Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
spürte Widerstand, als der Stahl über Knochen kratzte, dann rutschte die Klinge ab und durchtrennte Muskeln und Organe. Etwas Heißes ergoss sich über seine Hand – Blut, das im Flammenschein dunkel wie Wein schimmerte. Comyn ließ den Kerzenleuchter fallen und krallte die Finger in Roberts Schulter. Die Wut in seinem Gesicht wich einem Ausdruck verständnisloser Überraschung. Robert drehte das Messer mit gebleckten Zähnen in der Wunde und weidete sich an der Qual, die in den Augen seines Gegners aufflammte.
Comyn stieß ihn weg, taumelte gegen den Altar zurück und blickte auf den Griff des Dolches hinab, der zwischen seinen Rippen steckte, dann packte er ihn, schloss die Augen und zog die Waffe mit verzerrtem Gesicht und einem erstickten Schrei ruckartig heraus. Das Hämmern gegen die Kirchentüren wurde lauter und lauter. Comyn sank gegen den Altar, Blut quoll aus der Wunde in seiner Seite und seinem Mund und färbte seine zusammengebissenen Zähne rot. Robert, der sich schwer atmend über ihn beugte, schrak zusammen, als Christopher neben ihm auftauchte.
Die Züge des Ritters erstarrten vor Schreck, als er auf Comyn hinabblickte. »Wir müssen hier weg«, zischte er Robert zu, ehe er den Blick von dem Verwundeten losriss. »Jetzt sofort!«
Das Hämmern an der Tür war zu einem rhythmischen Dröhnen geworden – die Mönche versuchten, sie aufzubrechen. Jeden Moment würden Comyns Männer eintreffen, wenn sie nicht ohnehin schon da waren. Robert wurde von eisigem Entsetzen erfasst, als ihm einfiel, dass sich seine Brüder noch dort draußen befanden und das Gelände absuchten. Er drehte sich noch einmal zu Comyn um, der gegen den Altar gelehnt in einem See von Blut am Boden saß. Die Erkenntnis, dass er in unmittelbarer Gefahr schwebte, gefangen genommen zu werden, brachte ihn wieder zu sich. Großer Gott, was hatte er getan?
Christopher schob ihn auf die Seitentür im Gang zu, die die anderen Ritter entriegelt hatten und sich nun hastig hindurchzwängten. » Geh schon! «
Als sie auf die Tür zusteuerten, erscholl hinter ihnen ein heiserer Schrei. Robert fuhr herum. John Comyn stürzte sich mit wild flackernden Augen und dem blutigen Dolch in der Hand auf ihn. Doch es war Christopher, der sich umdrehte und sein Schwert hob, Christopher, der Comyn den Stahl in den Leib trieb. Der Lord krümmte sich über der Klinge zusammen und spie einen Schwall Blut aus, bevor der Ritter sein Schwert zurückriss. John Comyn brach auf dem Kirchenboden zusammen und blieb regungslos liegen, während sich rings um ihn eine Blutlache ausbreitete.
Die drei anderen Ritter riefen ihnen zu, sich zu beeilen. Draußen erklang die erhobene Stimme von Roberts Bruder Edward und riss ihn aus seiner Erstarrung. Er schob Christopher vor sich her auf die Tür zu, dann tauchten sie beide in die eisige Dunkelheit des Kirchhofs ein. Fackelschein tanzte auf und ab, als Comyns Männer auf die Kirche zugerannt kamen. Edward, Niall und die anderen warteten schon nach Atem ringend und mit gezückten Schwertern auf sie.
»Sie haben uns gesehen«, keuchte Edward.
»Hier entlang!« Niall hielt auf die Kirchenmauer zu.
Die zehn Männer erreichten die Mauer mit einigem Vorsprung vor Comyns Leuten. Robert schob sein zerbrochenes Schwert in den Gürtel und zog sich an den Steinen hoch. Seine Brüder und seine Männer taten es ihm nach und sprangen einer nach dem anderen auf der anderen Seite hinunter. Nur Christopher hatte Mühe, an der Mauer Halt zu finden. Sein Gesicht schimmerte im Mondlicht geisterhaft weiß. Plötzlich rutschte er ab und landete mit einem leisen Aufschrei rücklings im Schnee. Comyns Männer rannten unter triumphierendem Geheul auf ihn zu. Die Fackeln warfen einen roten Schein über die Grabsteine. Robert, der rittlings auf der Mauer saß, beugte sich zu ihm hinunter und streckte dem Ritter eine Hand hin. Christopher rappelte sich hoch und ergriff sie, und Robert zog ihn vor Anstrengung keuchend zu sich hoch. Christopher schwang sich über die Mauer und sprang auf der anderen Seite in die Tiefe. Als Comyns Männer näher heran waren, geriet Robert einen Moment lang in das Licht ihrer Fackeln.
»Bruce!«, hörte er eine Stimme brüllen, als er ebenfalls von der Mauer sprang. »Es ist Robert Bruce!«
SECHSTER TEIL
A.D. 1306
»Daher spute dich, das zu empfangen, was Gott dir ohne Verzögerung schenkt; die zu unterdrücken, die bereit sind, sich unter dein Joch zwingen zu lassen; und uns zu belohnen, die wir weder Leib noch
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