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Kreuzdame - Köln Krimi

Kreuzdame - Köln Krimi

Titel: Kreuzdame - Köln Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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er bislang gewesen war und der er sein wollte: ein stadtbekannter, beliebter und kompetenter Kinderarzt.
    »Das ist es ja«, sagte er mit Verzweiflung in der Stimme. »Wie hätte es denn ausgesehen, wenn ich als Kinderarzt selbst keine Kinder gehabt hätte? Keiner hätte mir geglaubt, dass ich Eltern verstehe, keiner hätte mir zugetraut, dass ich Kinder sensibel genug behandeln kann. Außerdem war Karin ganz wild auf Nachwuchs. Seit wir zusammen waren, hat sie sich nach jedem Kinderwagen umgedreht, und als es nicht gleich klappte, hat sie damit begonnen, ihre fruchtbaren Tage auszurechnen, und wenn es montagnachmittags günstig war, dann holte sie mich eben aus der Praxis. Ich habe alles mitgemacht, alles. Doch es klappte nicht. Dann hat sie sich untersuchen lassen, mit dem Ergebnis: kerngesund. Wir versuchten es weiter, ohne Erfolg.«
    Als erschöpfte ihn das Erzählen, lehnte er sich zurück und trank langsam ein paar Schlucke Wein.
    »Und dann?«, fragte ich.
    »Wir haben uns für eine künstliche Befruchtung entschieden«, antwortete Karlheinz, »eine In-vitro-Fertilisation.«
    Er schwieg eine Weile, und mir war noch immer schleierhaft, wohin das alles führen sollte.
    »Erzähl weiter«, sagte Martin, und Karlheinz fuhr widerstrebend fort.
    »Seit einer Voruntersuchung wusste ich, dass ich seit einer schweren Hodenentzündung in meiner Jugend zeugungsunfähig bin. Mein Sperma ist Schrott, aber wie hätte ich das meiner Frau sagen können?«
    Ich sah ihn nachdenklich an. Wie hätte ich denn reagiert? Hatte ich nicht, wie die meisten Frauen meiner Generation, Kinder gebären, Mutter sein und die Welt reicher machen wollen?
    »Charlotte hat auch keine Kinder«, sagte ich, »und sie hat nie darunter gelitten. Ich glaube nicht, dass Karin sich von dir getrennt hätte, sie wäre vielleicht sogar früher auf die Bühne gekommen und hätte sich intensiver ihrer Karriere gewidmet …«
    »Kann sein. Aber ich habe mich nicht getraut, ihr die Wahrheit zu sagen. Ich habe mit Klaus darüber gesprochen. Er kannte den Chef der Befruchtungsklinik gut, und da sind wir auf die Idee gekommen …«
    Er schwieg erneut. Doch ich konnte mir schon denken, was Klaus und Karlheinz ausgeheckt hatten, und richtig, nun erzählte Karlheinz stockend weiter: »Wir haben einfach getauscht, das heißt, mein Zeug kam in den Ausguss, und Klaus hat mit seinem Samen unsere Kinder entstehen lassen. Unsere Kinder! Es war ausgemacht, dass er nie darüber reden würde, dass dies eine Sache unter Freunden wäre … und jetzt …«
    Es erschütterte mich, wie weit Männer gingen, wenn die eigene Männlichkeit betroffen war, die sich trotz allen Verstandes noch immer an der Potenz zu messen schien. Das also war es, was ich möglichst schonend an Karin weitergeben sollte, als Vermittlerin dieser unglaublichen Geschichte in Sachen Spermientausch. Warum hatte Karlheinz nicht den Mut, selbst mit ihr zu reden, seine Angst einzugestehen, ihr klarzumachen, dass er ihr damals nicht hatte wehtun wollen?
    Karlheinz nahm noch einen Schluck Wein. »Ich habe ihm vertraut, habe gedacht, das wäre reine Hilfsbereitschaft gewesen und vor allem etwas, das nie und nimmer an die Öffentlichkeit geraten würde. So hatten wir es ausgemacht, Klaus und ich … Nie habe ich mir vorgestellt, dass er alles nach seinem Tode einfach so hinausposaunt und mich so brüskiert und demütigt.«
    »Immerhin«, antwortete ich und versuchte, etwas Tröstendes zu sagen, »hat er doch deinen Kindern, oder eben seinen, ein hübsches Sümmchen vererbt. Das könnte man auch als noble Geste interpretieren.«
    Karlheinz sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Also«, rief er, »als ob er das nicht auch hätte machen können, ohne zu sagen, dass er der Vater ist.«
    »Stimmt«, meinte ich, »ich wollte ja nur versuchen, an der ganzen Sache wenigstens etwas Positives zu finden.«
    Wir saßen noch einige Zeit zusammen. Dann brach Karlheinz auf.
    »Wirst du mit Karin reden?«, fragte er beim Abschied.
    Ich sah ihn an und umarmte ihn, wie wir es immer machten. Dann sagte ich: »Nein, Karlheinz. Aber nicht, weil ich dir diesen Freundschaftsdienst verweigere, sondern weil das eine Sache zwischen dir und Karin ist, etwas, das ihr besprechen müsst, eine Angelegenheit, die in Liebe und Offenheit zu klären sein wird. Und die ohne mich als Vermittlerin bessere Aussichten auf Erfolg hat, glaube mir. Wenn du den Eindruck hast, sie will nicht mit dir sprechen, dann werde ich sie gern ein

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