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Kreuz des Südens

Kreuz des Südens

Titel: Kreuz des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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ihm jemand zu dicht auffuhr, verlangsamte er stärker als gewöhnlich.
    Er stellte den CB-Funk aus, denn nun gab es keinen alten Kumpel mehr, mit dem er sprechen konnte. Er weckte auch Honey nicht mit der Gegensprechanlage, denn er würde sie noch früh genug sehen. Er stöpselte das Telefon aus, damit es nicht läutete.
    Auf Höhe der Cloverleaf Mall ereilte ihn das Pech beziehungsweise schlechtes Karma. Es begann mit einer tätowierten Frau auf einer Harley-Davidson. Zwischen den beiden Fahrspuren donnerte sie an Bubba vorbei, aus ihrem leuchtend roten Helm flatterte ihre blond gefärbte Mähne.
    »Hey!«, schrie Bubba, als ob irgendwer ihn hören könnte. »Was, zum Teufel, glaubst du, machst du da?«
    Die Frau fuhr weiter. Bubba beschleunigte, schlängelte sich durch den Verkehr, jagte hinter ihr her, verfolgte sie mit quietschenden Reifen auf die Oak Glen, raste zurück zur Carnation und Hioaks, an der Besserungsanstalt von Virginia vorbei, hinunter zur Wyck Street und rüber zum Everglades Drive. Bubba war zu erschöpft und zu sehr in seiner schlechten Laune gefangen, um zu merken, dass sich die Frau einen Spaß mit ihm erlaubte. Als sie auf den Midlothian Turnpike zurückschoss, nahm Bubba die Kurve zu weit und scherte sich nicht um die anderen Verkehrsteilnehmer. Ein Hupkonzert brach los, Autofahrer fluchten. Eine alte Frau in einem Toyota Corolla hielt den Finger auf ihn gerichtet wie einen Revolver und feuerte. Ein Polizeiauto klemmte sich hinter Bubba, die roten und blauen Lichter blitzten in seinem Rückspiegel. Dieses Mal ließ Officer Budget die Sirene aufheulen und zwang Bubba, in die Ausfahrt desselben Einkaufszentrums einzubiegen, vor dem sie sich schon mal getroffen hatten.

24
    Die Funkbeamtin Patty Passman war übergewichtig, hatte frühzeitig ergrautes Haar und eine schlechte Haut. Sie war allein stehend, ungesellig, litt an Diabetes, aber sie war nicht dumm. Auch sie wusste, dass ihre Parkuhr auf der 10th Street ablief. Wenn sie nicht vor Otis Rhoad bei ihrem Auto war, würde er ihr wieder einen Strafzettel unter den Scheibenwischer stecken. Was war der Stand? Bei durchschnittlich zwei Strafzetteln pro Woche zu je sechzehn Dollar? Natürlich käme sie besser weg, wenn sie in dem schönen neuen und sicheren Parkhaus eine Straße weiter parken würde, doch heute waren dort keine Plätze mehr frei gewesen. In dem Fall musste sie immer auf der Straße parken, wo Rhoad sein Unwesen trieb, Autoreifen mit Kreide markierte und abgelaufene Parkuhren aufspürte.
    Officer Budget erkannte den roten Jeep sofort und konnte nicht glauben, dass er denselben Wagen schon wieder auf denselben verdammten Parkplatz lotste. Was war mit dem Kerl? Tat er das absichtlich? Hatte er irgendeine Funktionsstörung, so wie diese Leute, die krank wurden, damit sie zum Arzt gehen konnten? Der Jeep bog in den Parkplatz des Einkaufszentrums ein und parkte vor der First Union Bank, genauso wie beim letzten Mal. Budget stieg aus und ging auf die Fahrertür zu. Bubba trug einen Tarnanzug. Er hatte glasige Augen und sah ungepflegt aus. Hinten saß ein Hund in einem Käfig. Budget klopfte mit seinem tragbaren Funkgerät an die Scheibe, Bubba kurbelte das Fenster herunter. »Steigen Sie aus«, sagte Budget.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, gebe ich Ihnen einfach nur den Führerschein und die Zulassung, wie letztes Mal, Officer Budget. Ich war die ganze Nacht auf und hab in den Wäldern die schwarzen Stinker gejagt.« Die rassistische Anspielung erstaunte Budget sehr.
    »Nicht unbedingt eine gute Wortwahl, Mr. Fluck«, sagte Budget mit eisiger Stimme. »Wie viele haben Sie gefangen? Haben Sie sie in den Bäumen aufgehängt oder sie erschossen?«
    »Wir jagen sie auf Bäume, wenn wir sie kriegen«, sagte Bubba. »Schießen ist zurzeit nicht erlaubt.«
    Budget riss die Tür auf und schaute auf Bubba hinunter. Er hatte gute Lust, ihn zu verprügeln. Er glaubte sogar, dass er damit durchkäme, denn nun war es ja anders herum: nicht weiße Polizisten verprügeln einen Schwarzen, sondern genau das Gegenteil. Rodney King verkehrt! Aber sie waren ja schließlich nicht in Kalifornien.
    »Wenn wir sie oben in den Bäumen haben«, Bubba redete zu viel, denn seine Nerven lagen blank, »leuchten wir ihnen in die Augen. Natürlich, eigentlich sind's ja die Hunde, die sie zuerst kriegen. Die Hunde stellen sie.«
    Budget sah hinten in den Wagen zu Half Shell. Der Hund schien ihm einigermaßen fügsam zu sein. »Fragt sich nur, welche Hunde. Pit Bulls?

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