Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
erneut die Seiten wechselt, Mylord, und den Rebellen wertvolle Informationen über Feldzugspläne zuträgt? Das Risiko ist zu groß!«
Das zerfurchte Gesicht des Königs blieb regungslos. »Deswegen will ich diesen Hurensohn ja überwachen lassen. Meine Männer in Schottland werden nach jedweden Anzeichen dafür Ausschau halten, dass er noch mit seinen alten Verbündeten in Verbindung steht. Erhalte ich irgendeinen Hinweis auf ein doppeltes Spiel, verbringt Bruce den Rest seines Lebens im Tower.« Edward hielt inne. »In der Zwischenzeit möchte ich, dass Ihr sein Vertrauen zurückgewinnt …« Er hob eine Hand, als Humphrey Anstalten machte, Einwände zu erheben. »Bruce ist aus purer Verzweiflung zu mir zurückgekehrt. Ich bin nicht so dumm zu glauben, dass er freiwillig irgendetwas preisgibt, was seinen Leuten schaden könnte. Er wird mir nur das verraten, was er muss, damit ich ihm auch weiterhin traue. Aber ich möchte, dass Ihr den Rest – alles, was sich für meinen bevorstehenden Feldzug als nützlich erweisen kann – aus ihm herausbekommt. Trinkt mit ihm, redet mit ihm, freundet Euch wieder mit ihm an.«
Humphrey erwiderte nichts darauf; er hatte Angst, mit etwas herauszuplatzen, das besser ungesagt blieb.
»Eines noch, Humphrey. Während Ihr Euch um Bruce’ Freundschaft bemüht, sollt Ihr herausfinden, was ihm in Irland zugestoßen ist. Er sagte, er wäre durch einen Armbrustbolzen verwundet worden. Ich will wissen, wer der oder die Angreifer waren und ob sie noch am Leben sind.«
Humphrey runzelte die Stirn, als der König hinter dem Schreibtisch hervortrat. »Darf ich den Grund erfahren, Mylord?«
Der König ging zu dem langen Tisch, um sich einen Becher Wein einzuschenken. Über ihm an der Wand presste die Ruhe ihren gemalten Fuß auf den zusammengekrümmten Körper des Zorns und schickte sich an, das Laster auszupeitschen.
»Ich möchte einfach nur wissen, was alles zu seiner Unterwerfung geführt hat«, schloss Edward, dann trank er einen Schluck Wein. »Versteht Ihr?«
»Ja, Mylord.«
»Bekommt heraus, wer ihn angegriffen hat, Humphrey. Und ob der oder die Täter noch am Leben sind.«
Robert folgte dem Diener den Gang entlang. Sein Bruder und zwei Knappen hielten sich hinter ihm. Musik und Stimmengewirr wehten ihm entgegen. Er war froh über die Abwechslung, nachdem er sich die letzten Tage lang überwiegend in seiner Unterkunft aufgehalten und auf die Entscheidung des Königs bezüglich Ulsters Vorschlag gewartet hatte. Während sich die Wände angesichts der Aussicht auf dieses Schicksal immer enger um ihn geschlossen hatten, war ihm viel Zeit zum Nachdenken geblieben – frustrierend nah bei der Abtei und jenem versiegelten schwarzen Kasten. Er fieberte einer neuerlichen Begegnung mit dem König entgegen; brannte darauf, in seinem Gesicht nach der furchtbaren Sünde zu forschen, die er hinter diesen hellen Augen vermutete. Nachdem seine Nerven bereits so angespannt waren wie die Fäden auf einem Webstuhl, hatte man ihm an diesem Morgen endlich mitgeteilt, dass er bei einem am Abend stattfindenden Fest der Gast des Königs sein würde.
Vor ihm öffneten sich die mächtigen Flügeltüren der Weißen Halle. Eine Kakophonie von Stimmen schlug Robert entgegen, zusammen mit einem willkommenen Hitzeschwall, der den letzten Rest der abendlichen Kälte vertrieb. Die Wände der Kammer und die meisten Möbelstücke waren weiß. Sie machte einen prächtigen, aber kalten Eindruck; ein winterlicher Palast, geschmückt mit in Elfenbein- und Silbertönen gehaltenen Wandbehängen, die ein Einhorn zeigten, das von Rittern verfolgt wurde. Die Jagd begann damit, dass Jäger und Hunde durch den Schnee stapften, und endete einige Behänge später mit Tod und Vernichtung. In der letzten Szene verwandelte sich das von einem kühnen Ritter niedergestreckte Einhorn in eine unter verschneiten Bäumen liegende junge Frau.
Am anderen Ende der Halle befand sich eine Galerie mit Türen, durch die Diener ein und aus gingen, darauf eine Plattform, auf der die Köpfe von Spielmännern zu sehen waren. Die metallischen Klänge einer Harfe und das Dröhnen einer Trommel wurden von den hohen Stimmen zweier junger Männer begleitet, die die Heldentaten von Parsifal und seine Suche nach dem Heiligen Gral besangen. Die Worte stiegen zu den Deckenbalken empor, während sich das Schauspiel darunter genauso gut in Camelot hätte abspielen können.
Zwei lange, mit weißem Leinen bedeckte und von mit Kissen bestückten Bänken
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