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Kreativ fotografieren

Kreativ fotografieren

Titel: Kreativ fotografieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Wäger
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Tiefenwirkung entsteht nicht.

    Abb. 2.15 | Frontalansicht

    Abb. 2.16 | Diagonalansicht

    Abb. 2.17 | Frontalansicht

    Abb. 2.18 | Diagonalansicht
    Ansichten nicht-geometrischer Motive | Aus einem diagonalen Blickwinkel heraus sorgt die Perspektive hingegen mit in zwei Richtungen fliehenden Linien für deutlich mehr Plastizität, räumliche Tiefe und dynamische Bildwirkung.
    Das gilt nicht nur für geometrische Objekte, auch wenn es sich bei Quadern und Würfeln natürlich besonders deutlich zeigt. Auch ein Objekt wie ein Auto vermittelt einen völlig anderen Eindruck, je nachdem ob es aus einer frontalen oder einer diagonalen Perspektive gezeigt wird. Der rote BMW vermittelt frontal abgelichtet eine trockene, statische und sachliche Wirkung (Abb. 2.15). Im diagonalen Blickwinkel hingegen wirkt er spannend und dynamisch und scheint dem Betrachter förmlich ins Gesicht zu springen (Abb. 2.16).
    Natürlich kann man hier einwenden, dass die Seite nicht die Front ist. Doch frontale Perspektive bezieht sich nicht auf vorne, seitlich oder hinten, sondern darauf, ob der Blick im rechten oder in einem diagonalen Winkel auf ein Objekt fällt. Deshalb wird die Überlegung, ob Frontal- oder Diagonalperspektive, natürlich obsolet, sobald man ein Objekt ohne Vorne und Hinten ablichtet, wie zum Beispiel eine Kugel.
    Abbildung 2.17 und 2.18 zeigen, dass auch bei Gesichtern eine gänzlich andere Wirkung entsteht, wenn man sie frontal oder diagonal ablichtet. Auch hier wirkt der direkte Blick etwas sachlicher. Allerdings erzeugt hier der Blick des Modells in die Kamera eineSpannung, die durch direkten Blickkontakt zwischen der Frau und dem Betrachter entsteht. So kann man zwar schlussfolgern, dass mit einer diagonalen Perspektive in der Regel mehr dynamische Spannung erzeugt werden kann, es jedoch wie bei jeder Regel die Ausnahme gibt. Der Blickkontakt ist so eine Ausnahme, die beim Betrachter besonderes Interesse hervorrufen kann.
    Drei Fluchtpunkte | Dreidimensionale Körper nehmen wir in unserer natürlichen Umgebung meist mit drei Fluchtpunkten wahr (Abb. 2.19). Es ist auch dementsprechend die natürlichste Perspektive für Fotos. Tische und Schränke haben aus dem gewöhnlichen Blickwinkel des Erwachsenen ebenso drei Fluchpunkte, wie der verwachsene Balkon, die Fassade und die blaue Tür in Abbildung 2.20. Das bedeutet natürlich auch, dass Objekte, die nicht an sich besonders interessant sind, aus diesem Blickwinkel heraus besonders langweilig wirken. Wen interessiert schon ein Foto eines Dings, das er jeden Tag sehen kann, wenn es nicht durch eine besondere Art der Inszenierung oder Perspektive einen ungewohnten Blick darauf eröffnet.
    Die Bildgestaltung mit drei Fluchtpunkten kann zu besonders dynamischen, wenn nicht sogar dramatischen, Perspektiven führen, was man in der Architekturfotografie gerne bei der Ablichtung besonders hoher Gebäude einsetzt. Allerdings müssen die Fluchten dann auch besonders ausgeprägt sein, wie in Abbildung 2.21 und 2.22. Gering ausgeprägt entstehen nur schwach fliehende Linien (Abb. 2.23). Anstatt Dramatik und Dynamik zu erzeugen, wirken dermaßen abgelichtete Objekte einfach nur verzerrt. Während der professionelle Architekturfotograf durchaus gerne auch mit extremen Fluchten arbeitet, um Spannung zu erzeugen, versucht er ‚sich dezent nach oben verjüngende Verzerrungen nach Möglichkeit zu vermeiden. Er bezeichnet diese fliehenden Linien als ›stürzende Linien‹ oder ›fallende‹ beziehungsweise ›kippende Fassaden‹.

Architektur und Perspektive
    In vielen Aufnahmesituationen und fotografischen Genres unterstützen drei Fluchtpunkte eine dynamischere Wirkung und erzeugen spannendere Resultate. Und wenn nicht, dann wirken sie sich zumindest nicht negativ auf die Bildwirkung aus. In der Architekturfotografie wirken sich drei Fluchtpunkte jedoch oft negativ aus und vermitteln eine etwas laienhafte Bildwirkung. Dezent stürzende Linien wirken bei der Abbildung von Gebäuden meist fehlerhaft. Zwar wird sich der fotografische Laie kaum bewusst daran stoßen, da er es aus unzähligen Aufnahmen gewohnt ist; doch ansprechendeArchitekturfotos arbeiten entweder mit sehr deutlicher Perspektive oder aber mit Fassaden, die so vertikal abgebildet sind, wie sie in der Landschaft stehen. In einer Architekturzeitschrift oder in ›Schöner Wohnen‹ würden uns Aufnahmen, die nicht nach den Regeln der Kunst umgesetzt sind, befremden.

    Abb. 2.19 | Perspektive mit drei Fluchtpunkten

    Abb. 2.20

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