Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Hochzeit!«
Mitgefühl malte sich auf Loras Gesicht ab. Als Elizabeths Augen in Tränen zu schwimmen begannen, legte die Zofe den Überwurf auf das Bett und nahm ihre Herrin an den Armen. »Mylady, ich weiß, dass Ihr Euch fürchtet, aber Ihr müsst jetzt Mut zeigen. Ihr wisst, wie wichtig diese Heirat für Euren Vater ist – wie sehr er aufgrund der wachsenden Unruhen an unseren Grenzen auf Lord Henrys Unterstützung angewiesen ist.«
»Ich habe ihn angefleht, mich in ein Kloster eintreten zu lassen. Ich möchte den Schleier für Christus nehmen, nicht für einen Mann, der drei Mal so alt ist wie ich.«
»Lord Henry ist noch gar nicht so alt«, tadelte die Zofe.
Elizabeth nahm die Hand vom Mund. Ihre Züge verhärteten sich. »Er ist älter als mein Vater, Lora. Seine erste Frau hat ihm zwölf Kinder geboren und ist bei der Geburt des letzten gestorben.« Sie drehte sich wieder zum Spiegel. Während sie sich darin betrachtete, wurden ihre Augen schmal, und sie empfand den wilden Drang, sich das Kleid vom Leib und die Nadeln aus den Haaren zu reißen und sich das Gesicht zu zerkratzen, bis sie hässlich war. Ihr war nicht entgangen, wie Lord Henry sie bei ihrer ersten Begegnung vor zwei Monaten, als die Heirat arrangiert worden war, angesehen hatte – wie die Füchse, die mit gierig funkelnden schwarzen Augen in der Abenddämmerung um den Hühnerstall herumschlichen. Sie erinnerte sich auch nur zu gut an die Altersflecken auf seinen Händen, seine fetten Wurstfinger, die sommersprossige kahle Stelle auf seinem Hinterkopf und die gelben Zähne.
Lora seufzte leise. »Es ist Eure Pflicht, eine vorteilhafte Partie zu machen, so wie es auch die Pflicht Eurer Schwestern war. Außerdem müsst Ihr ja nicht allein zu Lord Henry gehen. Ich werde Euch begleiten und bei Euch bleiben. Und jetzt kommt, Mylady«, schloss sie bestimmt; dabei hielt sie den Überwurf in die Höhe. »Euer Vater und seine Gäste warten.«
Benommen hob Elizabeth die Arme und gestattete der Zofe, ihr den Überwurf über den Kopf zu streifen und ihn über ihrem Gewand glatt zu streichen. Sie dachte an ihre Schwester – wie sehr diese große Feste geliebt hatten. Sie hatten sich am Fenster ihrer Schlafkammer in Loughrea gedrängt, um zuzuschauen, wie die Gäste mit ihren Gefolgen von Knappen und Dienern eintrafen, hatten über die pompös dahinstolzierenden Lords gekichert und errötend über die schmucken jungen Ritter getuschelt. Elizabeth hatte ihre Begeisterung für die Hitze und den Lärm, das Menschengewimmel und die vor Trunkenheit glasigen, lüsternen Blicke nie geteilt oder verstanden. Sie hatte immer versucht, sich vor solchen Abenden zu drücken, indem sie Fieber oder irgendeine andere Krankheit vortäuschte. Manchmal hatte ihr Vater ihre Entschuldigung gelten lassen. Heute jedoch gab es kein Entrinnen.
Lora drapierte den Schleier über ihrem Kopf und befestigte ihn mit einem Goldreif. »Ihr seht aus wie eine Königin«, murmelte sie.
Elizabeth erwiderte nichts darauf. Als sie zur Tür ging, kam sie an der Truhe am Fuß ihres Bettes vorbei, auf der ein kleines Elfenbeinkreuz an einer Silberkette lag. Ihr Vater hatte es ihr zu ihrem zehnten Geburtstag geschenkt, wenige Wochen nachdem sie beinahe ertrunken wäre.
» Gott wird immer mit dir sein «, hatte er gesagt, als er es ihr um den Hals legte.
Sie hatte es seither ständig getragen; der untere Teil des Kreuzes war inzwischen seidenglatt geworden, weil sie jahrelang daran herumgefingert hatte. Sie blieb einen Moment stehen, um es an ihrem Hals zu befestigen, dann schritt sie durch den Turm und in die Dämmerung hinaus. Pferde und Kutschen verstopften den Hof, der Mistgestank hing wie eine Wolke in der Luft. Während sie langsam auf die Halle zuging, kam sie sich in ihrem schweren Gewand vor wie in einer Rüstung gefangen. Elizabeth umklammerte das elfenbeinerne Kreuz und flehte Gott an, ihr Schicksal in andere Bahnen zu lenken.
9
ROBERT UND CORMAC HATTEN DEN HOF zur Hälfte durchquert, als sie die junge Frau sahen, die sich zwischen den Reihen von Pferden und Wagen hindurchschlängelte und auf die Halle zusteuerte. Hinter ihr führte der Tunnel durch das Torhaus mit den Zwillingstürmen in die Freiheit hinaus. Das Fallgitter war noch immer hochgezogen, um etwaigen verspäteten Gästen Einlass zu gewähren. Die beiden Wachposten kehrten dem Hof den Rücken zu, lehnten an der Mauer und unterhielten sich. Nach all den müßigen Wochen im Turm außer Atem, beschleunigte Robert seine
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