Krieger der Schatten - Traumlos im Bann der Nacht (German Edition)
sehnsüchtigen Wunsch aufgegeben, noch einmal in die ihren sehen zu dürfen.
Lajos hob die Hand und strich ihr eine Strähne hinter das Ohr, seine Finger zitterten, als er sie berührte, denn sie schenkte ihm ein atemberaubendes Lächeln. Das Schönste, das er je gesehen hatte, auch wenn es sehr zaghaft war, reichte es aus, um ihn sprachlos zu machen und in Euphorie zu versetzen. Sie war zurückgekommen.
„Du siehst müde aus“, flüsterte Jada und schluckte schwer, ihre Kehle fühlte sich an wie Sandpapier.
Lajos war unfähig zu antworten. Sie lebte, hatte die Augen geöffnet, lag neben ihm, er konnte ihr Herz hören und sie sprach mit ihm. Er nahm ihre Finger und führte sie an seine Lippen, jede einzelne Fingerkuppe küsste er und als er damit fertig war, fing er wieder von vorn an, aber sein Blick bohrte sich tief in ihren.
Er sah, wie sie gegen die Müdigkeit kämpfte, indem sie immer wieder die Augen aufriss, die ihr drohten, zuzufallen. Nur zu gern hätte er ihr gesagt, dass sie schlafen solle und er bei ihr bliebe, aber sie war endlich wach und er zu egoistisch.
Trotz allem brauchte sie ihren Schlaf so oder so und sein Egoismus musste warten, bis sie wieder gesund war.
Doch so schnell würde sie vermutlich nicht dazu kommen, denn ihr Erwachen war nicht unentdeckt geblieben. Flüsternde Stimmen, die sich unaufhaltsam nährten, drangen durch den Flur.
Lajos verdrehte die Augen, als ein leises Klopfen an der Tür die Familie, auf die er in diesem Moment gern verzichtet hätte, ankündigte.
Zuerst steckte Isaac mit einem Grinsen auf den Lippen den Kopf durch die Tür, aber alle Vorsicht war verschwunden, als die Tür unsanft aufgerissen wurde und ihre Brüder ins Zimmer stürmten. Istvan zog sich im Laufen die Hose an und Imre hatte gleich ganz darauf verzichtet, er sah so aus, als wäre er unsanft aus dem Bett gerissen worden.
Den Schluss bildete sein Vater, der sich müde die Augen rieb.
Er sah auf Jada herab und lächelte dünn.
„Hallo, Jada. Wir kennen uns ja bereits, ich gehe davon, dass es dir jetzt besser geht. Wie fühlst du dich?“
„Müde“, flüsterte sie.
„Hast du noch Schmerzen?“
Dieses Mal nickte sie nur schwach, Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Oberlippe und sie glitt in einen leichten Dämmerschlaf.
Lajos räusperte sich.
„Ich denke, sie sollte noch ein bisschen schlafen.“ Ihre Brüder waren so dreist, sich alle gemeinsam auf das Bett zu legen, sie zu umarmen, zu küssen und immer wieder wurde sie in die Arme gezogen. Eifersucht flammte in Lajos auf und die Erkenntnis, sie wieder teilen zu müssen, machte ihn ziemlich nervös. Denn er spürte, dass er sich wie ein beschissener, gebundener Lamia verhielt. Er wollte vieles sein, aber sicher kein besitzergreifender, von dämlichen Gefühlen beherrschter Lamia. Um Abstand zu gewinnen und nicht gleich auszurasten, wenn sie ein weiteres Mal geküsst wurde, ging er ins Bad. Noch bevor er die Tür hinter sich schließen konnte, sagte Esteban: „Ich möchte über jede noch so kleine Veränderung informiert werden.“ Sein Ton war hart und unnachgiebig.
Jada flüsterte fast panisch seinen Namen, als er die Tür hinter sich schloss, zugleich hörte er Isaac, der sie beruhigte.
Dennoch glaubte Lajos, dass sich etwas an Isaac verändert hatte. Er trug nicht mehr diese kalte Maske aus Unnahbarkeit. Er lachte sogar ganz offen. Irgendetwas stimmte da ganz und gar nicht und er hoffte, auch wenn Hoffnung ein Dämon war, dass diese ekelhafte Freundlichkeit nichts mit seiner Schwester Jelena zu tun hatte, denn so wie sich Isaacs Blick veränderte, wenn sie über Jelena sprachen, ahnte er nichts Gutes.
Behutsam öffnete Lajos die Tür. Zu seinem Glück schloss sich in dem Augenblick, als er das Zimmer betrat, die andere Tür und Jadas Brüder schlüpften leise in den Flur.
Als sein Blick zu ihrem Bett glitt, waren ihre großen grünen Augen liebevoll auf ihn gerichtet, ein Lächeln umspielte ihre vollen Lippen.
Um sich zu beschäftigen und nicht seine Hände auszustrecken und sie zu berühren, steckte er sie in die Hosentasche und lehnte seine Schulter mit einem lässigen Grinsen an die Wand. Als ihr Finger in Richtung Balkon zeigte, wusste er sofort, was sie ihm sagen wollte, Stunden und ganze Nächte verbrachte sie darauf, in einem alten, braunen, fast schon schäbigen Schaukelstuhl.
Lajos stieß sich von der Wand ab und nahm sie samt Decke auf seine Arme. Ein Schauder durchlief ihn, als sie ihre Hand auf seine Brust
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