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Krieg auf dem Mond

Krieg auf dem Mond

Titel: Krieg auf dem Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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wo ich das kalte Salzwasser mit den hohlen Händen auffing und meine Wunden auswusch. Dann zog ich Hemd und Jacke wieder an. Das war alles, was ich mir an erster Hilfe gönnen konnte. Nun wurde es Zeit, daß ich meine Aufmerksamkeit dem Überleben zuwandte.
    Vielleicht konnte ich ihnen entgehen, wenn ich blieb, wo ich war, aber sie waren mit schlafwandlerischer Sicherheit in das Restaurant gekommen, um mich zu fassen. Die Wahrscheinlichkeit, daß sie mich hier fanden, war um ein Mehrfaches größer. Nein, ich durfte hier nicht bleiben.
    Am Fuß der steilen Uferabstürze war ein schmaler Streifen mit runden Steinblöcken durchsetzter Strand. Ich wanderte ihn ein Stück entlang, platschte durch seichte Pfützen. Dann erkletterte ich das Hochufer an einer weniger steilen Stelle.
    Am Rand angekommen, legte ich mich flach auf die Erde und überblickte die Ebene. Die Stadt erhellte den nächtlichen Horizont mit dem diffusen Schein zahlloser Lichter. In der Nähe sah ich dunkle Umrisse, die Felsblöcke sein konnten – oder kauernde Feinde.
    Ich blinzelte angestrengt, um die eingebaute visuelle Verstärkung auszulösen. Mit einem Schlag wurde alles in meinem Blickfeld klar und scharf wie unter einem Vollmond. Jeder Stein, jeder dürre Busch zeichneten sich deutlich ab.
    Hundert Meter vor mir sprang ein langer dunkler Körper aus dem Schutz einiger Blöcke. Ich sah das blasse Gesicht mit der vorspringenden Schnauze im Laufen hin und her schwingen. Als die Bestie auf etwa fünfzig Meter herangekommen war, blieb sie abrupt stehen, eine der weißen Hände leicht angehoben. Ebenso plötzlich sprang sie weiter direkt auf mich zu.
    Ich kam auf die Füße, hob einen kopfgroßen Felsbrocken auf, der leicht wie ein Korken zu sein schien, schleuderte ihn. Er traf die Flanke des Angreifers und prallte ab wie von einer Federmatratze. Die Bestie schien für einen Moment das Gleichgewicht zu verlieren, doch dann hetzte sie mit langen Sätzen weiter auf mich zu.
    Ich sprang im letzten Augenblick aus der Bahn und führte einen vernichtenden Schlag gegen das Rückgrat des Angreifers. Das Ungeheuer überschlug sich am Boden und lag eine Weile wie betäubt. Dann kam der Kopf hoch; es bewegte sich, zog sich mit scharrenden Vorderbeinen vorwärts. Ein Prickeln überlief mich.
    »Was bist du?« rief ich heiser. »Woher kommst du? Was willst du?«
    Die roten Augen waren auf mein Gesicht gerichtet. Der halb gelähmte Körper schleppte sich einen weiteren Schritt vorwärts.
    »Du verstehst mich – kannst du nicht sprechen?«
    Es kroch näher, ein Totenschädelgrinsen im bleichen Gesicht. Ich blickte zur Stadt zurück. Weit in der Ferne sah ich langgestreckte Gestalten, die lautlos über die Ebene galoppierten. Von überall kamen sie zu diesem öden Fleck geströmt, wohin die sterbende Kreatur zu meinen Füßen sie gerufen hatte.
    Ich stand am Rand des Steilufers und sah sie kommen. Es war sinnlos, weiterzulaufen. Selbst wenn ich dieser Falle entginge, gäbe es längs der Küste keine Zuflucht für mich. Algier lag hundert Kilometer weiter östlich, und im Westen war nichts zwischen mir und Oran, über hundertfünfzig Kilometer entfernt. Ich könnte vielleicht eine halbe Stunde lang rennen und zwanzig Kilometer zurücklegen, bevor der Sauerstoffmangel mich zur Aufgabe zwingen würde. Und diese fremden Wesen würden mir mit der Geduld des Todes folgen.
    Ich warf einen gehetzten Blick hinter mich. Dort draußen auf dem schwarzen Meer lagen Schiffe auf der Reede, das nächste kaum drei Kilometer vor der Küste, und die Höllenhunde kamen rasch näher, wie ein Schwarm riesiger Ratten, die irgendeine höllische Musik aus ihren Schlupfwinkeln gelockt hatte.
    Ich drehte um, raste den Steilhang hinunter und ins flache Wasser, warf mich in die Wellen, kam vom seichten Uferstreifen frei und tauchte.
     
    *
     
    Der nächtliche Meeresboden war ein magisches Land, eine zerklüftete Stille mit Schulen kleiner Fische und bewegten Schleiern grüner Algen. Hundert Meter vor der Küste sank der Meeresboden steil ab, und ich schwamm über einem schwarzen Abgrund. Die kleinen Fische verschwanden. Tanginseln trieben vorbei, dann stieg ein riesiger träger Körper aus der schwarzen Tiefe, kreuzte meine Bahn und wurde von Dämmerung verschluckt. Minutenlang hörte ich ferne Schraubengeräusche.
    Nach zwanzig Minuten begann mein Sehvermögen nachzulassen. Die Anstrengung des Schwimmens machte sich in Armen und Beinen bemerkbar, und ich fühlte, daß mein Sauerstoffvorrat

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