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Kreuzdame - Köln Krimi

Kreuzdame - Köln Krimi

Titel: Kreuzdame - Köln Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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miteinander gewesen waren, ein Geheimnis teilend, von dem niemand sonst etwas wusste.
    Am Abend hatte ich mich längst wieder meilenweit von meiner morgendlichen Versöhnungsbereitschaft entfernt, war mehr denn je auf Konfrontation aus, wollte Martin in die Knie zwingen. Aber zu welchem Zweck? Wie sollten wir dann weiter zusammenleben?
    Als ich den Wagen in die Einfahrt fahren hörte, verschwand ich hinter der Tür des Gästezimmers. Wie lange würde ich dieses Versteckspiel noch aushalten? Ich war sicher, wenn Martin nicht bald zu mir käme, würde ich in Kürze zu ihm hinunterstürzen, ihm alles, was sich in mir angestaut hatte, vor die Füße werfen. Doch was dann geschehen sollte, war mir nicht klar.

SECHS
    Am nächsten Morgen fand ich eine rote Rose vor meiner Zimmertür, zusammen mit einem Umschlag. Ich hob beides auf und ging hinunter. Der Frühstückstisch war so festlich wie sonst nur an Feiertagen. Martins Gedeck war schon in der Spülmaschine – das hatte er noch nie gemacht. Ich setzte mich und goss Tee in die Tasse. Mit klopfendem Herzen öffnete ich den Umschlag und las Martins Brief.
    Liebe Britta,
    ich vermisse dich. Ich spüre, wie sehr ich dich brauche, wie sehr du zu meinem Leben gehörst. Der Alltag ist grau, und wenn der Abend keine Farbe hat … Wozu lohnt es weiterzuleben? Wir gehören zusammen, du und ich. Anna war nie eine Alternative. Sie hat mich überrumpelt damals, ich war zu jung, um sie zu durchschauen, und nun muss ich die Suppe auslöffeln, die ich mir durch meine Naivität eingebrockt habe. Glaub mir, ich gäbe vieles, um diese Geschichte ungeschehen machen zu können. Aber es geht um einen Menschen, um Timo, der wissen soll, wer sein Vater ist, und das bin nun mal ich. Sag mir, was soll ich tun, damit du bei mir bleibst, damit wir weiter zusammenleben können?
    Heute Abend werde ich Timo mitbringen. Ich will dir nicht zumuten, für ihn zu kochen. Ich werde etwas mitbringen, Pizza oder Lasagne. Aber vielleicht schaffst du es, kurz zu uns herunterzukommen, zu mir, an meine Seite. Ich hoffe sehr, du lässt mich nicht im Stich.
    Martin
    Ich ließ den Brief auf meinen Schoß sinken. War ich zu hart? Hatte ich mich zu sehr eingewoben in meine Harmonieseligkeit, in dieses Bei-uns-ist-immer-alles-bestens-Gefühl, war ich nicht flexibel genug, um diese Situation anzunehmen als das, was sie war: eine Veränderung in unserem Leben? Aber was würden unsere Kinder dazu sagen? Sollte ich sie anrufen und davon in Kenntnis setzen, dass es Familienzuwachs gab, und zwar nicht Carolins Baby, sondern Timo?
    Ich stand auf, nahm mir einen Stift und ein Blatt Papier und schrieb einen Einkaufszettel, zog meinen Mantel an und fuhr zu Rewe. Am Nachmittag begann ich zu kochen, und später deckte ich den Tisch. Erst dann rief ich Martin an.
    »Ihr könnt kommen«, sagte ich. »Es ist alles vorbereitet.«
    »Britta!«, rief Martin, aber bevor er weitersprechen konnte, legte ich auf.
    Was mochte auf mich zukommen? War ich vorbereitet auf diesen Abend? Mir wäre es lieber gewesen, Timos Mutter wäre tot, wäre zusammen mit Klaus gestorben. Timo wäre dann ein Kind ohne Eltern, na ja, kein Kind mehr, aber ein junger Mann, dessen Eltern gestorben waren. Wenn sich dann herausgestellt hätte, dass Martin der leibliche Vater war – mir wäre es leicht gefallen, die Mutter zu ersetzen. Aber Anna lebte, sie war hier in Köln, und vielleicht legte sie es darauf an, sich jetzt doch mit Martin zu verbinden. Sie war mir schon früher in vielem voraus gewesen, vor allem aber im Umgang mit Männern, denen sie mit ihrem Wimpernklimpern und ihrem Schlafzimmerblick den Verstand geraubt hatte. Ich hatte stets danebengestanden wie Pippi Langstrumpf im Großformat, zwar ohne rote Haare, aber ebenso fröhlich-naiv. Und war ich das nicht immer noch? Unfähig, einen Mann für mich zu begeistern, selbst Klaus nicht, der doch anscheinend für alles offen gewesen war und mich dennoch nie verführt hatte.
    Als ich hörte, wie die Tür aufgeschlossen wurde, war ich immer noch nicht sicher, wie ich mich verhalten sollte bei diesem Vater-Sohn-Duett, das gleich beginnen würde. Am liebsten wäre ich wieder ins Gästezimmer geflohen, doch in diesem Augenblick kam Timo in die Küche, streckte mir mit einem glücklichen Lachen einen Blumenstrauß entgegen und rief: »Britta, danke, dass ich heute Abend kommen darf! Ich finde es toll, wie du deinem Mann und meinem Vater zur Seite stehst. Du bist eine Frau, wie sie sich ein Mann nicht besser

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