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Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)

Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)

Titel: Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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jedem Mal, da er zum Schwung ausholte, verletzte er Lionels Seele mehr, brachte sie der Zerstörung ein wenig näher. Er wütete wie ein Berserker, zeigte kein Erbarmen und gedachte dabei jeder Frau, die unter Lionels dreckigen Händen zu leiden gehabt hatte. Schließlich legte er die Sense weg. Der Platz sah verwüstet aus. Shade wusste jedoch, dass dies nicht ausreichen würde.
    Blumen wachsen wieder. Gras sprießt wieder.
    Wenn er eine verstorbene Seele besuchte, dann sah der Ort so verwahrlost und geschändet aus, dass sich daraus nichts erneuern konnte. Er hielt einen Moment inne und überlegte. Dann hob er grinsend die Arme und löste die Schatten auf. Sie strebten zu seinen Händen und bildeten ein sich windendes Knäuel. Shade genoss das Gefühl der Kälte, das sie an seinen Unterarmen verursachten, dann gab er ihnen den Befehl. Tausende haarfeine Fäden lösten sich vom großen Gemeinschaftsknäuel und bohrten sich in die Erde. Die abgeschnittenen Blumen und das Gras, die auf dem Boden verstreut lagen, erzitterten, mehr geschah an der Oberfläche nicht. Fingerbreiten unter dem Humus jagten die Schattenfäden durch den Boden, sprengten jeden Grassamen, den sie fanden und zerstörten Wurzeln und deren Ableger, Knollen und Zwiebeln. Als sie ihre Aufgabe vollendet hatten, kamen die Fäden zu Shade zurück. Sie spannen wieder ein undurchdringliches Netz um ihn und so verließ er die zerstörte Seele.
    Er stieg auf, landete in Dunkelheit und fiel schließlich ein wenig unsanft auf den Boden der hölzernen Plattform. Aus dem Augenwinkel sah er etwas fallen. Blitzschnell drehte er sich auf seinem Hosenboden um und sah gerade noch, wie Lionels Körper wie eine Puppe zu Boden sackte. Eine Weile hörte Shade keinen Laut. Wind zerrte an seinem Haar, und als er in den Himmel blickte, konnte er den blassen Mond erkennen, der zwischen eilig dahinziehenden, schwarzen Wolken hervorlugte. Er war sich sicher, dass diese bei Beginn des Kampfes nicht da gewesen waren.
    Langsam richtete er sich auf.
    Ein Blitz zuckte über den Himmel.
    Shonen stieg vorsichtig auf die Plattform und rief: „Shade? Lionel?“
    „Ja?“
    „Was ist passiert?“
    Mist. Was hier passiert ist, weiß ich nicht!
    Shade fuhr sich durchs Haar. Entfernt ertönte grollender Donner. Shonen bückte sich zum reglos daliegenden Lionel und fühlte dessen Puls. Sein Blick traf den des ehemaligen Ringmitgliedes, ehe er sich wieder aufrichtete und verkündete: „Lionel ist tot. Shade, komm mit mir.“
    Er sah sich nicht nach ihm um, sondern stieg von der Plattform hinunter und schritt durch die Gasse, welche die Menschenmenge für ihn gebildet hatte. Shade folgte ihm. Er vermied es, den Leuten ins Gesicht zu sehen. Ebenso blickte er nicht zum Leichnam zurück.
    Er hat es verdient. Ich fühle mich deswegen nicht schlecht.
    Jemand lief ihm nach und packte ihn an der Schulter. Es war Maerkyn. „Nicht schlecht. Was immer du getan hast, es hat gewirkt“, murmelte er.
    Shade schüttelte die Hand ab und flüsterte: „Was ist hier passiert?“
    „Was meinst du, hier? Bist du …“
    „Wir haben keine Zeit, ich erzähl dir alles später. Ich muss wissen, was hier passiert ist!“
    Die ersten großen Tropfen fielen und im Nu waren die beiden Männer bis auf die Haut durchnässt. Das Zelt des Wahids kam in Sichtweite. Shade blieb stehen und hielt seinen Freund zurück. „Sag schon! Sonst bin ich nie fähig, mich da rauszureden!“
    „Es ging sehr schnell, im einen Moment habt ihr gekämpft, im nächsten bist du gesprungen – und zwar irgendwie durch ihn hindurch. Gleichzeitig ist es finster am Himmel geworden und Wolken sind aufgezogen, wo vorher ein sternenklarer Himmel gewesen war. Lionel ist einfach in sich zusammengesackt. Das war alles.“
    Shades Blick ruhte noch ein Weilchen auf Maerkyn, dann ging er weiter. Sie erreichten den Zelteingang und mit einer gewissen Erleichterung stellte Shade fest, dass es dem ehemaligen König von Ionaen nicht in den Sinn kam, seinen Freund in diesem Augenblick zu verlassen. Durchnässt betraten sie das Zelt des Wahids. Eine Öllampe beleuchtete mit ihrem orangenen Schein die praktische Einrichtung. Der Wahid stand vor seinem Pult und hatte einen Glaskelch mit tiefrotem Wein in der Hand. Es gab keine Sitzgelegenheiten, deshalb stellten sich Shade und Maerkyn vor ihrem Vorgesetzten auf und nahmen Haltung an.
    Shonen nippte an seinem Wein und musterte die beiden über den Rand seines Glases hinweg. Schließlich ließ er dieses

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