Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
Reiterin zwei Reihen schneeweißer Zähne zu einem wissenden Lächeln.
Sie bedeutete ihnen, aufzusteigen, salutierte den vier Soldaten, wandte ihren Fuchs und preschte Richtung Sonnenaufgang davon.
Shade gab seinem Apfelschimmel ebenfalls die Sporen und hoffte, dass er nicht vom Sattel fiel. Es war ein Weilchen her, dass er geritten war und leicht verstimmt stellte er fest, dass Maerkyn eine weitaus bessere Figur dabei machte als er.
Die Reiterin drosselte irgendwann ihr Tempo und ließ die beiden Männer aufholen.
Sie reitet wie der Teufel.
Die Straße, der sie folgten, lag zwischen bestellten Feldern. Sie schwiegen zunächst, doch es war eine freundliche Stille. Nur das Klappern der Hufe ertönte.
Als sie an eine Weggabelung kamen, hielt die Reiterin an und wies in die eine Richtung. „Dieser Weg führt zur nächsten, größeren Stadt, Salza.“ Sie deutete in die andere Richtung: „Dieser hier führt ans Meer. Annehmlichkeiten und Spaß sind dort zu finden - harte Arbeit und Ehre, wenn ihr diesem Weg folgt“.
„Wir haben eine Wahl?“, rutschte es Maerkyn heraus.
„Es gibt immer eine Wahl.“
Bestimmt lenkte Shade seinen Apfelschimmel ein bisschen näher zu der namenlosen Reiterin und sagte: „Unsere Abmachung mit dem Samir lässt uns nur eine Wahl: Unsere Dienste für unsere Leben.“
Mit einem Seitenblick stellte Shade fest, dass Maerkyn amüsiert, wenn auch fragend die Augenbrauen gehoben hatte. Ob er sich an die hitzige Diskussion erinnerte, die er und Shade in der Zelle über Hörigkeit geführt hatten?
„Dienste alleine können wir nicht gebrauchen. Loyalität ist unabdingbar.“
„Ich bin ein Mann, der seine Versprechen einhält!“, knurrte Shade und drückte seinem gutmütigen Tier die Fersen in die Weichen, sodass es zuerst einige erschrockene Sätze machte, ehe es in einen gleichmäßigeren Galopp verfiel.
Er ritt gen Meer.
Wohin führt dich dein Weg? Weg von Hörigkeit – sieht nicht so aus. Aber ich verspreche es dir, Khazan. Irgendwann.
Fasziniert beobachtete Tau, wie die Eiszapfen, die sich am Fensterrahmen gebildet hatten, im Sonnenlicht glitzerten, als seien sie geschliffene Diamanten. Wassertropfen hatten sich an ihren Spitzen gebildet, verharrten zitternd einen Augenblick, bis sie zu schwer wurden, sich lösten und in die Tiefe fielen. Die Wärme der letzten Tage setzte dem Schnee und dem Eis zu. Maggy, die – obwohl immer noch klein – beinahe ihre volle Größe erreicht hatte, sprang zu ihr auf den Sims. Stürmisch bohrte sie ihren zierlichen Kopf in Taus Bauch und gab schnurrende Laute von sich.
Tau lachte vergnügt auf und begann das Kätzchen hinter den Ohren zu kraulen. In diesem Augenblick fiel die Tür ins Schloss. Maggy machte einen erschrockenen Hopser zu Tau, die sie in die Arme nahm und ihr beruhigende Worte zuflüsterte. Sie wollte Malik gerade dafür rügen, dass er sie beide erschreckt hatte, doch als sie den ernsten Ausdruck auf seinem Gesicht sah, schluckte sie die Worte hinunter und rutschte vorsichtig vom Sims.
„Du bist früh gegangen“, stellte sie nüchtern fest und ging zu ihm. Er gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und streichelte Maggy abwesend über das Köpfchen.
„Es wird schlimmer. Der ganze Hühnerbestand der Palastküche musste notgeschlachtet werden. Die Tiere haben Geschwüre bekommen und die Eier, die sie legen, sind faul. Zwei Stuten, die in dieser Nacht gefohlt haben, hatten Totgeburten. Auf den Stufen des Totentempels sind drei Kinder ausgesetzt worden. Alle wiesen Behinderungen auf.“
Malik setzte sich.
„Ich weiß nicht, wie es auf dem Land aussieht, aber ich mache mir Sorgen, Süße.“
Tau ließ Maggy, die sich von so viel Schwermut nicht beeindrucken ließ und ungeduldig in ihren Armen zappelte, zu Boden und setzte sich auf die Lehne des Sofas. Malik nannte sie Süße , weil Tau beiden falsch vorkam. Außerdem war dieser Name kein leeres Kosewort. Sie hatten rasch ihre gegenseitige Zuneigung entdeckt. Bald hatte für Tau festgestanden, dass sie diesen Ort niemals ohne Malik verlassen würde.
Gefühle, die sie nicht in sich vermutet hätte, brachen mit aller Gewalt hervor und konzentrierten sich auf den ausgeglichenen, nachdenklichen ersten Sohn des Hochkönigs. Malik schien es aus vollem Herzen zu genießen, eine andere Gesellschaft als seine stumme Dienerin Gabrielle zu haben, und brachte ihr so viel Liebe entgegen, dass sie manchmal glaubte, vor Glück zu platzen.
In den letzten Tagen bedrückten ihn
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