Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Mund unter dem von Piers hungrig öffnete. Es war schon Wochen her.
Rechts von ihnen geriet plötzlich alles in Bewegung, als etwas Großes aus dem Unterholz brach, rasch gefolgt von lautem Hufschlag. Der Prinz und Piers fuhren auseinander, als Edward Bruce dem Keiler über die Lichtung hinweg nachsetzte. Bei ihrem Anblick machte der Schotte mit gezücktem Speer und einem vor Schock erstarrten Gesicht abrupt Halt. Einen Moment lang starrten die drei Männer einander an. Dann ertönte Gebell, und die Lichtung füllte sich mit Hunden, Jägern und Edelleuten. Ein paar zügelten, erleichtert, ihren Prinzen zu sehen, ihre Pferde, aber die meisten verfolgten von glühendem Jagdfieber erfüllt ihr Wild weiter.
»Mylord!«, keuchte einer der Männer. »Seid Ihr verletzt?«
Der Prinz riss den Blick von Edward Bruce los. »Mir fehlt nichts«, erwiderte er rau, ließ Piers, der den Schotten mit den Blicken durchbohrte, stehen und ging zu seinem Pferd. Seine Wangen fühlten sich an, als stünden sie in Flammen.
Vom Dickicht verdeckt, beobachtete Thomas of Lancaster von der anderen Seite der Lichtung aus, wie sich sein Vetter mit schamrotem Gesicht in den Sattel schwang. Als der Prinz sein Pferd antrieb und sich dem Jagdtrupp wieder anschloss, folgte ihm Edward Bruce mit gesenktem Speer. Piers Gaveston sah dem Schotten nach, bevor er sein eigenes Schlachtross bestieg und es von der Lichtung wegtrieb. Sein Gesicht war vor Wut verzerrt. Thomas blieb noch einen Moment, wo er war. Seine Hände schlossen sich fester um die Zügel.
Turnberry, Schottland, A.D 1304
Elizabeth stand in der Fensternische und beobachtete die Möwen, die am Himmel ihre Kreise beschrieben oder in die Tiefe schossen. Das Rauschen und Tosen der sich an den Klippen brechenden Wellen war allgegenwärtig. Regenschleier zogen zwischen der dunklen Kuppel des Ailsa Craig und der fernen Insel Arran hinweg. Es war zu düster, um die schwache Linie erkennen zu können, die an klaren Tagen die nördlichste Spitze Irlands markierte. Tief unter ihr schäumte das Meer und verursachte ihr Schwindelgefühle. Im Gegensatz zum Lough Rea, dessen stille Fläche sie als Kind meiden gelernt hatte, gab es auf diesem von der See gepeitschten Felsen kein Entrinnen vor dem Wasser. Im Traum überkam sie oft das panikartige Gefühl, verzweifelt zu kämpfen und keine Luft zu bekommen – die Kindheitsängste, die an die Oberfläche drängten –, und wenn sie erwachte und das Donnern der Wellen hörte, brauchte sie immer ein paar Momente, um zu begreifen, dass sie nicht mehr zu ertrinken drohte.
Sie blickte auf den Brief in ihrer Hand, den sie vor Kurzem von ihrem Vater bekommen hatte. Es war ein für ihn typisches gestelztes Schreiben, er berichtete flüchtig, wie es ihren Schwestern ging, ehe er sich den anhaltenden Kämpfen mit den Iren zuwandte, die nach wie vor an den Grenzen von Conmacht und Ulster für Probleme sorgten. Zwischen den Zeilen ihres Vaters las sie die Hoffnung, König Edward würde sich nun, da der Krieg in Schottland beendet war, um seine anderen belagerten Herrschaftsgebiete kümmern.
Sie trat zu der Kommode, auf der sie ihre persönlichen Besitztümer aufbewahrte: einen Spiegel, einen Kamm, eine Parfümphiole und ein paar Schmuckstücke, darunter ihr Elfenbeinkreuz, das jetzt in einem seidenen Beutel steckte. Dieser Tage würdigte sie es kaum noch eines Blickes, denn es bot ihr eher Schmerz denn Trost; erinnerte sie an eine Zeit, in der ihr Vertrauen in ihren Vater und Gott absolut gewesen war. Sie kam nicht gegen das Gefühl an, dass beide sie bestraft und sie vor einem Mann gerettet hatten, von dem sie fürchtete, er könne sie zu sehr begehren, nur um sie dann einem auszuliefern, der überhaupt kein Verlangen nach ihr hatte. Sie faltete den Brief zusammen und legte ihn auf die Kommode, als in der Kammer nebenan lautes Hämmern einsetzte. Nachdem die Außenarbeiten größtenteils abgeschlossen waren, hatten die Steinmetze, Zimmerleute und Arbeiter begonnen, die Schäden in Turnberrys Innerem zu beheben.
Seit über einer Woche hatte Elizabeth dem unaufhörlichen Lärm nicht entkommen können, weil Stürme über Carricks Küstenlinie hinwegtobten und die Straßen in einen schlammigen Morast verwandelten. Nicht dass außerhalb der Burgmauern viel Trost zu finden gewesen wäre, es gab nur windumtoste Dünen und einsame, von dichten Wäldern und Hügeln gesäumte Marschen. Die Dorfbewohner erschienen ihr unfreundlich und misstrauisch, und die wenigen Male, wo
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