Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
ausgelöst, als er darauf bestand, seinen von allen abgelehnten Kampf in der Gascogne fortzuführen. Stell dir vor, wie seine rebellischeren Untertanen reagieren würden, wenn das ans Licht käme und sie deswegen den Zorn Roms zu spüren bekämen?«
»Das hört sich für mich gut an.«
James schüttelte den Kopf. »Ich spreche von dem Risiko für Edward – warum er mit Zähnen und Klauen darum kämpfen würde, dich an der Enthüllung seines Geheimnisses zu hindern. Nicht dass es je dazu kommen könnte. Ich wüsste nicht, welchen Beweis du finden könntest, um ihn zu überführen, bevor er dich vernichtet. Edward ist schon ein gefährlicher, von seinen Launen beherrschter Mann, wenn ihm keine Steine in den Weg gelegt werden. Stell ihn dir in die Enge getrieben und bedroht vor!«
Robert hielt James’ eindringlichem Blick unverwandt stand. »Wenn er diesen Adam geschickt hat, um mich umzubringen, was hindert ihn dann daran, das Werk zu beenden, sobald ich in Westminster eintreffe?«
»Wenn du dich ihm unterwirfst, stellst du keine Gefahr mehr für ihn dar. Im Gegenteil, es wird Edward zum Vorteil gereichen, dich in sein Gefolge aufzunehmen. Er weiß, dass du nach William Wallace’ Abreise einer der Rebellenführer warst. Deine Kapitulation wäre nicht nur ein schwerer Schlag für uns, sondern auch der Beweis dafür, dass sein Krieg Erfolge zeigt. Ich denke, dein Nutzen für ihn wird dich schützen.«
Robert las in den Augen des Großhofmeisters, dass er von seinen eigenen Worten nicht ganz überzeugt war. »Was wirst du Ulster sagen?«, fragte er endlich.
»Ich werde mir etwas einfallen lassen. Nicht die Wahrheit jedenfalls. Die darf niemand erfahren, weder Earl Richard noch deine Brüder. Absolut niemand. Übermorgen wird er beerdigt«, schloss James mit einem Blick auf den Toten. »Und diese ganze Geschichte mit ihm.«
Westminster, England, A.D. 1302
Das Wasser trocknete kalt auf seinem Gesicht, als Robert sich von der Schüssel abwandte und zum Fenster der Kammer trat. Er vernahm die durch die Tür gedämpften Stimmen seiner Männer, die den Rest seiner Habseligkeiten in ihre neuen Unterkünfte hochtrugen. Die Fensterscheibe war leicht gewellt und verzerrte die Sumpflandschaft hinter den Palastgebäuden. Während er hinausblickte, spielte er mit der Spitze des Armbrustbolzens.
Edward behauptete, die Letzte Prophezeiung in einer Festung des Rebellenprinzen Llewelyn ap Gruffud in Nefyn entdeckt zu haben, demselben walisischen Dorf, in dem die Prophezeiungen des Merlin über ein Jahrhundert zuvor gefunden worden waren. Später hatte Geoffrey of Monmouth sie übersetzt. In seiner Geschichte der Könige Britanniens beschrieb Monmouth eine Vision Merlins, in der der Prophet den Untergang Britanniens vorhersagte, wenn die Reliquien des Brutus nicht unter einem König vereint wurden. Es war die Prophezeiung, die Edward in Nefyn gefunden hatte, welche diese vier Reliquien auflistete. Kurz nach dieser Entdeckung gründete er seine Tafelrunde und den Zirkel der Drachenritter, die ihm helfen sollten, sich die Reliquien zu verschaffen.
Die Artuskrone, das Schwert des Erbarmens, den Stab Jesu, den Krönungsstein: Diese heiligen Reliquien, deren Herkunft ein Rätsel blieb, verkörperten für jeden erkennbar die Souveränität jeder Nation. Indem er sie an sich brachte, übte Edward eine spirituelle Eroberung der Reiche aus, über die er herrschen wollte, und die Letzte Prophezeiung entschuldigte seine Vorgehensweise; rechtfertigte seine Kriege als zum Wohle Britanniens geführt.
Robert hatte Merlins Vision stets angezweifelt, die scheinbar präzise Vorhersage von Alexanders Tod jedoch nur schwer leugnen können. Aber jetzt, nach dem, was er in Dunluce herausgefunden hatte, war das Schicksal nicht länger der einzige Verdächtige. War die Prophezeiung erfüllt worden, oder hatte ein Mann die Tat absichtlich herbeigeführt? Er schloss die Augen und ging in Gedanken die Daten durch. Die zeitliche Abstimmung – Margarets Anerkennung als Alexanders Erbin und seine Verlobung mit Yolande, Edwards Eroberung von Wales und die Einführung der Tafelrunde –, alles schien zusammenzupassen. Er konnte diesen Adam ausgeschickt haben, um sich Yolandes Gefolge anzuschließen und dann den König zu töten – und so die Letzte Prophezeiung unanfechtbar zu machen und seine Untertanen dadurch zu überzeugen, dass sie zutraf. Blieb die Frage, ob der Text selbst real war und Edward lediglich danach getrachtet hatte, die Vision wahr
Weitere Kostenlose Bücher