Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
Gewirr von Streben und Stangen, die um eine kleine Feuerbüchse, einen Kessel und die Dampfmaschine angeordnet waren, aber viele der Panzerplatten, die schließlich die Aufbauten schützen würden, waren bereits geschmiedet. Einige waren dünn wie Pergamentpapier. Justen hatte sich jedoch vorgenommen, die Verkleidung erst anzubringen, wenn die Dampfmaschine und der Antrieb einwandfrei funktionierten, denn bei etwaigen Reparaturen müsste er die Verkleidung wieder abnehmen.
    »Nein.«
    »Warum denn nicht?«
    »Ich bin immer noch nicht sicher, ob auch wirklich alles richtig funktioniert, und ich will mir nicht deinetwegen Sorgen machen müssen.«
    »Justen, wenn bisher nichts passiert ist, wie kann dann dieses Mal etwas passieren?«
    »Dieses Mal werden wir …«
    »Wir? Meinst du, ich kann mitkommen?«
    »Nein. Ich meinte, dass … oh, du weißt genau, was ich gemeint habe. Du versuchst nur, mich übers Ohr zu hauen, während ich mit anderen Dingen beschäftigt bin.«
    »Das ist die einzige Gelegenheit, wo ich dich übers Ohr hauen kann. Außerdem hat Mutter gesagt, dass du gut gearbeitet hast.«
    »Gut gearbeitet heißt noch nicht sicher gearbeitet.« Justen dachte an die Pfeilspitzen aus Schwarzem Eisen. Zweifellos eine gute Ingenieursarbeit, aber für alle Beteiligten ganz bestimmt nicht sicher. Das Gleiche galt für seine Bemühungen mit dem Schießpulver in den Kanonen. Er schüttelte den Kopf und fragte sich, warum er wieder und wieder mit Zerstörung zu tun hatte. War es ein Beweis für die Erklärung der Ehrwürdigen, ein Übermaß an Ordnung sei nicht anders als ein Übermaß an Chaos?
    Er holte tief Luft und öffnete die Feuerbüchse, um eine weitere Schaufel Kohlen nachzulegen. Über ihm ließ das Dampfventil mit einem leisen Pfeifen die überschüssige Luft ab.
    »Justen …«
    »Nein. Erst wenn ich weiß, dass es sicher ist, kannst du mitkommen.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen. Und jetzt kehr lieber ins Haus oder in die Schmiede zurück.«
    »Also gut.« Elisabet ging über den Hof und die Treppe zur überdachten Veranda hinauf. Im Gehen verscheuchte sie eine Fliege.
    Justen schloss das pfeifende Überdruckventil und ging zum Fahrersitz herum, wo er noch einmal das Steuer überprüfte, ob es sich auch frei bewegen ließ und ob die Vorderräder der Bewegung folgten. Dann öffnete er langsam das Speiseventil, um zu probieren, wie die nun vereinfachte direkte Dampfzufuhr funktionierte.
    Der Dampfwagen fuhr rumpelnd an. Die breiten Räder gaben ihm mehr Stabilität als die ersten versuchsweisen Räder, die er vor einem Achttag eingebaut hatte.
    Elisabet sah von der Veranda aus zu, wie Justen vorbeifuhr. Er musste sich sehr konzentrieren, um den Dampfwagen in der Mitte der Straße zu halten.
    Am Ende der Zufahrt drehte er das Steuer herum und lenkte das Fahrzeug auf die Straße, die sich von Wandernicht entfernte. Er betrachtete die Straße vor sich, konnte aber keine Pferde oder Fuhrwerke entdecken. Nicht, dass er um diese Tageszeit, gegen Mittag, damit gerechnet hätte.
    Dann öffnete er den Dampfschieber noch etwas weiter und hörte, wie die Turbine aufheulte. Die Räder drehten sich schneller. Das Fahrzeug beschleunigte von Schrittgeschwindigkeit bis zu der eines Läufers und war schließlich so schnell wie ein Pferd im raschen Trab.
    Justen prüfte die Maschine und die Dampf- und Wasserleitungen, aber bisher schien alles dicht zu sein. Die Straße vor ihm war frei und eben. Er öffnete den Schieber noch etwas weiter und der Sitz unter ihm hüpfte nun bei jeder kleinen Unebenheit im Boden auf und ab.
    Nachdem er die Geschwindigkeit etwas zurückgenommen hatte, suchte er eine breite Stelle im Straßenverlauf, wo er die Maschine wenden konnte. Danach öffnete er den Schieber erneut und bremste erst kurz vor dem Haus wieder ab.
    Er fuhr die Zufahrt hinauf und schaltete im Hof das Dampfsystem ab.
    »Du bist so schnell gefahren!« Elisabet stand weniger als eine Elle vor der Maschine, als Justen herauskletterte und den Dampf abließ.
    »Ich glaube, ich könnte noch schneller fahren, wenn ich unter dem Fahrersitz eine Federung anbringen würde. Es ist schwer, richtig zu lenken, wenn man durchgeschüttelt wird.«
    »Noch schneller? Dann würdest du so schnell fahren, wie sich ein Pferd in vollem Galopp bewegt.«
    »Das ist meine Absicht.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Ich will ja nicht, dass Pferde …« Justen unterbrach sich. »Schon gut.« Er untersuchte die Rückleitungen und prüfte mit den Sinnen die

Weitere Kostenlose Bücher