Krieg im Himmel
hatte. Ich war schnell außer Atem und spürte wieder den gesamten Planeten auf mir lasten. Ich hasste diese Welt.
»Ich musste dich aus der Zelle befreien«, erklärte er die Anwesenheit der Leiche.
»Ist er von der Schwarzen Schwadron?«, fragte ich.
Rannu schüttelte den Kopf. Sein Haar war eine verfilzte Masse. »Nein. Kiwi- SAS , glaube ich.«
Ich war beeindruckt, dass Rannu in seiner Verfassung einen Agenten der Spezialeinheiten hatte überwältigen können.
»Das arme Schwein.« In seinem Tonfall lag aufrichtiges Bedauern.
»Was ist geschehen?« Es musste schlimm gewesen sein, wenn es den Rannu, den ich gekannt hatte, in ein solches Wrack verwandelt hatte.
Wieder schüttelte er den Kopf. »Ich kam gut runter und schaffte es, unter die Oberfläche zu gelangen. Ich richtete Beobachtungsposten ein und erkundete, aber ich konnte nichts herausfinden, nichts tun. Immerhin wurde ich vorausgeschickt, damit ich euch brauchbare Informationen geben kann, wenn ihr hier eintrefft.«
»Du wusstest, dass ich komme?«, fragte ich.
Er lächelte und nickte. Jetzt war er schon etwas ruhiger. Der einzige Vorteil an seinem Zustand war, dass ich mir über eine Sache ziemlich sicher sein konnte: Man hatte ihm keine Gehirnwäsche verpasst! Dazu war er viel zu fertig.
»Schließlich war Morag dabei«, lautete seine logische Begründung.
»Du bist nicht nahe genug an irgendetwas herangekommen, weil Demiurg alles kontrolliert, was elektronisch ist?«, fragte ich.
Rannu nickte. »Die Zitadelle hatte Priorität, und ich kam recht nahe heran, aber aus der Nähe sieht sie einfach nur wie eine Arkologie aus Eis aus. Dabei habe ich nichts Neues erfahren, obwohl ich jetzt eine etwas aktuellere Vorstellung von der externen Verteidigung habe. Und sie ist größer, als wir gedacht haben.«
»Man hat sie mit konventionellem Material ausgebaut?«, fragte ich. Es war besser, an ganz andere Dinge zu denken.
»Nein, alles besteht aus Eis.«
»Wie funktioniert das? Wenn das Gebäude aus einem Gletscher herausgeschnitten wurde, wie konnten sie es dann vergrößern?«
Rannu zuckte mit den Schultern. Ich glaube, dieser Punkt interessierte ihn nicht besonders.
»Dann habe ich mich in Moa-Stadt umgesehen, um dort mehr herauszufinden, vielleicht sogar etwas von menschlichen Informanten zu erfahren …«
»Aber dort warst du auffällig wie ein bunter Hund und wurdest erwischt.«
Wieder nickte Rannu.
»Ich wette, du hast ihnen einen harten Kampf geliefert«, riet ich.
Rannu antwortete nicht.
Ich sah ihn fragend an. Hatte die Graue Lady auch ihn in die Tasche gesteckt?
»Sie haben ein paar Leute von der Schwarzen Schwadron auf mich gehetzt. Sie sind wie Rolleston, vielleicht nicht ganz so hart. Ich hatte meine Pistolen dabei …« Sein Gesicht nahm einen beschämten Ausdruck an.
»Rannu, mach dir deswegen keine Sorgen. Josephine hat mich überwältigt. Ich konnte bei ihr keinen einzigen Treffer landen. Sie hat mich einfach fertiggemacht.«
»Ich habe einen von ihnen erwischt.«
»Dann hast du dich besser geschlagen als wir.«
»Sie haben mir mein Kukri abgenommen.«
Für uns war es nur ein großes scharfes Messer. In meinem Fall eins, mit dem ich einmal angegriffen worden war. Für Rannu war es ein bedeutender Teil seines Erbes, eine Verbindung zu seiner Familie, seinem Volk und dessen Vergangenheit. Gleichzeitig war es ein Symbol der Leistungen des Ghurka-Regiments, einer der effektivsten konventionellen Truppenteile der britischen Armee.
»Das tut mir leid.« Auch wenn es neben Morags Tod banal klang. Nicht an Morag denken, konzentrier dich auf Rannu.
»Ich bin zusammengebrochen«, sagte Rannu. Seine Stimme zu hören, als er es aussprach – die Verzweiflung, den Selbstekel, die Scham –, war eine der erschreckendsten Erfahrungen meines Lebens. Er war nicht mehr der Rannu, den ich gekannt hatte – der Fels, einer der kompetentesten, zuverlässigsten und professionellsten Soldaten, denen ich je begegnet war. Diese Mistkerle hatten ihn in jemand anderen verwandelt, in diese leere Hülle. Was mir Sorgen machte, war der Umstand, dass man Rannu schon einmal gefangen genommen hatte, ohne dass man seinen Willen hatte brechen können. Während eines Undercover-Einsatzes für die Polizei von Leicester war seine Tarnung aufgeflogen. Er war ausgiebig vom Thuggee-Verbrechersyndikat gefoltert worden, das er unterwandert hatte. Er hatte durchgehalten, obwohl die Thuggees als sehr grausam bekannt waren. Es war nicht die Folter, die Rannu
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