durfte ich den Rest meines Lebens die Schulden bei Björn abstottern.
    »Sie haben meinen neuen Wagen zerstört«, wiederholte Björn, als ob die Ungeheuerlichkeit des Geschehens dadurch für ihn leichter erträglich werden würde.
    »Ich komme für den Schaden auf.« Ich stellte mich neben ihn und betrachtete die Überreste seiner einst so stolzen Errungenschaft. Der Lack war definitiv ab. Deutlich sichtbare Dellen auf der Motorhaube und dem Kofferraumdeckel. Die Risse im jetzt eingefahrenen Verdeck brauchte ich mir nicht ein zweites Mal anzusehen, um zu wissen, dass hier ein Komplettaustausch angesagt war.
    »Die Sitze sind aus Ziegenleder.« Björn strich zärtlich über die Kopfstütze des Fahrersitzes. Die Urinlache auf dem Beifahrersitz ignorierte er. Ich ging ins Haus, holte die komplette Packung Papierrollen aus dem Kelleraufgang und warf eine der Rollen in die Lache. Vielleicht handelte es sich bei der Aktion meiner drei Grazien ja um eine gezielte Racheaktion für ihre

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