Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
gemacht.«
    »Es passierte eher zufällig, Chérie. Ich entdeckte eines Tages in dem Stall, in dem ich mein Pferd untergestellt hatte, drei abgerissene Personen. Aristokraten auf der Flucht. Es war wenig Heldenhaftes dabei, ihnen ein Schiff zu besorgen und sie an einen heimlichen Landungsplatz zu bringen.« Was er Charlotte nicht erzählte, war, dass er derartige Dienstleistungen nur gegen ein entsprechendes Entgelt durchgeführt hatte.
    »Du hast damals in Belgien gelebt? Das wusste ich gar nicht.«
    »Du kannst nicht alles wissen.« Er lächelte und nahm sich den Rest Champagner. Auf keinen Fall war er gewillt, ihr mehr als nötig von sich preiszugeben. Und möglichst gar nichts aus den vier Jahren, die er fern von seiner Heimat verbringen musste. Sie kannte ihn als das aufstrebende Magistratsmitglied; weder die Art, wie er zu diesem Posten gekommen war, noch die Herkunft seines Vermögens brauchten sie zu interessieren. Sie hatte ihn einmal erpresst. Das reichte.
    »Wie kommt es, dass du heute Abend hier bist? Hat Elisa dir frei gegeben?«
    »Ich habe mir frei genommen. Sie ist zu ihrer Tante nach Brühl gefahren. Karl Ludwig kümmert es nicht, ob ich da bin oder nicht.«
    Oder besser, es kümmerte ihn nur allzu sehr, und um seinen Avancen auszuweichen, hatte sie das Haus verlassen. Aber das brauchte ihr Verlobter nicht zu wissen. Dafür hatte sie noch eine kleine Zusatzinformation für ihn bereit.
    »Ich habe übrigens eine gute Freundin gebeten, sich bei Waldegg vorzustellen. Er sucht nämlich eine Erzieherin für dieses zugelaufene Etwas, das sie da beherbergen.«
    »Ah!«
    »Géraldine ist Französin, früh emigriert. Lebt von einer kleinen Rente.« Und einigen Nebeneinkünften anderer Art, die zu erwähnen sie nicht für opportun hielt. »Sie hat das Kind zwar nicht selbst gesehen, aber einiges über sie in Erfahrung gebracht. Angeblich ist sie sechzehn Jahre alt und hat bisher bei einer Marktfrau gelebt. Ein ungeschliffener Diamant, wie Waldegg betonte. Wissbegierig, aufrichtig und von natürlichem Benehmen. Was man in anderer Lesart als neugierig, dreist und frei von jeglichen Manieren bezeichnen könnte. Keine Erklärung, warum man das Gör ins Haus genommen hat. Aber eine Küchenmagd aus der Nachbarschaft behauptet, sie sei irgendwie mit Waldeggs verwandt.«
    »Waldegg hat mindestens einen Bastardsohn. Der ist allerdings in Berlin. Sechzehn ist das Kind? Mhm... 1790 – da lebte der Domherr mit seiner Konkubine zusammen, der Junge war etwa damals so um die sieben oder acht.«
    »Dessen Fehltrittchen kann’s also nicht sein«, stellte Charlotte mit einem kleinen Grinsen fest. »Du sprachst von mindestens einem Bastardsohn. Gab es noch andere?«
    »Einen Patensohn, der bei ihm gewohnt hat. Ein Neffe, wie er behauptete. Cornelius war vierzehn. Und mit allen Wassern gewaschen.« Kay Friedrich grinste. »Könnte möglich sein. Der junge Schlawiner war immer für einen kleinen Skandal gut. Aber wir sollten die Dame des Hauses nicht vergessen. Du bist doch mit ihr bekannt. Könnte es da ein Malheurchen geben?«
    »Elena? Vor sechzehn Jahren? Keine Ahnung.« Auch Charlotte hatte wenig Lust, ihre Vergangenheit allzu freimütig offenzulegen. Sie fand eine elegante Umgehung dieses Problems, indem sie darauf hinwies: »Aber sie hat bis jetzt keine Kinder bekommen, obwohl sie schon fast zehn Jahre verheiratet ist.«
    »Das ist zwar ein Argument, aber es schließt es nicht völlig aus. Dennoch, die erste Vermutung gefällt mir besser. Wie ist es – wird deine Freundin den Posten annehmen?«
    »Nein, Waldegg hat sich nicht für sie erwärmen können. Eigentlich schade. Es wäre ein interessantes Experiment gewesen.«
    »Nun, dann werde ich selbst mal ein wenig in der Vergangenheit von Freund Cornelius herumstochern. Wie der Zufall es will, weiß ich das eine oder andere über ihn.«
    Diese unterhaltsamen Geschichten konnte er ihr mit gutem Gewissen erzählen.

Unerwartete Freundschaft
     
    Der Redliche, mit dem das Glück stiefmütterlich es meint, der seinem Schiffbruch kaum entschwimmt, und nackend ans Gestade klimmt, der finde einen Freund!
    Samuel Gottlieb Bürde
     
     
    Als Antonia den Salon betrat, fiel ihr als Erstes der Duft auf. Er entströmte einem Bouquet aus weißem Flieder, das auf der Anrichte stand. Dann fiel ihr Blick auf die junge Dame, die mit züchtig im Schoß gefalteten Händen neben Elena saß. Prompt kam sie sich linkisch und hölzern vor. Die Besucherin war in ein blassgraues Gewand modernsten

Weitere Kostenlose Bücher