Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
im Sonnenlicht liegende Stelle gelangte. Der Geruch nach feuchter Erde und verrottenden Blättern stieg ihm in die Nase. Er lauschte auf jedes Geräusch im Unterholz ringsum. Einen Keiler zu Pferde anzugreifen war schon gefährlich, zu Fuß jedoch grenzte es an Selbstmord. Seine Hauer konnten einen Mann mühelos aufschlitzen.
Piers blieb bei einer Eiche stehen, bückte sich und fuhr mit einem behandschuhten Finger über die Kerben im Stamm. »Die scheinen frisch zu sein.«
»Wir sollten die anderen rufen.« Edward griff nach seinem Jagdhorn.
Ehe er es erklingen lassen konnte, richtete sich Piers auf und packte ihn am Handgelenk. »Die finden uns noch früh genug.«
»Und zwar in Stücke gerissen, wenn sich dieser Keiler hier irgendwo herumtreibt.« Edward versuchte, einen festen Ton anzuschlagen, aber der Druck von Piers’ Fingern bewirkte, dass er lediglich ein Flüstern herausbrachte. Der Gascogner war ihm so nah, dass er die Schweißperlen auf seiner Oberlippe und den Schatten eines Bartes erkennen konnte. Er wandte den Blick ab. »Piers …«
»Ich hatte gehofft, dich allein sprechen zu können.« Der Gascogner lockerte seinen Griff nicht. »Was hat der König über mich gesagt, Edward?«
»Über dich gesagt? Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Weich mir nicht aus. Dazu kennen wir uns zu lange.«
Edward schüttelte den Kopf. »Er hat nichts gesagt, Piers, das schwöre ich dir.«
Der Gascogner gab Edwards Handgelenk abrupt frei. »Ich sehe doch, wie viel Mühe er sich gibt, uns voneinander fernzuhalten. In den letzten zwei Monaten hat sich etwas zwischen uns geändert. Hast du das nicht gemerkt?«
Edward überlegte. Nach der Einnahme der Burg von Stirling, die sein Vater noch eine Weile unter Beschuss genommen hatte, bevor er endlich die Kapitulation der Garnison akzeptierte, hatte der König seine Armee Richtung Süden nach England geführt. Sie waren nur langsam vorangekommen, weil sein Vater von einer plötzlich aufgetretenen Krankheit geplagt worden war. Es stimmte, während dieser Zeit hatte er ihm mehr Pflichten aufgebürdet, aber der Prinz hatte das auf seinen geschwächten Zustand zurückgeführt.
»Nein«, widersprach Piers scharf, als Edward ihm dies auseinanderzusetzen versuchte. »Dahinter steckt mehr als die Gesundheit deines Vaters. Er schließt mich von Versammlungen aus und manövriert andere in höhere Machtpositionen an deinem Hof. Edward Bruce – ein gottverdammter Schotte – verfügt über mehr Einfluss als ich. Und dein Vater spricht so oft von deiner Hochzeit, dass man glauben könnte, du wärst schon verheiratet!«
Edward runzelte finster die Stirn und schob sein Schwert mit einem Ruck in die Scheide zurück. Zwischen ihm und Piers bestand die unausgesprochene Übereinkunft, die bevorstehende Hochzeit mit Isabella von Frankreich niemals zu erwähnen. »Du bist nicht derjenige, der zu diesem Schritt gezwungen wird.«
»Nein, meine Zukunft ist viel düsterer«, schnappte Piers. »Wenn dieser Tag kommt, verliere ich dich.« Er drängte sich an dem Prinzen vorbei und ging zu ihren Pferden.
Edward holte ihn ein und fasste ihn bei der Schulter. »Lass uns nicht streiten.« Sie standen einander gegenüber, während ringsum die Blätter von den Bäumen rieselten. Die Hörnerklänge waren immer noch weit entfernt, wurden aber heller, drängender. Edward wusste, dass der Rest der Männer nach ihm suchte. »Es ist egal, was mein Vater sagt oder tut. Ich werde nicht zulassen, dass er oder irgendjemand sonst uns trennt.«
»Ich brauche mehr Macht und einen höheren Rang bei Hof, Edward. Nur so ist meine Zukunft an deiner Seite sicher. Du musst deinem Vater die Stirn bieten.«
Der Prinz lachte bitter auf. »Ihm die Stirn bieten?«
»Er wird dich dafür respektieren.«
»Nachdem er mich zu Brei geschlagen hat, dann vielleicht.« Edwards Heiterkeit verflog. »Du weißt immer noch nicht, wozu er fähig ist.«
Piers streckte eine behandschuhte Hand aus und umschloss seine Wange. »Dafür weiß ich, wozu du fähig bist.« Er trat einen Schritt näher.«
»Nicht.« Edward versuchte, den Kopf abzuwenden.
Piers hinderte ihn daran, indem er das Gesicht des Prinzen festhielt und sich vorbeugte, um ihn zu küssen.
Edward spürte, wie ihn heiße Begierde durchzuckte. Die Lippen seines Freundes waren warm und schmeckten nach gewürztem Wein und Salz. Er roch nach Schweiß und Leder. Edward grub die Finger in die Schulter des Gascogners. Abscheu und Verlangen kämpften in ihm, als sich sein
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