Kreativ fotografieren
Sonne
Abb. 4.181 | Im Schatten
Abb. 4.182 | Aufhellblitz im Schatten
Abb. 4.183 | Mit Aufhellblitz
Abb. 4.184 | Direktes Sonnenlicht
Erinnern Sie sich, dass ich auf Seite 188, unter ›Belichtungszeit und Verschluss‹ behauptet habe, dass lange Belichtungszeiten beim Blitzen kaum Einfluss haben? Wenn Sie mit einem Blitz, derSekunde leuchtet, ins Dunkel hinein feuern, dann dauert die BelichtungszeitSekunde. Egal, wie lange der Verschluss offen ist!
Je dunkler es ist, desto besser funktioniert der Trick. Umgekehrt funktioniert der Trick oft nicht so gut, wenn man ihn während des Tages als Aufhellblitz einsetzt. Um das zu demonstrieren, habe ich zwei Mädchen in einem mäßig hellen Stiegenhaus fotografiert (Abb. 4.176). Auch hier haben Belichtungsmessung auf den Hintergrund und Blitz zu einem ausgewogen beleuchteten Bild geführt. Man erkennt jedoch deutlich einige Spuren von Verwackelung und Bewegungsunschärfe (Abb. 4.177 und 4.178).
Aufhellblitz
Vom Aufhellblitzen spricht man, wenn man den Blitz nutzt, um Schatten aufzuhellen. Für Abbildung 4.179 habe ich einen Nachbarn ins Sonnenlichtgezerrt. Direktes Sonnenlicht blendet nicht nur das Modell, sondern sorgt auch für harte Schatten.
Die Schatten lassen sich allerdings mit einem Blitz aufhellen (Abb. 4.180). Das geht im Sonnenlicht jedoch nur mit Systemblitzen, die die Kurzzeitsynchronisation unterstützen. Eine Belichtungszeit vonSekunde wird vom integrierten Blitz der Kamera kaum unterstützt werden.
Was der Aufhellblitz nicht leisten kann, ist die zusammen gekniffenen Augen des Nachbarn öffnen. Also habe ich ihn in den Schatten geführt. Nun blendet die Sonne nicht mehr, doch ohne Blitz und bei automatischer Belichtungsmessung wird der Hintergrund überund der Nachbar unterbelichtet. Eine Belichtungskorrektur hätte in dieser Situation lediglich zur Folge, dass der Hintergrund noch stärker überbelichtet aufs Bild käme. Statt dessen habe ich erneut den Aufhellblitz eingesetzt (Abb. 4.182).
Indirekt blitzen
Richtig tolle Ergebnisse erzielt man mit Blitzen vor allem, wenn man nicht direkt auf das Modell blitzt. Deshalb lassen sich gute Systemblitze meist kippen und drehen. Meist wird der Blitz zur Decke gerichtet, wobei die Decke natürlich nicht beliebig viele Meter über dem Blitz hängen darf. Beim Blitzen über die Decke einer Sporthalle oder einer Kathedrale bleibt die meiste Blitzleistung auf der Strecke. Das ist allerdings kein Wunder, wenn man bedenkt, wie drastisch die Blitzleistung mit jedem Meter abnimmt (siehe ›Leitzahl‹ auf Seite 187).
Abbildung 4.183 zeigt eine Aufnahme, bei der ich mit Systemblitz im Blitzschuh der Kamera fotografiert habe. Auch hier habe ich natürlich die Belichtung auf den Hintergrund gemessen und mit Langzeitsynchronisation gearbeitet. Bei Abbildung 4.184 habe ich den Blitz ungefähr in einem Winkel von 60° nach oben gerichtet und über die Decke geblitzt. Da das Licht nicht mehr direkt von vorne kommt, sondern wie in der Natur von oben, wird die Physiognomie des Gesichts besser modelliert, und der Schattenfall wirkt natürlicher. Außerdem wird durch das indirekte Blitzen über die Decke das Licht breiter gestreut. Es kommt nicht mehr gebündelt aus einer Richtung, sondern wird von der Decke auf Wände reflektiert und kommt aus allen Richtungen zum Modell.
Auch wenn das Blitzen über die Decke den Vorteil hat, dass Licht wie in der Natur von oben kommt, ist es nicht ausgeschlossen, den Blitz über Wände zu schicken. Dazu lassen sich die meisten Systemblitze drehen. Das kann vor allem dann sinnvoll sein, wenn die Decke zu hoch ist oder nicht weiß. Auf farbige Decken und Wände sollte man ja eher nicht blitzen, da ansonsten farbiges Licht zurück kommt, und das ist eher selten das Ziel.
Mehr über
Belichtungskorrektur
Belichtungsmessung
Belichtungszeit
Bewegungsunsch
Schärfentiefe
Blitzen auf den zweiten Vorhang
Normaler Weise und nach Standardeinstellung wird der Blitz nach dem Öffnen des ersten Vorhangs ausgelöst. Man bezeichnet das als Blitzen auf den ersten Vorhang. Wird auf ein bewegtes Objekt bei einer etwas längeren Belichtungszeit so geblitzt, erhält man den Effekt, dass der Blitz das Objekt im Sekundenbruchteil einfriert, während gleichzeitig die Bewegung als Bewegungsunschärfe im Bild ist. Ist die Kamera so eingestellt, dass der Blitz auf den ersten Vorhang auslöst, dann erhält man ein Resultat, bei dem das Objekt am Anfang der Bewegung eingefroren ist und sich die
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