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Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)

Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)

Titel: Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Young
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werden zu lassen, oder ob er ihn für seine eigenen Zwecke erfunden hatte. Letzteres konnte ihm eines Tages den Hals brechen.
    Was würden die Männer der Tafelrunde tun, wenn sie erfuhren, dass ihr König sie all diese Jahre lang zum Narren gehalten hatte? Die Prophezeiung war das Feuer gewesen, das sie in ihren Überzeugungen bestärkt, sie die Entbehrungen der Feldzüge und den Verlust von Männern, die steigenden Abgaben und das Schwinden ihrer Vermögen hatte ertragen lassen. In seiner Jugend hatte Edward den von Simon de Montfort angeführten Bürgerkrieg überlebt und mit seinem Kampf in der Gascogne fast selbst einen ausgelöst. Würde er jetzt, mit leeren Schatztruhen und einem durch den langen, kostspieligen Krieg in Schottland angeschlagenen Ruf, einen weiteren überstehen?
    Robert mochte vielleicht beweisen können, dass das, was er befürchtete, zutraf – dass Edward den Mord an König Alexander in Auftrag gegeben hatte, um die Herrschaft über Schottland an sich zu reißen. Aber wie stand es mit der Prophezeiung? Sie könnte ein Schlüssel sein, mit dem er das Schicksal des Königreichs wenden konnte. Er hatte die lateinische Übersetzung gesehen, die Edward angeblich von dem ursprünglichen walisischen Text hatte anfertigen lassen: ein wunderschön gebundenes und illustriertes Buch, das Bilder von den Schätzen und Motive aus den Legenden von König Artus enthielt. Aber das Original, dem diese Texte entstammten, bewahrte der König in einem versiegelten Kasten auf – die Seiten, die er in Nefyn gefunden haben wollte und die so alt waren, dass man glaubte, sie würden zu Staub zerfallen, wenn sie herausgenommen werden würden. Robert hatte diesen schwarzen Kasten einmal am Schrein des Bekenners in der Abtei von Westminster gesehen, am Tag, an dem die Artuskrone dorthin gebracht worden war.
    Robert schlug die Augen auf, als er seine Träger im Nebenraum Truhen verrücken hörte. Er befand sich ganz in der Nähe der Abtei, in der er vielleicht die Geheimnisse des Königs enthüllen konnte. James Stewarts Warnungen bezüglich der Suche nach Beweisen hallten in seinem Kopf wider, verklangen aber angesichts der Entschlossenheit, die in ihm aufstieg. Er musste einen Blick in diesen Kasten werfen.

19
    Westminster, England, A.D. 1302
    DER TÜRHÜTER VERNEIGTE SICH und öffnete die Türen, und Edward rauschte in die Bemalte Kammer; der Saum seines scharlachroten Gewandes schleifte über die gemusterten Fliesen. Humphrey folgte ihm, den Blick auf den steifen Rücken des Königs gerichtet. Dieser steuerte auf den Schreibtisch zu, der neben dem riesigen Tisch, der den schmalen Raum teilte, fast zwergenhaft wirkte. Am Ende der Kammer stand ein Himmelbett, dessen grüne Pfosten mit gelben Sternen verziert waren, einem Lieblingsmotiv von Edwards Vater Henry III., der sich die Ausstattung des Raums ein Vermögen hatte kosten lassen. Edward blieb bei dem Schreibtisch stehen, bevor er sich zu dem Buntglasfenster dahinter umdrehte. Violette Lichtprismen wurden von seiner Gestalt gebrochen und verstreut.
    Humphrey wartete ab. Er fragte sich, warum der König nur ihn von Westminster Hall hierherbefohlen hatte. Als das Schweigen anhielt, ließ er den Blick über die Wandbilder schweifen, die der Kammer ihren Namen gaben. Im fahlen Februarlicht wirkten die fließenden Gewänder der Laster und Tugenden, die Kronen der biblischen Könige und die heldenhafte Gestalt des Judas Makkabäus, eines alttestamentarischen Artus, stumpf und farblos. Humphrey erinnerte sich daran, wie er zum ersten Mal mit seinem Vater hierhergekommen war, um an einer Eröffnungssitzung des Parlaments teilzunehmen. Er war ungeduldig hinter den Lords in die Kammer getreten und von der Farbenpracht förmlich geblendet gewesen. Jeder bunte Strich an den Wänden – nach einem Brand frisch restauriert – hatte im Sonnenlicht geschimmert, das sich in der Themse widerspiegelte und durch die Fenster fiel. Hinter dem Bett glitzerte das goldene Prunkstück der Bemalten Kammer, eine Szene der Krönung Edwards des Bekenners.
    »Lasst uns allein.«
    Humphrey blickte sich um und sah zwei Pagen geräuschlos aus dem Raum huschen; er hatte sie überhaupt nicht bemerkt. Als die Tür zufiel, drehte sich der König zu ihm um. Wie er so vor dem Buntglasfenster stand, hoch aufgerichtet, mit der Goldkrone auf dem Kopf, erinnerte er Humphrey an ein Bild in dem Glas selbst, einen König aus alter Zeit. Die Illusion verflog, als Edward das Wort ergriff.
    »Haltet Ihr das

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