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Kriegerseelen

Kriegerseelen

Titel: Kriegerseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan B. Hunt
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schien über die unzähligen Möglichkeiten nachzudenken, die ihm diese unglaubliche Entdeckung bot.
    Tyron, der Paradiesvogel unter den Kriegern, grinste über das ganze Gesicht, als er Jay auf die Schulter schlug. »Coole Sache, Kumpel. Jetzt hast du deinen eigenen Späher.«
    Valentin räusperte sich. »Jungs, wir sollten uns später über den Adler unterhalten. Jetzt heißt es antreten bei Prokojev.« Er sah unglücklich aus. »Ich habe keine Idee, wie wir Tristans Abwesenheit erklären sollen.«
    Eve lag im Bunker. Es war still, kalt und dunkel. Sie wusste, was ihr bevorstand. Prokojev würde sie foltern lassen. Er verfügte über unzählige, teilweise mittelalterliche, aber sehr wirkungsvolle Methoden jemandem Schmerzen zuzufügen. Eve war hier geboren und kannte das Procedere. Ein paar Mal war es schon vorgekommen, dass die Bewohner gezwungen waren einer Hinrichtung beizuwohnen. Seltsamerweise hatte sie keine Angst um sich selbst. Eine tiefe innere Ruhe hatte sie erfasst. Sei wusste, dass sie sterben würde. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Ihre einzige Sorge galt ihrer Tochter Juno. Entgegen aller Versuche Prokojevs, die Gefühle seiner Leibeigenen zu unterdrücken, hatte sie ihr Baby vom ersten Tag an geliebt. Peace hatte bei ihr nie die gewünschte Wirkung gezeigt. Um nicht aufzufallen, benahm sie sich wie alle anderen auch. Der Boss hatte keine Ahnung, wie viele Ondraker in Wahrheit sehr wohl Empfindungen wie Liebe, Trauer, Wut oder gar Verlangen kannten. Damit das so blieb, hatte sie keine andere Wahl gehabt, als die junge Frau zu töten. Was ihr zu schaffen machte, war, dass sie Juno darauf angesetzt haben. Jetzt war ihre Tochter auf der Flucht. Kurz vor ihrem Verschwinden hatte Juno ihr eine Botschaft überbringen lassen. Immer wieder und wieder wiederholte Eve insgeheim die Nachricht.
    »Mum, ich muss verschwinden. Ich weiß, was du getan hast, doch ich verurteile dich nicht. Es gab sicher einen Grund dafür, den ich nur nicht kenne. Ich liebe dich und hole dich raus. Das ist ein Versprechen.«
    Eve seufzte. Juno war ihre einzige Tochter. Dass Prokojev sie damals zur Umwandlung ausgewählt hatte, war ein Schock für sie gewesen. Doch noch schlimmer war die Tatsache, dass er sie danach für sich ganz allein beanspruchte und einsperrte wie ein exotisches Tier.
    Seitdem hatte die Frau ihre Tochter nicht mehr zu Gesicht bekommen. Wo war sie jetzt? Eve hoffte so sehr, dass sie in Sicherheit war und nicht versuchen würde zurückzukommen. Denn Juno konnte sie nicht retten. Die Hinrichtung war für morgen früh angesetzt und es gab nichts, was Alexej davon abhalten würde. Zusammengekauert saß sie auf dem kalten harten Steinboden, die Arme um ihre angezogenen Knie geschlungen. Lautlose Tränen rollten über ihre Wangen. Sie weinte um ihre Tochter, die sie nie wieder sehen würde und um die Menschen in Ondraka, die gezwungen waren, ein Leben zu leben, das ihnen diktiert wurde.
     
    In der Höhle saßen Juno und Tristan einander gegenüber. Beide sehnten sich nach der Nähe des anderen, doch keiner von ihnen traute sich, darüber zu sprechen. Sie sahen einander lange in die Augen, bis schließlich Juno das Schweigen brach. »Tristan, haben sie meine Mutter gefunden?«
    Der Krieger überlegte kurz, bevor er vorsichtig antwortete. »Der Boss weiß, dass es deine Mutter war, und er lässt sie suchen. Ich weiß nicht, ob er sie gefunden hat.« Er legte den Kopf schräg und sah sie fragend an. »Warum hat sie das getan? Sie steht doch unter Peace, was hätte sie für Gründe jemanden zu töten?«
    Juno wollte nach Tristans Arm fassen, zuckte jedoch zurück, bevor sie in berührte. »Ich habe noch nie mit jemandem darüber gesprochen. Aber es gibt in Ondraka einige Bewohner, die nicht unter Peace stehen. Mum gehörte dazu. Bei ihr hatte die Droge nie die Wirkung, die Prokojev beabsichtigte. Irgendeine Gefahr muss von der jungen Frau ausgegangen sein, sonst hätte sie niemals so etwas getan. Da bin ich mir ganz sicher.«
    Tristan nickte bei ihren Worten. Wenn er überrascht war von ihrer Antwort, so verbarg er es ziemlich geschickt. Das Herz des Kriegers schlug heftig in seiner Brust. Diese wunderschöne Frau anzusehen und nicht berühren zu dürfen, weckte ein Verlangen in ihm, das er unter allen Umständen unterdrücken musste. Jetzt hieß es, einen kühlen Kopf bewahren. Die Nacht war dunkel und kalt. Bis zum Sonnenaufgang waren es noch einige Stunden. Der Krieger überlegte, welche Chancen sie

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