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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Problem.«
    Antonia baute sich vor Christian auf und begann: »Ich will dir mal was sagen, du kleiner, anmaßender Hinterstubenwüstling. Seit zwei Monaten tobst du durch die mehr oder weniger gute Gesellschaft und schmückst dich mit den gängigen Blümchen der Nacht. Dein Herz scheint mir tatsächlich recht biegsam zu sein, aber vielleicht hat dich ja einer ihrer Beschützer in die Mangel genommen?«
    »Das wäre einfach zu lösen, Christian«, mischte sich Cornelius ein. »Nenn mir den Namen.«
    Der Jüngere schüttelte nur verbissen den Kopf.
    »Nein, so ist das nicht, oder nein, den Namen nenn ich nicht?«, hakte Antonia nach.
    »Ist nicht so.«
    »Gut. Wie viel hast du verloren?«
    Christian brach in Tränen aus, und Elena zog seinen feuchten Kopf an ihre Brust und streichelte ihn. Cornelius murmelte: »Scheiße!«, und Antonia: »Merde perdu!«
     
    Eine halbe Stunde später hatten die Männer trockene Kleider angezogen, und sie saßen gemeinsam um den Tisch, um zu beraten. Es war eine ungeheure Summe, die Christian verspielt hatte, und er weigerte sich standhaft zu verraten, wo und an wen. Cornelius und Antonia insistierten und bedrängten ihn, bis Elena schließlich bat: »Lasst ihm den Rest Ehre. Überlegen wir, wie wir an das Geld kommen. Ich habe eine hübsche Summe auf meinem Konto.«
    »Wo es auch bleibt, Elena«, erklärte Cornelius sanft. »Und du, Toni, brauchst überhaupt gar nicht erst mit deinem Kapital zu prahlen. Das bleibt ebenfalls, wo es ist. Ich werde Mittel und Wege finden. Bis wann ist die Schuld fällig, Christian?«
    »Bis Ende der Woche.«
    »Gut, das gibt mir etwas Luft. Jetzt würde ich aber vorschlagen, wir überschlafen die Angelegenheit. Bei Tag sieht manches weniger schlimm aus, als es nachts erscheint. Behaltet Christian hier, damit er nicht wieder auf dumme Gedanken kommt.«
    »Du könntest auch hier schlafen, Cornelius. Es war ein scheußliches Erlebnis, nehme ich an«, bot Antonia ihm an und wuschelte ihm durch die ungekämmten Haare.
    »Lässt du mich denn unter deine Decke kriechen, damit ich mich aufwärmen kann?«, fragte er leichthin, aber sie grinste nur und erwiderte: »Ich habe zwar eine mitleidige Seele, mein Lieber, aber du verströmst bedauerlicherweise den delikaten Fäulnisduft einer angemoderte Wasserleiche.«
    Er nahm die Herausforderung an und begann: »Ich könnte freiwillig ein heißes Bad...«
    »Du wirst drüben bei dir schlafen. Wir achten auf Christian«, unterbrach ihn Elena energisch. Aber als sie ihn zur Tür begleitete, murmelte er hoffnungsvoll: »Sie hat mich nicht Bruder genannt.«
    »Nein, das hat sie nicht. Schlaf gut, Cornelius.«
    »Kaum.«

Heimlichkeiten und Erleuchtung
     
    Wer gab dir, Minne, die Gewalt, dass du so ganz allmächtig bist?
    Walther von der Vogelweide
     
     
    David und Susanne hatten nicht lange gezögert, vielleicht, weil sie beide schon vor sechs Jahren entdeckt hatten, was sie miteinander verband. Die lange Zeit der Trennung hatte nichts daran geändert, und es gab keinen Grund, auch nur einen Tag länger auf ein gemeinsames Leben zu verzichten. Antonia seufzte unwillkürlich. Vor einer Woche, an einem strahlenden Maitag, hatte die Hochzeit stattgefunden. Obwohl sie ihrer Freundin und ihrem Bruder das Glück von Herzen gönnte, das sie miteinander gefunden hatten, konnte sie doch den schmerzlichen Stich von Neid nicht unterdrücken. Sie hätte auch gerne eine eigene Familie gehabt.
    Aber Sebastien war tot.
    Antonia verbrachte den Frühlingsabend in der Bibliothek und tippte sich mit der Feder an die Unterlippe. Sie hatte begonnen, mit Thomas Lindlar eine Abhandlung über die Technik des lithografischen Drucks zu schreiben, zu der Susanne die entsprechende Bebilderung machen sollte. Thomas war zwar ein ausgezeichneter Drucker, der sein Handwerk bis ins Detail beherrschte, aber es verständlich auszudrücken, vor allem schriftlich, das lag ihm gar nicht. Er war jedoch nicht eitel, sondern beantwortete mit unermesslicher Geduld Antonias Fragen und las immer mit einem bewundernden Ausdruck ihre Beschreibungen. Gerade überarbeitete sie einige Seiten und fand nicht die rechten Worte, um einen bestimmten Sachverhalt auszudrücken. Schließlich warf sie die Feder hin und beschloss, sich die fraglichen Werkzeuge in der Druckerei noch einmal näher anzusehen. Sie nahm die Schlüssel an sich, die Cornelius ihr für die Zeit seiner Abwesenheit überlassen hatte.
    Gleich nach der Hochzeit war er nach Sürth ins Sommerhaus gefahren, um

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