Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
zermalmt wurde. Edward Bruce schloss zu einem anderen auf, der John Comyns Wappen trug, und durchtrennte die Beinsehnen des Pferdes, das zusammenbrach und seinen Reiter unter sich zerquetschte.
Als Robert eine Bewegung hinter sich spürte, fuhr er herum und sah sich einem zähnefletschenden Schotten gegenüber, der auf ihn losging. Es war Alexander Seton. Die Zeit schien mit einem Mal langsamer zu verstreichen. In den wenigen Sekunden, die sie brauchten, um aneinander vorbeizukommen, wobei ihre Schwerter einander verfehlten, sah Robert, wie sich Alexanders Gesicht vor Schock verzerrte – er hatte ihn erkannt. Dann galoppierte sein früherer Kumpan davon und wurde von der Dunkelheit verschluckt. Während die Ritter aus Carrick die letzten gegnerischen Reiter angriffen, brachte Robert Hunter zum Stehen. Mühsam nahm er seinen Helm ab und ließ ihn in den Schlamm fallen, sank gegen die Hinterpausche des Sattels und sog die klare Nachtluft in tiefen Zügen ein. Er schmeckte beißenden Rauch im Mund, der in seiner Kehle brannte, wenn er schluckte. Salziger Schweiß rann ihm in die Augen.
»Hast du Comyn gesehen?« Sein Bruder machte neben ihm Halt. Edward hatte gleichfalls seinen Helm abgenommen. Nasenflügel und Mund wiesen schwarze Rußflecken auf, die ihm zusammen mit den blutunterlaufenen Augen das Aussehen eines Dämons verliehen. »Der Bastard ist direkt an mir vorbeigeritten, aber ich bin nicht an ihn herangekommen.«
»William Wallace war bei ihm«, keuchte Robert zwischen heftigen Atemzügen. »Ich glaube, er konnte entkommen.«
Edwards Augen weiteten sich. »Wallace? Er ist wieder in Schottland?«
Robert nickte. Einen Moment lang starrten sich die Brüder an, während die überraschende Neuigkeit langsam in ihr vom Kampf betäubtes Bewusstsein einsickerte.
Clifford kam zu ihnen geritten. Sein Überwurf, sein Schwert und sein Pferd starrten vor Blut. »Comyn?«
»Fort«, erwiderte Robert. Er nickte zu den Rittern von Carrick hinüber, die die Schotten, die sie überwältigt hatten, auf Lebenszeichen hin untersuchten. »Sechs haben wir unschädlich gemacht.«
Clifford fluchte. »Wir hätten sie alle wie die Fliegen im Netz gehabt, wenn diese Reitergruppe nicht gewesen wäre. Ist wie aus dem Nichts aufgetaucht.« Er wischte sich mit dem Arm Schweiß von der Stirn, wobei er auf seinem Gesicht eine Blutspur hinterließ. »Ich glaube, William Wallace hat sie angeführt.« Wieder stieß er einen grimmigen Fluch aus. »Mit mehr Männern hätten wir sowohl ihn als auch Comyn festnehmen können. Das hätte das Ende der Rebellion bedeutet.«
»Wir haben ihnen heute trotzdem großen Schaden zugefügt.«
Nach einer Pause nickte Clifford. Ein hartes Lächeln spielte um seine Lippen. »Das haben wir allerdings.« Er deutete zu den Schotten hinüber. »Sorgt dafür, dass Eure Männer sie streng bewachen. Der König will, dass Gefangene gemacht werden.« Er schickte sich an davonzureiten, hielt jedoch inne und sah Robert an. »Ihr habt gut gekämpft, Sir Robert.«
Dunfermline, Schottland, A.D 1303
Nachdem Brechlin Castle sich ergeben hatte und der Befehlshaber der Burg von einem von einem Katapult abgefeuerten Stein getötet worden war, führte König Edward seine Armee gen Norden. Wie eine biblische Plage verwüsteten sie alles, was auf ihrem Weg lag, legten Burgen in Trümmer, zerstörten Städte, brannten Getreideschuppen nieder und versengten die Felder. Wenn sie die verräterischen Rauchwolken am Horizont sahen, die ihr Kommen ankündigten, retteten viele Schotten, was sie nur tragen konnten, trieben ihr Vieh vor sich her und flohen in die Berge und Moore. Die Alten und Kranken blieben zurück, verschanzten sich in ihren kaum Schutz bietenden Häusern und lauschten beklommen dem näher kommenden Hufgetrommel und dem Rumpeln der Vorratskarren und Belagerungsgeräte.
In den letzten Tagen des Sommers marschierte der König durch Aberdeen und dann in John Comyns Herrschaftsgebiet Badenoch ein. Nachdem er die Hauptfestung des Roten Comyn in Lochindorb belagert und innerhalb weniger Tage erobert hatte, blieb er einige Wochen dort, jagte in den Mooren Hirsche und bediente sich von dem Wein in den Kellern der Burg. Der Sieg, der nach Comyns Angriff auf die Vorhut seiner Armee bei Roslin süß schmeckte, wurde nur durch das Wissen getrübt, dass er sich zwar am Rotwein des Feindes gütlich tat, der Schurke selbst aber eifrig damit beschäftigt war, den Norden Englands zu plündern.
Täglich wartete Edward auf
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