Krieg der Seelen: Roman (German Edition)
hindurch, und hinter ihr schloss sich die » Ventilklappe«.
Mit den verschiedenen Ebenen und halb in Schatten verborgenen Vorsprüngen sah die Kabine kompliziert aus. Anders herum ergab sie vermutlich mehr Sinn.
Die Schiffsdrohne näherte sich und meldete, dass sie eine Art Bett gefunden hatte, das offenbar auf einer Flüssigkeit basierte. Die Drohne betonte, dass ein Mensch sicher darin schlafen konnte.
Anschließend setzte sie die Suche nach dem Bad fort.
» Sind Sie Soldat?«, fragte die junge Ärztin.
Vatueil rollte mit den Augen. » Soldat, Seeoffizier, Marine, Flieger, U-Boot-Fahrer, Raumkrieger, Vakuum-Trooper, körperloser Intellekt, der militärische Hardware oder auch Software untersucht, das alles. Ist dies neu für Sie? Es gibt eine Kriegführungsvereinbarung, die es verbietet, dass ich gefoltert oder unbefugten Eingriffen unterzogen werde. Sie haben ein Recht auf meinen Code und alles, was er beinhaltet, aber Sie dürfen mein Bewusstsein nicht als aktives Programm laufen lassen, und erst recht nicht zu strafenden Zwecken.«
» Haben Sie das Gefühl, bestraft zu werden?«
» Wie man’s nimmt«, sagte Vatueil. » Kommt darauf an, wie lange dies dauert.«
» Wie lange, glauben Sie, wird dies dauern?«
» Ich weiß nicht. Ich habe hier nicht die Kontrolle.«
» Wer, glauben Sie, hat hier die Kontrolle?«
» Ihre Seite. Vielleicht Sie. Es hängt davon ab, wer Sie sind und wen Sie repräsentieren. Wen repräsentieren Sie?«
» Wen repräsentiere ich Ihrer Meinung nach?«
Vatueil seufzte. » Haben Sie es nie satt, Fragen mit Gegenfragen zu beantworten?«
» Glauben Sie, ich sollte das satthaben?«
Er lachte kurz. » Ja, ich glaube, das sollten Sie.«
Er begriff einfach nicht, warum er sich an diesem Ort befand. Sie hatten seinen Code und damit auch die Informationen, die ihn hierher begleitet hatten. Das Wissen, mit dem er hierhergekommen war, konnte ihnen nicht verborgen geblieben sein. So etwas hätte nicht geschehen dürfen– eine Subroutine hätte seine Persönlichkeit und sein Wissen zusammen mit den übrigen im Code abgelegten Informationen löschen sollen, als klar wurde, dass er, in Gestalt der schwarzen Speerspitze, den Angriff nicht überleben konnte. Wenn man völlig vernichtet wurde, spielte es keine Rolle, aber wenn etwas übrig blieb, musste sichergestellt sein, dass dem Feind so wenig wie möglich in die Hände fiel.
Doch manchmal funktionierten die Subroutinen nicht richtig, oder nicht rechtzeitig. Sie durften nicht zu schnell reagieren, denn sonst gefährdeten sie die Mission. Was bedeutete, dass Fehler geschahen. Er befand sich hier, weil ein solcher Fehler geschehen war.
Es hätte trotzdem keine Rolle spielen sollen. Als er in diesem schlichten Zimmer erwacht war, auf dem Stuhl sitzend und in Gesellschaft der jungen Ärztin, hatte er sein Gedächtnis durchforscht und nichts gefunden, das nicht da sein sollte. Er wusste, wer er war– Major Vatueil–, und er wusste auch, dass er Jahrzehnte als aktives Programm in einem Krieg zwischen den Pro- und Kontra-Höllen-Mächten verbracht hatte, aber er hatte nur sehr vage Erinnerungen an seine früheren Missionen und überhaupt keine an seine Existenz vor jenen Einsätzen.
So sollte es sein. Seine zentrale Persönlichkeit– die sich an einem ganz anderen Ort befand, in den Substraten, die zu den sichersten Zitadellen der Kontra-Höllen-Seite gehörten– veränderte sich mit den Erfahrungen jeder aufgezeichneten Mission, und es war ein Destillat dieser Persönlichkeit, das in seinen Programmcode für neue Einsätze geladen wurde, ohne Informationen, die ihn selbst oder seine Seite kompromittieren konnten. Jede Persönlichkeit– ob in menschlicher Gestalt, als Maschine oder als reine Software, die sich der jeweiligen Simulation anpasste– wurde überprüft, bevor man sie in eine Kampfzone schickte; vorher vergewisserte man sich immer, dass sie nichts enthielt, das dem Feind nützen konnte.
Er sollte nichts Wichtiges bei oder in sich haben, und allem Anschein nach hatte er das auch nicht. Aber warum war er hier? Was stellte man mit ihm an?
» Wie lautet Ihr Name?«, fragte er die junge Ärztin. Er saß gerade, den Kopf hoch erhoben, und musterte sie mit gerunzelter Stirn, stellte sie sich als unsichere, hoffnungslos schluderige Rekrutin auf einem Exerzierplatz vor. Mit seiner ganzen Autorität sagte er: » Ich verlange Ihren Namen und Ihre Identifikation. Ich kenne meine Rechte.«
» Tut mir leid«, erwiderte die junge Frau
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