Kreuzstein
Sedimentschichten eines Meeresbodens ausgeflossener Basalt, so hieß das begehrte Gestein. Gebrochen zu kleinem Splitt, wird es in die oberen zwei Zentimeter der Fahrbahndecke eingebaut. Ein Gestein, das widerstandsfähig ist gegen die Polierkraft von Millionen Autoreifen täglich. Auch nach Jahren der Abnutzung ist es rau und verhindert, dass die Autobahn bei Feuchtigkeit zu einer Rutschbahn wird. Es gibt nur wenige Gesteine, die diese Eigenschaft besitzen.
Das Schloss zum Container-Büro hielt seinen Aufbruchsversuchen zehn Sekunden stand. An der Wand, in einem Kasten, hingen die Schlüssel zum Geländewagen und Bunker. Der Einbrecher zögerte kurz. Dann entschloss er sich, bereits jetzt eine der mitgebrachten Filmdosen zu öffnen und den Inhalt gleichmäßig zwischen Tür und Schlüsselkasten zu verteilen. Es war fast nur Staub mit einigen wenigen Haaren.
Das Auto war nicht für den Straßenverkehr zugelassen und in entsprechend schlechtem Zustand. Die 300 Meter bis zum Bunker ließen sich allerdings problemlos ohne Licht fahren. Es waren nur wenige Wolken am Himmel, und sie ließen genügend Sternenlicht durch, sodass auch kleinere Hindernisse gut zu erkennen waren. Der jüngste Warmluftvorstoß aus Südwest hatte nur noch ein paar Flecken Schnee an den Nordhängen der Splitthalden und den angrenzenden Waldflächen übrig gelassen. Sie zeichneten sich in der Dunkelheit besonders gut ab.
Der nächtliche Besucher leuchtete den Türrahmen des Bunkers sehr sorgfältig ab. Es gab keine zusätzlichen Alarmvorrichtungen. Die Sicherheitsschlösser öffneten sich mit einem leisen Klack.
Er staunte immer wieder, wie einfach es war, an diesen hochgefährlichen Stoff zu kommen. Vor ihm lag der Sprengstoff für die nächsten vier Wochen Steinbruchbetrieb. Genug, um mehrere 10 000 Tonnen Gestein zu zerkleinern. Lange hatte er recherchiert, welche Betriebe den stangenförmigen gelatinösen Sprengstoff verwendeten. Der war für seine Zwecke am besten geeignet. Insgesamt acht Kisten konnte er aus der Mitte der Stapel nehmen, ohne dass ihr Fehlen gleich bemerkt werden würde. Abschließend zog er wieder ein Filmdöschen aus der Tasche und verstreute es im Bunker und auf den Autositzen.
Die Fahrt durch den Steinbruch ohne Beleuchtung war riskant, auch wenn er kurz vorher den gesamten Weg gelaufen war, immer genau auf der Fahrspur entlang. Oben am Waldrand hinter der Schranke zum Forstweg stand sein Lieferwagen. Es dauerte nur wenige Minuten, bis er die Kisten umgeladen hatte. Den Geländewagen stellte er exakt an die gleiche Stelle zurück, hängte die Schlüssel wieder an ihren Platz und schloss das Büro ab. Der Fußmarsch bergauf kostete Zeit und Kraft. Auf halbem Weg bekam er einen Hitzeschub und musste stehen bleiben. Als würde er ersticken, riss er sich die obersten Druckknöpfe der Jacke auf und hechelte nach Luft. Es passierte ihm jetzt immer öfter. Der Kampf hatte gerade erst begonnen.
Er schaltete das Standlicht am Lieferwagen ein. Im Wald reichten die Sterne nicht mehr aus. Vorsichtig fuhr er mit seiner brisanten Ladung durch den Wald, fast nur Schritttempo. Der steile Hang auf der linken Seite könnte das Ende bedeuten. Er sehnte den Waldrand herbei, dann waren es nur noch 200 Meter an der Weide entlang, und er hatte die Straße erreicht.
Verflucht! Was machte der denn jetzt hier?
In der Einfahrt zum Feldweg hatte ein Fahrzeug geparkt. Schemenhaft erkannte er einen größeren Hund und eine dunkel gekleidete Person. Sofort schaltete er das Abblendlicht ein und beschleunigte.
Laut kläffend rannte der Hund auf den Lieferwagen zu. Der nächtliche Spaziergänger – anscheinend war es ein Mann – brüllte lauthals hinter seiner Töle her. Der Hund hatte inzwischen das Fahrzeug erreicht und versuchte, die Geschwindigkeit zu halten. Mit einem riskanten Schlenker zog der Lieferwagen an dem geparkten Fahrzeug vorbei, bog in die Landstraße ein und verschwand hinter der nächsten Kuppe.
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»Lieber Herr Allenstein, im Namen der gesamten Arbeitsgruppe wünschen wir Ihnen nur das Beste zum Geburtstag, und dass Sie noch an vielen Exkursionen teilnehmen können.«
Anja hatte dieses Mal die Aufgabe übernommen, dem Chef das Geschenk zu überreichen. Mit verschmitztem Lächeln streckte sie ihm ein handliches Paket entgegen. Ohne das Geschenk gleich entgegenzunehmen, nutzte Allenstein die Gelegenheit, breitete die Arme aus und drückte Anja fest an sich, um sie auf die Wangen zu küssen.
»Ho, ho«, kam es von
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