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Krieg auf dem Mond

Krieg auf dem Mond

Titel: Krieg auf dem Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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nach. »Yeah«, sagte er. »Aber hör zu; wir haben Arbeit. Wir müssen anfangen.«
    Ich stand auf, müde, mit schmerzenden Wunden und einem Gefühl, wie wenn hinter meiner Stirn ein Zeitzünder tickte. Felix' posthypnotische Anästhesie hatte mir sehr geholfen, aber jetzt ließ ihre Wirkung rasch nach.
    »Ich möchte einen Augenblick an Deck gehen«, sagte ich. Joel glotzte mich an und folgte mir tapsig. Ich trat aufs Deck und erschauerte in meinen nassen Kleidern, als der auffrischende Wind mich voll traf. Am gegenüberliegenden Ufer waren keine Lichter, aber ein Stück weiter östlich lag die weite Hafenbucht mit den glitzernden Perlenketten der Straßenbeleuchtung.
    Ich strengte meine Augen an und sah das schwarze Wasser auf einmal bleigrau und klar, wie an einem regnerischen Morgen. Die Oberfläche war leer. Wenn die Dämonen in der Nähe waren, so hatten sie sich gut verborgen. Im Augenblick schien ich sicher zu sein.

 
8.
     
    Während der alte Tanker mit dreißig Knoten das westliche Mittelmeer durchpflügte, arbeitete ich mit Joel im Maschinenraum. Gegen Ende der ersten Achtstundenschicht passierten wir die Straße von Gibraltar, und ich verbrachte eine bange Stunde. Eine Barkasse kam längsseits, und ein paar Leute kletterten an Bord. Ich hatte mich in einem Abtritt direkt neben der Tür zum Achterhaus versteckt und hörte Bruchstücke von Fragen und die Antwort des Kapitäns, daß er nichts von blinden Passagieren wisse. Er lud die Beamten zu einer Schiffsdurchsuchung ein, die sie ablehnten. Kurz darauf verließen sie das Schiff, und die Barkasse legte wieder ab. Ich lehnte schwindlig und mit heißem Kopf an der Wand. Mein Arm schmerzte immer mehr. Joel, der mit mir gewartet hatte, wurde ungeduldig. »He, Jones«, sagte er, »warum hängen wir eigentlich hier herum? Willst du an Deck gehen?«
    Ich richtete mich mit einiger Anstrengung auf. »Klar«, sagte ich. »Schauen wir uns den Felsen an.«
    Die frische Morgenluft war wohltuend. Ich lehnte neben Joel an der Reling und sah den Felsen von Gibraltar vorbeigleiten. Um uns war jetzt das kabbelige blauschwarze Wasser des Atlantiks. Die afrikanische Küste lag flach und weiß vor den dunstverhangenen fernen Bergen des Rif.
    »Nun«, sagte Joel munter, »ich glaube, wir müssen uns wieder an die Arbeit machen, Jones.«
     
    *
     
    Während der nächsten Tage fanden Joel und ich außerhalb unserer knapp bemessenen Freiwache kaum Zeit zum Verschnaufen. Der Kapitän und Carboni deckten uns mit Befehlen ein, und an regelmäßige Mahlzeiten war nicht zu denken. Wenn der Hunger zu übermächtig wurde, gingen wir in die Mannschaftsmesse und bekamen ölige Spiegeleier und zu salzigen Schinkenspeck.
    Einmal – wir hatten eine sechsstündige Maschinenreparatur hinter uns – saß ich matt und elend an dem langen Tisch, lauschte auf das fiebrige Summen in meinem Kopf und stocherte in einer Mischung aus zähem Rindfleisch und Trockengemüse. Zwischendurch trank ich nordafrikanischen Weinbrand aus einer Steinguttasse. Mir gegenüber saß der bärtige Schiffsarzt und arbeitete gewissenhaft an der Leerung der Flasche. Joel hatte seinen Kopf auf die Arme gelegt und war eingeschlafen. Am anderen Ende des Raumes leierte Pogey, der Mann mit dem Pferdegesicht, mit monotoner Stimme die Posten einer Inventurliste herunter, während ein gedrungener Seemann mit einer Wollmütze eine zweite Liste abhakte.
    Was der Rest der neun Mann starken Crew an Bord des Tankers machte, hatte ich immer noch nicht herausgebracht. Vier der Männer hatten kurz zuvor stockbetrunken die Messe verlassen.
    »Noch drei Reisen, Jones«, sagte der Arzt. »Einunddreißig Jahre bei der Linie – neun auf der Excalibur; ich werde das verdammte Wrack vermissen.« Er blickte mit traurigen, rotgeäderten Augen umher. »Nein, das ist nicht wahr«, korrigierte er sich. »Ich hasse diesen langweiligen Pott.« Er sah mich an, als ob ich ihm widersprochen hätte. »Ich habe jede Minute von diesen einunddreißig Jahren gehaßt. Und vorher habe ich das Studium gehaßt. Waren Sie schon mal in einer Anatomie?«
    »Gewiß«, sagte ich. Es fiel mir schwer, mich auf seine Worte zu konzentrieren. Ich nahm einen neuen Schluck aus der Tasse, fühlte die Flüssigkeit in Kehle und Magen brennen.
    Pogey warf seine Liste auf den Tisch, gähnte und kratzte sein unrasiertes Kinn.
    »Bring mir Kaffee an den Tisch, Kleiner«, befahl er. Der Seemann mit der wollenen Pudelmütze schloß einen Elektrotopf an und klapperte mit

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