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Krieg der Ordnung

Titel: Krieg der Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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betreten die Holzdielen zwischen seinen Stiefeln an.
    Justen wartete.
    »Ich habe einen der größten Stürme seit Creslins Zeiten heraufbeschworen. Und was ist passiert? Vielleicht – nur vielleicht – habe ich tausend Soldaten getötet, aber das hat den Vormarsch der Weißen kaum verzögert, wenn überhaupt. Ohne dich wäre ich wahrscheinlich gestorben …«
    »Das ist nicht …«
    »Doch, es ist wahr, Bruder. Und wir wissen beide, dass es so ist.« Gunnar hielt inne. »Ich war dumm und jetzt würde ich es besser machen. Wahrscheinlich könnte ich einen Sturm auf ein wirklich großes Heer oder eine Flotte konzentrieren. Aber es ist niemand sonst hier, der es tun könnte, und ich kann so etwas offensichtlich nicht sehr oft machen.« Er zuckte die Achseln.
    »Also meinst du, dass Recluce letzten Endes unterliegen wird?«
    »So schlimm wird es vielleicht nicht werden, aber es spielt im Grunde keine Rolle mehr, sobald Fairhaven Hamor, Nordla und Austra übernommen hat. Dazu wird es zu unseren Lebzeiten jedoch noch nicht kommen.«
    »Was sollen wir denn nun tun?«
    Gunnar sah Justen in die Augen. Wieder wäre er beinahe zusammengezuckt. »Was morgen auf diesem Feldzug auch passieren mag, sieh zu, dass du wohlbehalten wieder hierher kommst. Du kannst lebendig erheblich mehr ausrichten als tot. Sieh zu, dass du nicht in einer Schlacht umkommst, die im Ganzen gesehen nicht viel zu bedeuten hat.«
    »Vielleicht ist es nicht ganz so einfach.«
    »Das ist es nie«, gab Gunnar seufzend zurück. »Das ist es nie.«

 
XXXI
     
    » K omm schon, altes Mädchen.« Justen tätschelte den Hals der Stute und ließ aus den Fingerspitzen eine Spur Ordnung auf sie übergehen. Bis jetzt war es in der Schlucht angenehm kühl, aber die Mittagszeit hatte bei weitem noch nicht begonnen.
    Das Pferd wieherte.
    »Ich weiß, ich weiß. Du magst diese Gefechte auch nicht.« Der Ingenieur sah sich in der Schlucht um. Wie die meisten Schluchten in den Westhörnern, durch die Straßen verliefen, war auch diese von fließendem Wasser ausgewaschen worden – oder das fließende Wasser hatte in ihr den leichtesten Weg zum Nordmeer vorgefunden.
    »Du musst wirklich nicht mit deinem Pferd reden, Ingenieur«, bemerkte Firbek. Der Marineinfanterist, der neben dem Wagenpferd ritt, drehte sich im Sattel um.
    Eine Soldatin namens Deryn schnalzte mit den Zügeln, um ihr Pferd neben Firbek zu halten, als die Kolonne sich bergauf in eins der vielen Täler in den Westhörnern schlängelte. Dyessa hoffte; dort die Truppen der Kommandantin Zerlana zu verstärken, ehe die Weißen Truppen eintrafen.
    »Das Pferd gibt mir wenigstens keine Widerworte«, antwortete Justen lachend.
    »Du hast allerdings auch nicht viel gesagt, auf das man antworten könnte«, scherzte Firbek.
    »Das stimmt auch wieder«, gab Justen zu, während er noch einmal den Hals seiner Stute tätschelte.
    An einer Stelle, wo der Wasserlauf auf eine Wand aus massivem Granit gestoßen war, machte die Straße einen scharfen Knick. Justen prägte sich den schmalen Durchgang und die nicht ganz so steilen, mit Felsbrocken übersäten Hänge ein. Das Wasser strömte, kaum eine halbe Elle tief, über eine breite Granitfläche und der Wasserspiegel lag kaum zwei Ellen unterhalb der Straße. Der Ingenieur lächelte. Vielleicht brauchte man hier gar keine Magie, um einen See entstehen zu lassen. Dann aber runzelte er die Stirn. Warum dachte er darüber nach, wie man die Weißen aufhalten könnte, wenn die Sarronnesen sich zurückziehen mussten?
    Weil er sich Sorgen machte. Dyessa war grimmig und verschlossen und redete nicht einmal mit Firbek. Die sarronnesischen Truppen verhielten sich, als würden sie zur Schlachtbank geführt, und nicht einmal Gunnar war fähig gewesen, für Dyessa in Mitteltal einen echten Sieg herauszuschlagen. Bei der Dunkelheit, sein Bruder hatte immer noch Mühe, längere Zeit auf den Beinen zu bleiben.
    Justen rutschte im Sattel hin und her, den er nach wie vor als ungemütlich hart empfand. Aber er sagte nichts, als er den Soldaten am Wasserlauf entlang in die Berge folgte. Gelegentlich konnten sie über die Wände der Schlucht hinweg die eisbedeckten Gipfel der Westhörner sehen.
    Mit schrillem Kreischen flog eine schwarze Aaskrähe vom toten Ast einer Fichte auf und zog schwerfällig ihre Kreise aus der Schlucht heraus, um nach Osten zu fliegen.
    War es eine normale Aaskrähe gewesen oder einer jener Vögel, von denen die Weißen Magier gelegentlich Besitz ergriffen? Justen

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