Kreativ fotografieren
sich zum Beispiel eine Immer-dabei-Kamera im Jackentaschenformat unmöglich mit einem griffigen Arbeitsgerät für längere Shootings in einem Gehäuse vereinen. Wenn Sie Freude am Fotografieren und an den Ergebnissen haben und bewahren wollen, dann muss die Kamera zu dem, was Sie vorwiegend fotografieren, passen. Möchte man in mehr als einem Bereich Spaß an der Fotografie haben, kommt man um mehr als eine Kamera nicht herum.
Nicht alles, was Sie in den kommenden Kapiteln über kreatives Gestalten beim Fotografieren lernen werden, lässt sich mit jeder Art von Kamera gleich gut umsetzen – Manches geht mit manchem Konzept gar nicht.
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Analoge Fotografie
1 Während man bei einer SLR das Bild direkt sieht, ähnlich wie bei einem Fernglas, blickt man im elektronischen Sucherauf einen winzigen Monitor.
Erster Schritt: Perspektive
Einer der zentralen Gestaltungsparameter in der Fotografie ist die Perspektive. Um die Perspektive einer Szene bewusst kreativ gestalten zu können, hilft es die Grundlagen der Perspektive zu verstehen und etwas über Fluchtpunkte zu wissen. Wer bereits auf dem Zeichenbrett Illustrationen mit Fluchtpunkten und perspektivisch fliehenden Linien entworfen hat, kann beim Fotografieren von dieser Erfahrung profitieren. Allerdings sind die Grundzüge der Perspektive rasch vermittelt, und wir werden uns die wichtigsten Details kurz ansehen.
Fluchtpunkt und fliehende Linien
Was entfernt ist, wirkt kleiner, kürzer und schmaler – deshalb scheinen die Straßen vor unseren Füßen zum Horizont hin auch immer enger zu werden. Tatsächlich verlaufen die beiden Straßenränder natürlich parallel. Doch wenn wir ihnen mit den Augen in die Ferne folgen, scheinen sie sich am fernen Horizont an einem Punkt zu treffen. Der Punkt, an dem sie sich scheinbar treffen, wird Fluchtpunktgenannt.
Ein Fluchtpunkt | Mit einem einzigen Fluchtpunkt nehmen wir vor allem flache Objekte wahr. Nicht nur solche, die sich über die Fläche unter und vor unseren Füßen erstrecken (Abb. 2.1 und 2.2), sondern auch senkrecht stehende Mauern, Wände, Zäune und so weiter (Abb. 2.3 und 2.4) oder in den Himmel ragende Türme, Fassaden oder Wolkenkratzer (Abb. 2.5 und 2.6).
Perspektiven mit nur einem Fluchtpunkt können einen regelrechten Tiefensog entwickeln. Vor allem, wenn sie mit Weitwinkel fotografiert werden.
Zwei Fluchtpunkte | Bei dreidimensionalen Objekten sind in der Regel (mindestens) zwei Fluchtpunkte im Spiel (Abb. 2.7). In der Architekturfotografie zum Beispiel ist die Abbildung mit zwei Fluchtpunkten, unter Vermeidung eines dritten, meist das Ziel (Abb. 2.8). Vor allem geometrische, quader- und würfelförmige Objekte erhalten in der Abbildung mit zwei Fluchtpunkten Plastizität und räumliche Tiefe. Zwar lässt sich ein Würfel auf Reiß-und Zeichenbrettern auch mit nur einem Fluchtpunkt skizzieren oder konstruieren; in der Realität jedoch ist so etwas unmöglich. Man kann nicht die Vorderseite eines Würfels (oder Quaders oder Hauses) frontal betrachten und gleichzeitig eine im rechen Winkel dazu stehende Seitenfläche (Wand oder Mauer) sehen (Abb. 2.9). Das ist so unmöglich wie manch andere geometrische Konstruktion, die zwar unsere Wahrnehmung täuscht, aber in Wirklichkeit nicht sein kann (Abb. 2.10).
Abb. 2.1 | Ein Fluchtpunkt in der Ferne
Abb. 2.2 | Eine Aufnahme mit einem Fluchtpunkt in der Ferne
Abb. 2.3 | Ein Fluchtpunkt in der Ferne
Abb. 2.4 | Eine Aufnahme mit einem Fluchtpunkt in der Ferne
Abb. 2.5 | Ein Fluchtpunkt in der Höhe
Abb. 2.6 | Eine Aufnahme mit einem Fluchtpunkt in der Höhe
Abb. 2.7 | Zwei Fluchtpunkte
Abb. 2.8 | Gebäudeabbildung mit zwei Fluchtpunkten
Abb. 2.9 | Unmögliche Perspektive
Abb. 2.10 | Unmögliche Perspektive
Abb. 2.11 | Frontalperspektive
Abb. 2.12 | Frontalansicht
Abb. 2.13 | Diagonalperspektive
Abb. 2.14 | Diagonalansicht
Frontal- und Diagonalansicht
Für einen Fotografen gehört zu den ersten bildgestalterischen Fragen »Möchte ich mein Motiv frontal oder diagonal ablichten?«. Am deutlichsten sichtbar wird der Unterschied natürlich bei geometrischen Objekten. Wähle ich beispielsweise einen frontalen Blickwinkel (Abb. 2.11) auf ein Gebäude, dann wirkt das Ergebnis statisch, sachlich und flach (Abb. 2.12). Natürlich gibt es Elemente, die ein bisschen Tiefe vermitteln, wie die Vertiefung, in der die Fenster sitzen, und die nach hinten fliehende Linie des Dachvorsprungs links und rechts am Gebäude. Doch deutliche
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