Krieger des Lichts - Palmer, P: Krieger des Lichts
für eine Bruchbude«, bemerkte Ewan statt einer Antwort.
Niall nickte. Doch der Blick, den er Olivia zuwarf, war äußerst verdrießlich. Niall kannte sie besser als je ein anderer vor ihm, bis auf Jag seltsamerweise. Niall hatte ihre Stimmungen immer überraschend genau gespürt und konnte zweifellos erkennen, dass mit ihrer Beziehung zu Jag irgendetwas nicht stimmte.
Damit würde er sich abfinden müssen.
Hawke und Kougar kamen zurück und nahmen in einem Funkenschauer blinkender Lichter wieder menschliche Gestalt an. Interessanterweise wiesen Hawkes Lichter genau wie Jags viele Farben auf, während Kougars Funken fast farblos waren. Weiß und silber und grau.
»Bericht?«, fragte Tighe.
Die Gruppe war hinter dichte Büsche getreten, wo man sie vom Haus aus nicht sehen konnte, sollte dort jemand aus dem Fenster schauen. Jag stellte sich hinter sie. Und obwohl er sie nicht berührte, spürte sie seine Körperwärme an ihrem Rücken.
»Keine Veränderung«, erwiderte Hawke. »Entweder haben sie keine Ahnung, dass wir hier sind, oder sie warten drinnen auf uns.«
Tighe nickte. »Hoffen wir mal, dass es das Erstere ist, aber wir gehen auf jeden Fall rein. Hawke und Kougar, ihr nehmt euch zusammen mit Olivia die Hintertür vor.«
»Nein«, sagte Jag unvermittelt. »Olivia bleibt bei mir.«
Olivia warf ihm einen fragenden Blick zu. Hatte er Angst, dass sie wieder anfangen könnte, Energie zu saugen und seinen Freunden damit zu schaden? Doch als sie seinem Blick begegnete, entdeckte sie dort nur eine ausgeprägte, verwirrende Fürsorge. Für sie.
Sie drehte sich wieder zu Tighe um. Ihr Herz schlug in einem seltsamen Rhythmus. Jag verwirrte sie eindeutig. Er war der letzte Mensch auf Erden, mit dem sie sich auf etwas einlassen wollte. Aber war es nicht genau das, was passiert war? Hatten sie sich nicht bereits aufeinander eingelassen?
Sie hatte plötzlich ein ganzes komisches Gefühl im Bauch, denn ihr wurde klar, dass natürlich längst eine Beziehung zwischen ihnen bestand, woran sich auch nichts ändern würde. Denn solange er der Einzige war, der ihr Geheimnis kannte, hielt er ihr Leben in seiner Hand.
Verdammt .
Tighes Blick ging zwischen ihr und Jag hin und her. Genau wie bei Niall bemerkte sie auch bei Tighe, dass er nicht recht wusste, was er von dem halten sollte, was zwischen ihnen beiden vor sich ging. Sein fragender Blick fiel auf sie, und sie nickte kurz.
Tighe zuckte die Achseln. »In Ordnung. Kougar, du übernimmst mit mir und Niall den Vordereingang. Ewan und Dee bleiben draußen, um alle aufzuhalten, die zu fliehen versuchen.«
Als Tighe dem Blick seiner Frau begegnete, konnte Olivia sehen, dass keiner von beiden begeistert von der Situation war. Delaney wollte beim Angriff mitmachen. Tighe gefiel die Vorstellung nicht, von ihr getrennt zu sein.
Doch Tighes Weigerung, seine Gefährtin mit hineinzunehmen, fand ihre vollste Zustimmung. Der Kampf mit einem Zauberer, der einen mit einem Bann belegen konnte, erforderte besondere Fähigkeiten, für die man Jahrzehnte brauchte, um sie zu erwerben. Eine Fähigkeit, die kein Mensch besaß. Delaney mochte zwar eine Kämpferin sein, doch ihr fehlte die Ausbildung, die dafür sorgte, dass sie am Leben blieb.
»Hawke, sag Bescheid, wenn du dich mit deinen Leuten postiert hast«, sagte Tighe. »Und jetzt los.«
Die Krieger verwandelten sich alle auf einmal in ihre Tiere, wobei die Katzen wieder Hauskatzengröße annahmen. Der Jaguar ging voraus, und Olivia folgte dicht hinter ihm, als sie tiefer in den Wald vordrangen, um um die Festung herumzugehen. Und immer wenn sie in Sichtweite des Hauses kamen, versteckten sie sich hinter Bäumen.
Es würde auf jeden Fall ein gefährlicher Kampf werden, ob die Zauberer sie nun kommen sahen oder nicht. Im Gegensatz zu ihnen konnten die Zauberer beim Kampf auch Magie einsetzen. Magie, die stark genug war, Seelen zu rauben, drei Geisterdämonen zu befreien, und nur der Himmel wusste, was noch. Schwarze Magie. Vielleicht sogar Dämonenzauber, obwohl das keiner so genau wusste. Sie mussten auf alles gefasst sein.
Der Regen wurde stärker, als sie sich dem Haus von hinten näherten, und Olivia fragte sich aufs Neue, ob Mutter Natur wohl wusste, was sie vorhatten.
Olivia war völlig durchnässt. Haar und Hose klebten an ihrer Haut, und durch die Risse in der Jacke war die Nässe sogar unter die Jacke gelangt. Doch sie war im fünfzehnten Jahrhundert aufgewachsen und hatte jahrelang auf sich allein gestellt ein Leben
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