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Kreuzdame - Köln Krimi

Kreuzdame - Köln Krimi

Titel: Kreuzdame - Köln Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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antwortete der junge Mann in der Zentrale auf meine Frage sehr kühl: »Wir haben es auch Ihren anderen Kollegen von der Presse schon gesagt: Wir geben keine Stellungnahme zu den Vorwürfen gegen Herrn Dr.   Bender ab.«
    »Aber …«, setzte ich an, »es würde mir ja reichen, wenn Sie mir den Namen –«
    »Auf Wiederhören!«
    Hätten wir uns eigentlich denken können, dass die Sache nicht so einfach sein würde, aber gleich nachdem ich aufgelegt hatte, klingelte es, und dieselbe Stimme sagte jetzt sehr freundlich: »Frau Schmitz? Sie hatten mich eben angerufen, aber da konnte ich nicht frei sprechen.«
    »Wie gesagt«, meinte ich zögernd, »ich interessiere mich für die Patientin, die Herrn Bender verklagt hat.«
    »Da hätte ich tatsächlich etwas, was Sie interessieren könnte. Aber nur unter einer Bedingung: Sie erfahren meinen Namen nicht.«
    Einen Moment lang war ich sprachlos. Dann erwiderte ich: »Ja, natürlich, wenn Sie das wünschen. Wann und wo könnten wir uns denn treffen?«
    »Ich kopiere ein paar Unterlagen und gebe sie Ihnen, sagen wir, heute Nachmittag um fünf vor dem Hauptbahnhof, rechts, am Blumenstand.«
    Ich fuhr in die City, parkte im Domparkhaus und ging, weil ich wie meistens zu früh war, noch in den Dom. Dort stellte ich zwei Kerzen auf, eine für Klaus und eine für mich und meine gleich beginnende Unternehmung.
    Der Mann neben dem Blumenstand sah nicht unsympathisch aus. Blank geputzte Schuhe, dunkle Jeans, ein offener schwarzer Kurzmantel und darunter ein Jackett und ein blau-weiß gestreiftes Oberhemd. Ich schätzte ihn auf ungefähr vierzig, vielleicht auch erst fünfunddreißig, aber das konnte man mittlerweile kaum sicher sagen, vor allem nicht bei jemandem, der in einer Klinik für ästhetische Chirurgie tätig war. Warum wir so zielsicher aufeinander zugingen, weiß ich nicht, vielleicht war es Intuition, oder ich sah tatsächlich so aus wie eine Journalistin.
    Nachdem ich mich vorgestellt hatte, begann er hastig zu sprechen: »Es geht mir um Gerechtigkeit, um nichts anderes. Klaus Bender nämlich war einer, ich will nichts Falsches sagen, aber fragen Sie mal in der Klinik nach, es gibt da nicht viele, die wirklich um ihn trauern. Ja, und was diese Geschichte mit der Patientin angeht … Das ist wirklich ein Skandal.«
    »Haben Sie die Unterlagen?«, fragte ich mit einer gewissen Ungeduld. Wortlos griff er in seine Aktentasche und zog einen dicken Umschlag heraus, den er mir entgegenstreckte. Mit einem Kopfnicken verabschiedeten wir uns voneinander.
    Kaum war der Mann außer Sichtweite, holte ich mein Handy aus der Tasche und rief Charlotte und Karin an. Beiden hatte ich von meinem geplanten Treffen erzählt und sie gebeten, sich, wenn es klappte, die Unterlagen gemeinsam mit mir anzusehen. In einer halben Stunde würden wir uns bei Charlotte im Atelier treffen. Rasch stopfte ich den Umschlag in meine Handtasche und machte mich auf den Weg.
    Als ich im Atelier ankam, sahen Karin und Charlotte mir so erwartungsvoll entgegen, als trüge ich alles Wissen der Welt in meiner Handtasche, und nachdem ich den Umschlag herausgeholt hatte, starrten sie abwechselnd darauf und auf mich und bestürmten mich mit Fragen.
    »Ich habe doch noch gar nichts gelesen, ich bin auf schnellstem Wege hierhergekommen«, sagte ich, zog meinen Mantel aus und setzte mich. Ich nahm die Blätter aus dem Umschlag und breitete sie vor uns auf Charlottes kleinem Glastisch aus. Atemlos lasen wir die Patientenakte einer schönheitssüchtigen Frau.
    Jennifer Magari, geborene Müller, geboren am 25.   August 1964, wohnhaft in Gummersbach, hatte sich vor fünf Jahren zum ersten Mal mit Klaus in Verbindung gesetzt und um ein Beratungsgespräch gebeten. Offenbar hatte sie Schwierigkeiten mit ihrem Mann, der sie zu alt fand und von dem sie vermutete, dass er sie mit einer Jüngeren betrog. Es schien, als hätte sie sich runderneuern lassen: großes Gesichtslifting, Lippen- und Brustvergrößerung, Fettabsaugen am Bauch. Zwei Jahre später wollte sie Oberarme, Oberschenkel und Knie glätten lassen, eine gefährliche und schwierige Operation, die jedoch, wie ein Dankesbrief an Klaus offenbarte, zu ihrer großen Zufriedenheit ausgeführt worden war. Die beigefügten Rechnungen allerdings machten mich schwindelig, und ich fragte mich, wie eine Frau von nicht mal fünfzig Jahren einem solchen Wahn verfallen konnte.
    Erst auf den letzten Seiten erfuhren wir, was zur Anklage gegen Klaus geführt hatte: Eine OP im

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