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Kreuzdame - Köln Krimi

Kreuzdame - Köln Krimi

Titel: Kreuzdame - Köln Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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würde. War sie untergetaucht? Das würde sie noch verdächtiger machen.
    Am nächsten Morgen meldeten die Nachrichten, dass die Polizei bundesweit nach Anna Bender suchte. Ich machte mir große Vorwürfe. Was hatte ich da ins Rollen gebracht? Es war falsch gewesen, dass ich Annas Geschichte weitererzählt hatte. Jetzt würde sie zu allem, was sie hatte durchleiden müssen, auch noch Verhöre ertragen müssen und eine Vorladung als Tatverdächtige. Sie würde sich wehren, und sie würde wissen, dass nur ich es gewesen sein konnte, die sie verraten hatte.
    Zu allem Übel hatte Martin nicht nur Herrn Weber informiert, sondern auch mit Johannes, Charlotte, Karin und Karlheinz geredet, für den Fall, dass sich Anna bei ihnen meldete. Bald würden es in Köln die Spatzen von den Dächern pfeifen. Und alles war meine Schuld. Nur weil ich es nicht hatte aushalten können, weil mich diese Geschichte um den Schlaf gebracht hatte und ich mich hatte befreien wollen, steckte Anna nun in der Klemme. Ich fühlte mich gefangen und eingekerkert von dieser Schuld.
    Zwei Tage später stand Herr Weber wieder vor der Tür. Ob ich Zeit hätte, fragte er mich, und als ich nickte, kam er herein, ging ins Wohnzimmer und setzte sich. Aus seiner Tasche holte er viele kleine Umschläge und legte sie vor mich auf den Schiefertisch.
    »Das hier«, sagte er und zog ein Blatt Papier aus einem der Umschläge, »hat Timo Bender in einer Schreibtischschublade im Arbeitszimmer seines Vaters gefunden. Diese Briefe sind als Drohbriefe einzustufen. Sie stammen offenbar aus dem letzten Vierteljahr vor Klaus Benders Tod. Jemand hat Herrn Bender offenbar sehr gehasst, und vielleicht hat dieser jemand sich so in seinen Hass hineingesteigert, dass er auch den Mord begangen hat. Haben Sie eine Idee, von wem die Briefe stammen könnten? Sie haben uns wirklich weitergeholfen, als Sie uns die Geschichte Ihrer Freundin erzählt haben, und vielleicht fällt Ihnen ja auch jetzt etwas ein?«
    Ich sah ratlos auf den Tisch. Der Brief, den Herr Weber aus dem Umschlag gezogen hatte, bestand aus aufgeklebten Buchstaben, offenbar aus einer Zeitung ausgeschnitten. »Dein Hochmut, deine Selbstüberschätzung, deine Lügen und die Überheblichkeit, mit der du mit Menschenleben umgehst, widern mich an. Eines Tages wirst du dafür büßen«, stand da.
    »Frau Magari?«, fragte ich. »Immerhin soll sie doch Klaus auch am Telefon bedroht haben, so stand es im Herbst jedenfalls im ›Express‹.«
    »Ja, sie könnte das geschrieben haben«, sagte Kommissar Weber, aber er klang nicht überzeugt. »Würde das zu Anna Bender passen? Sie hat ja auch viel gelitten unter ihm. Sie haben uns zwar erzählt, dass sie und ihr Mann sich wieder versöhnt haben, aber, wissen Sie, in meiner Dienstzeit sind mir so viele Lügen untergekommen. Vielleicht war das nur vorgeschoben, um sich nicht verdächtig zu machen.«
    Ich zuckte die Schultern und sagte vorsichtig: »Ich weiß nicht, für mich klang es schon überzeugend, dass die beiden sich wieder vertragen haben.«
    Natürlich könnte es Anna gewesen sein, aber auch jeder andere von uns. Karlheinz, der Klaus vielleicht gehasst hatte, weil er der Vater seiner Kinder war, oder Charlotte, die so viel Hoffnung auf Klaus gesetzt hatte.
    Laut sagte ich: »Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen wirklich nicht helfen.«
    Plötzlich waren es wieder viele, die im Fokus standen. Ich spürte, wie undurchsichtig diese Tat zu werden schien, und begann die Arbeit der Ermittler zu bewundern. Im Übrigen waren die Briefe mit Buchstaben aus Zeitungen zusammengeklebt, aus Zeitungen, die jedenfalls nicht aus Köln oder dem Kölner Umfeld stammten, hatte Herr Weber gesagt, bevor er ging.
    Warum hatte ich diese Freundschaft in Frage gestellt? Wieso hatte ich mich nicht damit begnügen können, Annas Vertraute zu sein, diejenige, der sie ihre Leidensgeschichte erzählt hatte, die nun ein Geheimnis mit ihr teilte? Warum war ich nicht stark genug gewesen, mich dem zu stellen? Aber war es nicht Martin gewesen, der Herrn Weber informiert hatte? Hatte nicht er das, was ich ihm ebenfalls im Vertrauen erzählt hatte, weitergegeben, und das, obwohl er gewusst haben musste, dass er damit nicht nur Anna schadete, sondern auch mich hineinzog in eine Situation, die ich kaum ertragen konnte?
    »Wie bestellt und nicht abgeholt«, das war ein Lieblingsspruch meiner Mutter gewesen, und so fühlte ich mich in den nächsten Tagen. Ich tat, was getan werden musste, lächelte, wenn es

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