Krieger der Schatten - Traumlos im Bann der Nacht (German Edition)
Hoffnungslosigkeit schwoll in ihr zu einer unfassbaren Größe an, als sie stumm auf der Rückbank ihres Wagens saß und dem Dröhnen des frisierten Motors lauschte.
Da sie nach diesem verkorksten Tag so schnell wohl nicht die Möglichkeit haben würde, mit ihm zu reden, würde sie wieder an den See fahren müssen. Und seine Drohung konnte er sich sonst wohin stecken.
Das Abendessen lief genauso ab, wie das Frühstück. Jada antwortete nur, wenn sie gefragt wurde. Danach ging sie sofort auf ihr Zimmer, um sich ihrer Wut und ihren Tränen hinzugeben.
Von nun an schlief sie jeden Abend auf dem Balkon ein und wachte am Morgen in ihrem Bett auf.
Die Träume waren nach der Begegnung am See ausgeblieben.
Die Schule besuchte er nur noch selten, aber wenn er da war, wurde er abgeschirmt. Mittlerweile hegte sie schon den Gedanken, ihn zu knebeln und festzuketten, seine Füße in Beton zu gießen, damit er sich anhören musste, was sie zu sagen hatte, bis ihm die Ohren schmerzten.
Aber dazu müsste er sich erst mal blicken lassen.
So vergingen die Wochen, die an ihr vorbeirauschten und in denen sie immer mehr ein Schatten ihrer selbst wurde.
Eine leblose Hülle, die sich nach ihren Träumen sehnte, wie sie es niemals zuvor getan hatte.
Er gehörte in ihre nächtliche Traumwelt, wie die Luft, die sie atmete.
Dennoch war es der Verlust, den sie tief in sich spürte und der ihr Herz in Stücke riss.
Lajos saß auf dem Bett, nackt und aufgewühlt. Die Morgendämmerung brach herein und er wusste nicht einmal mehr, wie lange er schon so dasaß und die Schatten seiner Gestalt an den Wänden betrachtete. Er sollte erleichtert sein, dass er so viel Abstand zwischen sich und sie gebracht hatte.
Es war die einzige mögliche und richtige Entscheidung, mit der er ihr Leben nicht in Gefahr brachte.
Aber er bekam sie einfach nicht mehr aus dem Kopf, alles drehte sich ausschließlich um sie.
Wenn er aufstand war sie das Erste, was er sah.
Ihre wunderschönen Augen waren wie ein Diopsid. Diese langen schwarzen Haare, die ihren Rücken streichelten, obwohl er das lieber selbst getan hätte.
Er war so ein Arschloch! Er hatte ihr gedroht, obwohl er genau wusste, dass er ihr kein Haar krümmen konnte. Er hätte sie an diesem Tag weiß Gott wie gern an seine Brust gedrückt und ihr versprochen, sie immer zu beschützen.
Stattdessen hatte er sie von sich gestoßen. Er durfte sie nicht mehr in ihren Träumen sehen, in der Schule hatte er ihr verstohlene Blicke zugeworfen, wenn sie es nicht sah und er nicht gerade von seiner Familie abgeschirmt wurde.
Sehnsucht nach ihrem Duft peinigte ihn.
Ihre vollen Lippen, die schon eine Einladung an sich waren, aber wenn sie erst nervös mit der Zunge über ihren Mund fuhr, stöhnte es innerlich in ihm auf.
Sie war die vollkommene Schönheit, sodass es ihn schmerzte, sie nicht berühren zu dürfen. Nicht in ihrer Nähe zu sein, verursachte ihm schon Verlustschmerz.
Vor einigen Tagen hatte er der Schule einen Besuch abgestattet und sein Magen hatte sich bei ihrem Anblick krampfhaft zusammengezogen. Schon vorher war sie blass, aber jetzt hatte sie sogar dunkle Ränder unter den Augen. Sie wirkte wie ausgemergelt und er kannte den Grund dafür nur zu genau.
Er, er war der elende Mistkerl, der ihr das antat.
Sie hatte so oft versucht mit ihm zu reden, aber seinen Geschwistern war jedes Mittel recht, sie auf Abstand zu halten.
Jelena drohte ihm hin und wieder damit, ihn in seinem Zimmer einzusperren, wenn er sich dieses Etwas nicht aus dem Kopf schlug.
Sie hatte sie tatsächlich als „Etwas“ betitelt.
Aber was hätte er ihr sagen sollen?
Lajos hätte sie wieder so beschissen behandeln müssen und schon der Gedanke daran, sie erneut verletzen zu müssen, gab ihm das Gefühl auseinanderzubrechen.
Verdammt! Was sollte er nur tun?
Nichts, was er tat, würde auch nur irgendetwas daran ändern, wer er war und warum er gekommen war.
Nichts!
Absolut gar nichts!
Er träumte nun schon Ewigkeiten von ihr, und als sie am See vor ihm saß, hatte er gedacht, er drehe völlig durch, denn sie war es in Fleisch und Blut und in Farbe. Er hätte sie nach so langer Zeit der Sehnsucht endlich berühren können.
Bis er merkte, was sie war! Es traf ihn wie ein Schlag, festzustellen, dass er die Frau, nach der er sich vor Sehnsucht verzehrte, auf der Stelle töten müsste. Aber wie sollte es jetzt weiter gehen? So wie sie aussah, konnte er das nicht. Und er hasste sich dafür, ihr nicht die Qualen nehmen
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