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Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)

Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)

Titel: Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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das Firmament. Tau fühlte sich so klein und verletzlich. Ausgeliefert. Ausgestoßen. Sie war allein. Mitten in diesem Sturm. Mitten in dieser Wasserwüste. Da gewahrte sie, wie über ihr ein Licht aufleuchtete. Es raste auf sie zu und traf sie im Unterleib. Tau schrie auf, als sengende Hitze sie verbrannte und die Energie des Blitzes durch ihren Körper jagte. Von purer Agonie geschüttelt, fiel sie auf die Laken zurück. Sie wusste, dass es Zeit war, zu sterben.
    Die Schreie hatten aufgehört. Abrupt blieb Malik stehen. Er wagtenicht, zu atmen, lauschte mit aller Kraft und hoffte auf einen weiteren Schrei. Ein Krächzen, ein Wimmern. Ihm war es egal, alles war besser als diese furchtbare, allumfassende Stille. Doch diese hielt an und er sah sich gezwungen, langsam Luft zu holen. Furchtsam löste er die Hände, die er um seinen Gehstock gekrampft hatte.
    Das reicht. Ich gehe hinauf.
    Er hatte Tau vor zwei Tagen in diesen Gasthof gebracht, als sie heftige Schmerzen im Unterleib verspürt hatte. Es war zu früh. Das Kind hätte noch nicht kommen dürfen. Als ihnen klar wurde, dass sich eine Frühgeburt nicht vermeiden ließ, riefen sie einen Arzt, der Malik sofort aus dem Zimmer scheuchte. Er war in eine kleine Bibliothek gerauscht und hatte versucht, sich zu beruhigen. Anfangs war er noch froh gewesen, weggehen zu können. Er wollte nicht, dass Tau seine Furcht zu spüren bekam. Sie brauchte all ihre Stärke, um ihr gemeinsames Kind auf die Welt zu bringen. Seine Angst hätte sie verunsichert!
    Doch dann hatten die Schreie begonnen und alles, was er noch wollte, war in diesen Raum zu gelangen, um bei seiner Geliebten zu sein. Er hatte mehrmals gegen die Tür gehämmert, die jemand von innen verschlossen hatte. Schließlich war der Arzt herausgekommen und hatte ihm befohlen, den Tumult zu unterlassen. Malik war wie ein geprügelter Hund in die Bibliothek zurückgeschlichen. Der Wirt hatte ihm eine Flasche Whiskey und ein Glas gebracht und aufmunternd auf die Schulter geklopft.
    Schluck für Schluck leerte sich die Flasche, aber die Schreie hörten nicht auf.
    Aber jetzt war es still. Still wie in einem Grab. Er packte seinen Stock und ging so rasch wie möglich hinaus auf den Flur, die Treppe hoch und zu dem verschlossenen Zimmer. Kräftig schlug er an die Tür. Nichts rührte sich. Kein Laut drang zu ihm.
    Was ist passiert? Warum öffnet niemand die Tür?
    Ohne sich viel dabei zu denken, trat er einige Schritte zurück und warf sich gegen die Tür. Immer und immer wieder, bis sie seinem Gewicht nicht mehr Stand hielt. Er fiel in einem Regen aus Holzsplittern in das Zimmer und prallte schwer auf dem Boden auf. Schmerz durchzuckte seine Schulter, den er jedoch ignorierte. Sein Blick fiel auf das Bett, in dem Tau lag. Er erblickte ihr kalkweißes Gesicht und ihm fiel das erste Mal auf, wie klein und verletzlich sie wirkte. Maliks Blick wanderte zu den Schlingen, mit denen man ihre Arme am Bett festgebunden hatte, wanderte weiter bis zum Laken, das einmal weiß gewesen war und jetzt die Farbe eines zerrissenen Herzens aufwies: Rot, helles, lebenswichtiges Blut.
    „Nein!“ Er kroch über den Boden zum Bett, weil er seinen Stock verloren hatte, und kümmerte sich dabei nicht um die Holzsplitter, die sich in seine Handflächen bohrten.
    „NEIN!“
    Er war beim Bettgestell angelangt und zog sich daran hoch.
    „Nein“ , schluchzte er und umfasste Taus Hand. Sie war kalt.
    Jemand räusperte sich hinter ihm. Es war der Arzt, der zu sprechen begann, doch Malik nahm dessen Worte nur am Rande wahr. Was nützte ihm eine Erklärung. Der Mensch, der ihm auf dieser Welt am meisten bedeutete, war tot. Ihr gemeinsames Kind war tot. Die Welt bestand nur noch aus seiner Pein. Während der Arzt weiter plapperte, umklammerte Malik die leblose Hand und wiegte sich hin und her.
    Vorbei. So schnell. Meine Süße, oh meine Süße. Warum? Warum bist du mir genommen worden? Warum hat man mir euch beide weggenommen. Ich kann nicht stark sein ohne euch. Ich kann nicht mehr. Ich kann nicht noch eine Familie verlieren! Ich halt diesen Schmerz nicht mehr aus. Warum, oh warum, ihr Götter!
    Er schluchzte, weinte, flehte, betete. Unauffällig verließen Arzt und Hebamme das Zimmer, seine Trauer achtend. Doch es war ihm egal.
    Als ihn plötzlich eine Hand von hinten auf der Schulter berührte, schrie er überrascht auf. Er wandte sich halb um und starrte die Frau an, die hinter ihm stand. Sie kam ihm vage bekannt vor. Doch in jenem Moment konnte er

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