Krieger des Lichts - Palmer, P: Krieger des Lichts
können, doch das tat sie nicht. Fasziniert beobachtete er, wie sie gegen sie kämpfte und ihnen mit den Messern die Herzen herausschnitt. Sie bot einen herrlichen Anblick, wie sie sich drehte und zustach und sich dabei mit der Anmut einer Tänzerin bewegte, als hätte sie eine Choreographie für den Kampf erdacht, während der Mond ihr Haar zum Schimmern brachte.
Die Drader, die dumm genug waren, sie zu beißen, starben fast umgehend. Diejenigen, die dicht an sie herankamen, hielten nur ein bisschen länger durch. Sie war eine viel wirkungsvollere Drader-Tötungsmaschine als die Krieger des Lichts.
Lyon wäre begeistert, könnte er sie so sehen.
Wenn er sie nicht auf Anhieb umbrachte.
»Jag, ich kann sie spüren.« Sie sah ihn an, und in ihrem Blick lag genauso viel Erregung, wie in ihrer Stimme mitschwang. »Ich kann jeden Einzelnen als eine Einheit von Lebenskraft spüren. Das ist früher noch nie so gewesen.«
Ein Drader hoch über ihrem Kopf verwandelte sich in eine Rauchwolke. Und dann noch ein Drader, den sie weder mit der Hand noch mit ihrem Messer berührt hatte.
»Jag.« Die Aufregung ließ ihr Gesicht strahlen und verlieh ihr eine unfassbare Schönheit. »Ich kann sie einzeln anvisieren!«
Sie richtete das Messer auf eine Gruppe von Dradern, die auf sie zugestürmt kamen und Nachrücker derjenigen waren, die sie bereits erledigt hatte. Wie ein Dirigent, der den Takt vorgibt, zuckte ihr Handgelenk, während sie nacheinander auf jeden Einzelnen zielte.
Eins, zwei, drei, vier.
Paff, paff, paff, paff.
»Es ist ein Gefühl, als wäre ich blind gewesen und könnte jetzt plötzlich sehen.« Sie grinste ihn an, und das Lächeln ließ ihr ganzes Gesicht erstrahlen. Eine riesige Faust schien sich um sein Herz zu legen, auch wenn seine Brust immer mehr schwoll.
Starkes, schönes, kostbares Mädchen.
Mein.
Er ließ sich auf den Hinterläufen nieder und beobachtete sie fasziniert, während er ihre Aufregung teilte. Sie brauchte ihn hierfür nicht. Sie war der Meister, ein Virtuose, der eine Sinfonie des Todes leitete.
Die kleinen Unholde starben zu Dutzenden, aber trotzdem stürmten die anderen weiter ohne nachzudenken auf sie ein, angezogen von ihrer therianischen Energie, ihrer wichtigsten Nahrungsquelle. Und auch sie starben.
Der Schwarm löste sich mit verblüffender Geschwindigkeit auf, bis auch der letzte Drader in einer Rauchwolke verschwand.
Olivia drehte sich schnell um die eigene Achse, dann blieb sie mit dem Gesicht zu ihm, mit in die Hüften gestützten Händen, gespreizten Beinen und einem triumphierenden Grinsen auf den Lippen stehen.
»Ich bin Superwoman.«
Jag nahm wieder seine menschliche Gestalt an und grinste sie an. »Du sahst auf jeden Fall wie Superwoman aus. Ein Ein-Frau-Drader-Vernichtungstrupp.«
»So ist es noch nie gewesen. Ich habe sie noch nie einzeln wahrnehmen können. Ich kann sogar … « Sie legte den Kopf zur Seite, und ein nachdenklicher Zug trat in ihre Miene. »Ich kann dich spüren. Deine Lebenskraft. So hell und ganz. Ich glaube … « Sie zog die Augenbrauen zusammen. »Ich glaube, ich könnte nur über dich Nahrung zu mir nehmen. Sogar wenn andere in der Nähe wären. Ich glaube, ich wäre in der Lage, nur dich anzuvisieren.«
Kurz kam ihm der Gedanke, dass ihre Worte ihn wahrscheinlich nach seinen Messern greifen lassen sollten, aber sie stellte keine Gefahr dar, außer sie hatte die Absicht dazu. Dessen war er sich genauso gewiss wie der Tatsache, dass die Sonne jeden Morgen aufging. Andernfalls hätte er sie niemals zum Haus des Lichts zurückgebracht.
Der Blick, mit dem sie ihn musterte, wurde immer durchdringender, als würde sie etwas überlegen. »Sag mir, ob du etwas spürst.«
Das tat er, er spürte, wie sie Nahrung zu sich nahm. Nicht schmerzhaft stark, aber auch nicht gerade sanft.
»Du nimmst Nahrung zu dir.«
»Ja.« Plötzlich war das Gefühl fort. »Ich frage mich … «
Wieder spürte er ein Kribbeln, doch diesmal war es anders. Fast wie ein leichtes Kribbeln von Energie, die über seine Haut strömte und dann in ihn eindrang. Die Energie begann in ihn hineinzufließen, in sein Blut, seine Muskeln. Seine Sinne schärften sich, sein Geist wurde klarer, und er war von frischer Energie erfüllt.
Er starrte sie an. »Was machst du da?« Aber er wusste es bereits.
»Wenn ich Nahrung zu mir nehme, sauge ich Energie in mich hinein. Und im Moment gebe ich sie wieder an dich ab.«
»Das spüre ich. Ich fühle mich kräftiger. Nicht dass ich
Weitere Kostenlose Bücher