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Kreuzzug

Kreuzzug

Titel: Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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auch der Vorplatz des Hotels zur Sperrzone erklärt worden, aber es war nicht auszuschließen, dass sich die Kameraleute und Fotografen irgendwo in den Bäumen versteckt hielten.
    Nun bewährte sich der Sichtschutztunnel zum ersten Mal. In der Tat brachte CNN nach wenigen Minuten Bilder von Leuten, die zwischen den Planen vom Hotel zum Bahnhof gingen, aber die Späher der internationalen Medien wussten nicht, wer da die Position wechselte. Die ganze Abteilung hatte vor dem Verlassen des Hotels Regenschirme in die Hand gedrückt bekommen, mit denen sie sich vor elektronischen Stielaugen schützte, die sie womöglich von oben aus dem Wald heraus beobachteten und filmten.
    Dennoch reichte die Meldung, dass sich eine unbekannte Gruppe vom Hotel zum Bahnhof bewegte, um die Aufmerksamkeit der Fernsehzuschauer und Internetnutzer zu schärfen. Man wusste ja, dass sich Kapitän zur See Kerstin Dembrowski um elf Uhr an der Tunneleinfahrt einzufinden hatte.

Kapitel neunundachtzig
    Reintal , 10  Uhr 27
    D ie beiden Skitourengeher stellten ihre Verschüttetensuchgeräte von »Senden« auf »Empfangen« und erhielten prompt ein schwaches Signal. Das Piepsen blieb leise, die verschüttete Frau lag also nicht in unmittelbarer Nähe und konnte überall in diesem riesigen Schneefeld begraben sein. Auf einer Breite von einhundert und einer Länge von zweihundert Metern war die Lawine zum Stehen gekommen. Ihre Tiefe betrug sicher drei Meter. Sie hatten also sechzigtausend Kubikmeter gepressten Schnee zu durchwühlen.
    Die Lawine lag wie ein zerknittertes Leintuch inmitten der glatten Schneedecke. Die Suchenden hofften, dass es kein Leichentuch war, denn dann wäre die halbe Stunde rausgeworfene Zeit.
    Je länger sie sich durch den hüfthohen Schnee kämpften und Schritt für Schritt den mal lauter, dann wieder leiser werdenden Piepstönen ihrer Suchgeräte folgten, desto geringer wurden Sandra Thalers Überlebenschancen. Lawinenüberlebende wurden meist innerhalb der ersten fünfzehn Minuten gefunden oder waren keine mehr. Sandra Thaler musste vor allen anderen Faktoren eines haben: das Glück, nicht zu tief verschüttet worden zu sein, denn ohne weitere Unterstützer würden sich die beiden Helfer mit den kleinen Notschaufeln, die jeder Tourengeher dabei hatte, eine halbe Ewigkeit durch den metertiefen Schnee graben müssen.
    Die Suchgeräte gaben ihnen wenigstens die Richtung vor, in die sie sich zu begeben hatten. Als das Piepsen immer lauter wurde und schließlich in einen Dauerton mündete, waren die beiden sicher: Irgendwo unter ihnen lag die verschüttete Frau.
    Sie nahmen ihre Schaufeln aus den Rucksäcken und begannen mit einem Meter Abstand voneinander zu buddeln. Nachdem sie einen Meter Tiefe erreicht hatten, versuchten sie es um einen Meter nach rechts versetzt. Es machte keinen Sinn, an einer Stelle zu tief zu graben. Die Chancen, einen Verschütteten zu finden, waren höher, wenn man es an möglichst vielen Stellen versuchte.
    Beim dritten Versuch schrie der Mann laut im amerikanischen Slang auf: »Gotcha!« Er war mit der Schaufel auf einen Ski gestoßen und zerrte ihn aus dem Schnee.
    Nach zwei Minuten schrie die Frau: »Heya!« Sie hatte den zum Ski passenden Stiefel unter der Schaufel.
    Und es steckte ein Bein darin.

Kapitel neunzig
    Zugspitzbahnhof Eibsee, 10  Uhr 30
    D ie sechs GSG 9 -Männer hatten ihre Position in der Lok bereits im Lokschuppen eingenommen, als dort die Waggons umgehängt wurden. Kerstin Dembrowski betrat den leeren Passagierwagen. Franz Hellweger nahm seinen Platz im Zugführerstand der Lok ein. Er ließ es sich nicht nehmen, den Zug selbst zu fahren. Nicht aus Eitelkeit, sondern weil er keinen seiner Lokführer mit dem Einsatz gefährden wollte. Die meisten waren jünger als er und hatten Familien mit kleinen Kindern. Sein Nachwuchs war aus dem Haus und versorgte sich bereits selbst.
    Er sah die Zigarettenschachtel neben der Instrumententafel liegen. Sie musste dem Lokführer gehören, der die Lok vor kurzem rangiert hatte. Franz Hellweger hatte in den Stunden Anspannung dort drüben im Krisenstab vergessen, dass ihn das Verlangen nach einem Nikotinschub schon seit der Verschüttung des Zuges vor fast vierundzwanzig Stunden plagte.
    Endlich konnte er sich einen Glimmstengel anzünden. Mit dem Rauchen endgültig aufhören konnte er immer noch, wenn er diese Sache hier überlebte.

Kapitel zweiundneunzig
    Waggon der Zugspitzbahn , 10  Uhr 33
    D ie Aufpasser wurden abgelöst, und der neue Mann,

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