Krieg der Kulturen (German Edition)
meine
Gedanken nicht zur Ruhe kommen.
Durch die aufregenden Nachrichten vergaß ich, mir die
Gegend aus einer gewissen Flughöhe auszuschauen,
immerhin flogen wir über die Alpen, die ich sehr gerne
gesehen hätte. Aber durch meine heimlichen Tränen, die
mich wegen der unsicheren Situation von Max nicht zur
Ruhe kommen ließen, sah ich kaum etwas von der
Umgebung. Es waren auch Gott sei Dank keine
Turbulenzen zu merken, sodass ich leise in mich hinein
schluchzte.
Der Flug war nur kurz, und ehe ich mich versah, waren wir
auf einen kleinen Privatflugplatz bei Bern gelandet, von
wo aus es zur Innenstadt ging. Dort hatte die Agentur ein
4-Sterne-Hotel gebucht. Ohne weitere Zwischenfälle
fuhren wir geradewegs zu unserer Unterkunft. Keiner
redete mehr viel, jeder verstand meine Situation und
versuchte, mich in Ruhe zu lassen. Haben sie vielleicht
meine heimlichen Tränen gesehen oder die vielen
verbrauchten Taschentücher … sie schwiegen und waren
ruhig.
Dann endlich die erlösende Nachricht der Agentur.
„Miss Corin, ihrem Freund geht es gut, er verhandelt
gerade.“
„Da fällt mir ein Stein vom Herzen“, sagte ich mit
erleichterter Stimme.
Aber die Gefahr ist noch nicht gebannt, schließlich ist er
noch nicht bei mir. Erst dann erkenne ich, wie gut es ihm
geht.
Die Limousine parkte auf einem extra Parkplatz vor dem
Hotel, das ganz idyllisch in einem parkähnlichen Gelände
lag.
„Lassen sie das Gepäck dort liegen, ich trage die schweren
Taschen hinein“, sagte Dean zu mir.
Ich beeilte mich in meine Suite zu kommen, um mir meine
Farbe aus dem Gesicht zu wischen. Mein kleiner Kater
tollte sofort umher und ich verschwand ins Bad.
„Miss Corin? Wo sind sie?“ fragte mich Mel etwas
aufgelöst.
„Im Bad“, antwortete ich.
„Wir bleiben für ein paar Tage hier, falls nichts
dazwischen kommt“, sagte er anschließend.
„Oh! Das ist gut, endlich mal ausruhen.“
„Wir sind neben an, falls sie etwas wünschen.“
„Ich würde gerne in die Hotelbar gehen“, sagte ich etwas
zögerlich, denn schließlich durfte ich kaum noch in die
Öffentlichkeit.
„Wir checken es erst ab, bevor wir mit ihnen dort
hineingehen“, meinte er schon im Gehen zu seinem
Zimmer.
Ich machte es mir auf einem Bett gemütlich, neben mir
miaute der kleine Kerl, wobei ich einen Saft trank, von
dem gut riechenden Obst auf dem Tisch aß und noch
einmal meinen Brief von der HdK las.
Nach einer ganzen Weile klopfte es an meiner Tür, Mel
stand vor mir und sagte, „das Hotel wurde von uns
durchgecheckt und so wie es aussieht, können sie mit uns
in die Hotelbar gehen, der Kater würde sicherlich auch
mal alleine im Raum bleiben.“
„Na, das lasse ich mir nicht zweimal sagen.“
Eiligst stieg ich in meine High Heels, kämmte mein Haar
durch, sprühte etwas Parfüm an meinen Hals, legte den
Kater in sein Körbchen und gab ihm seinen Lieblingsteddy
mit einem kleinen Leckerli und verließ mit Mel das
Zimmer.
Wir gingen zuerst ins hoteleigene Restaurant.
Leider war es geschlossen. Mel erkundigte sich beim
Personal, warum es geschlossen hatte. Einer der
Angestellten verwies uns in die Hotelbar, wo kein Mensch
saß, was meine Bodyguards sehr gut fanden.
Ich setzte mich auf einen Barhocker, Dean stand rechts
neben mir und Lars ein paar Meter hinter mir. Mel machte
sich ein Bild vom Eingang.
Nachdem ich den Barkeeper begrüßte und ihn fragte, was
er mir für einen trockenen Wein anbieten könnte, sagte
er, „wir haben noch einen Burgunder einen 1950iger
Jahrgang.“
„Danke, das wäre genau das richtige für mich und meine
Situation.“
Meine Angst um Max und mich selbst war immer
gegenwärtig und ich dachte nur, abschalten durch den
Wein, was jedoch nur eine Wunschvorstellung war.
Ich schaute aus dem Fenster auf das weite offene Feld vor
unserem Hotel und genoss den Anblick dieser Ruhe. Ich
nippte an dem Wein und entspannte.
13.Kapitel
Ralf war an diesem Tag, wie so oft auf der A1 nach Bern
unterwegs. Der Verkehr war diesmal überraschend stark,
mag wohl mit den ganzen schlimmen Dingen zu tun haben,
die da so in den anderen Ländern passiert sind, dachte er.
Er erinnerte sich, an die Geschichten seiner Großeltern,
aus Norddeutschland, die von den Flüchtlingsströmen,
während des Zweiten Weltkrieges berichtet hatten, und
hoffte, dass sich so etwas nicht wiederholen würde. Es ist
schwer für ein Land neutral zu bleiben, während alles um
einen herum im Chaos und Zerstörung zerfiel.
Er schaute auf die Uhr. Es war schon spät, aber er
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