Kreativ fotografieren
Zone 9) bis bestenfalls zu leichtem Grau in den Schatten des Kamms (˜ Zone 6) reicht, also lediglich etwa vier der elf Zonen umfasst, ist der Tonwertberg relativ schmal. Das Histogramm verrät uns, dass die Aufnahme einen geringen Kontrastumfang hat. Was es uns nicht verrät, ist, dass das Bild zu dunkel belichtet ist. Das verrät uns aber das Bild selbst (Abb. 4.128).
Im Grunde müsste man hier nicht unbedingt eingreifen. So lange das gesamte Tonwertgebirge innerhalb des Histogrammfeldes Platz hat und auf keiner Seite abgeschnitten wird, lässt sich das Digitalbild in der Nachbearbeitung beliebig aufhellen oder abdunkeln. Doch schneller als Nachbearbeiten geht es, wenn ich die Vorgaben der Belichtungsautomatik über einen Eingriff in die Belichtungskorrektur verändere.
In diesem Fall ist die Aufnahme deutlich zu dunkel. Deshalb habe ich für die Belichtungskorrekur einen positiven Wert von +2 LW eingestellt – im Modus Blendenvorwahl vervierfacht sich die Belichtungszeit vonaufSekunde, und die Lichtwert-Skala schlägt zwei ƒ -Stops in Richtung ›Überbelichtung‹ aus. Die neuerliche Aufnahme fällt entsprechend um das Vierfache heller aus (Abb. 4.131), was sich auch im Histogramm spiegelt (Abb. 4.132).
Mehr über
ƒ -Stop
Belichtungsautomatik
Belichtungskorrektur
Belichtungsmodus
Belichtungszeit
Blende
Blendenvorwahl ( A / AV )
Histogramm
Kontrastumfang
Lichtwert-Skala
Programm ( P )
Schärfentiefe
Zeitvorwahl ( T / TV / S )
Zonensystem
Belichtungskorrektur im Modus Manuell ( M )
Wenn Sie statt mit einem automatischen Belichtungsmodus im manuellen Modus arbeiten, dann nehmen Sie die Korrektur nicht über die Funktion Belichtungskorrekturvor, sondern korrigieren manuell, indem Sie die Blende oder die Zeit verändern.
Bezogen auf das voran gegangene Beispiel würde das bedeuten, entweder die Blende manuell um zwei ganze Schritte zu öffnen 1 oder die Zeit manuell zu vervierfachen. 2
Von der Perspektive zur Belichtungskorrektur
Nun bauen wir die Erkenntnisse dieses Kapitels in das › Vier Schritte‹-Konzept ein. Abgesehen von einigen spezifischen Ausnahmesituationen werden Sie die meisten Aufnahmen mit Ihren Standardeinstellungen für die Belichtungsmessung und den Belichtungsmodus erstellen. Bei mir ist das Blendenvorwahl oder Manuell ( M ) und mittenbetonte Messung. Diese Einstellungen stehen schon vor der Aufnahme fest. Erst dann erfolgt der erste Schritt.
Erster Schritt: Perspektive | Durch Brennweite, Distanz und Blickwinkel wird die Perspektive der Aufnahme gestaltet.
Zweiter Schritt: Schärfe | Der erste Schritt führt durch Distanz und Brennweite zu einer bestimmten Schärfentiefe. Diese lässt sich durch die Blendeneinstellung anpassen.
Dritter Schritt: Belichtung | Das Einstellen der Blende führt in den dritten Schritt, denn sie hat Einfluss auf die Belichtungszeit. Der Fotograf muss nun beachten, dass diese nicht länger ausfällt als der Kehrwert der Brennweite. Ist die Belichtungszeit länger, kann der Fotograf den ISO -Wert anheben. 3
Nach dem Auslösen folgt der Blick auf das Histogramm in der Bildkontrolle. Befindet sich das Tonwertgebirge innerhalb des Histogrammfeldes, ist alles bestens.
Ist das Tonwertgebirge auf der dunklen Seite angeschnitten, ist eine positive Belichtungskorrektur erforderlich.
I st das Tonwertgebirge auf der hellen Seite angeschnitten, muss mit einem negativen Wert korrigiert werden.
Ist das Bild auf beiden Seiten angeschnitten, hat das Motiveinen zu hohen Kontrastumfang. In diesem Fall muss der Fotograf entscheiden, was dem vorliegenden Motiv besser bekommt: eine Korrektur, die die Überbelichtung beseitigt, aber die Unterbelichtung verstärkt oder eine Korrektur, die die Unterbelichtung beseitigt, aber die überbelichteten Bereiche ausdehnt. Meist wirken unterbelichtete Bereiche weniger störend als überbelichtete. Manchmal kann es aber am besten sein ein bisschen von beidem zu akzeptieren.
Abb. 4.133 | © Canon Deutschland
Abb. 4.134 | © Nikon GmbH
Abb. 4.135 | Mittenbetonte Messung
Abb. 4.136 | Belichtung messen
Abb. 4.137 | Schärfe messen
1 Es muss kein RGB -Histogramm dabei sein. Ein einziges Histogramm, das über die Helligkeitsverteilung im Bild informiert, genügt für die meisten Fälle.
1 In diesem Beispiel von ƒ 5.6 auf ƒ 2.8.
2 Oder aber auch die ISO -Empfindlichkeit vervierfachen, zum Beispiel von ISO 100 auf ISO 400.
3 Ansonsten muss über den Einsatz eines Stativs oder Blitze nachgedacht werden, oder der Fotograf
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